Das Gebetsleben

der Gläubigen




VERLAGSBUCHHANDLUNG BETHEL

HAMBURG


Übersetzung aus dem Englischen

von D. H. Dolman


Vorwort

Ein Reisender besuchte an einem hohen Feiertage einen heidnischen Tempel in China. Groß war die Zahl der Anbetenden vor dem scheußlichen Götzenbilde, das in einem heiligen Schrein eingeschlossen war. Der Fremde beobachtete, daß die meisten Besucher kleine Papierstreifen bei sich hatten, auf denen Gebete geschrieben oder aufgedruckt standen. Diese wickelten sie in kleine Lehmkugeln ein und bewarfen damit das Götzenbild. Er fragte nach der Veranlassung dieses seltsamen Tuns, und man sagte ihm, wenn die Lehmkugel an dem Götzenbilde haften bliebe, das Gebet gewiß erhört würde, wenn sie aber auf den Boden viele, die Gottheit das Gebet verwerfe.

Vielleicht lächeln wir über diese seltsame Art, die Erhörung des Gebetes zu erproben. ist es aber nicht eine bedauerliche Tatsache, daß viele gläubige Männer und Frauen, die zu einem lebendigen Gott beten, nur sehr wenig über das wahre, anhaltende Gebet wissen? Dabei ist das Gebet der Schlüssel, der die Tür zum Schatzhause Gottes öffnet.

Es ist nicht zu viel. gesagt, daß wahres Wachstum im inneren Leben - jeder Sieg über die Versuchung, alles Vertrauen und wahrer Friede bei Schwierigkeiten und Gefahren, die tiefe, innere Stille in Zeiten großer Verluste und Enttäuschungen, und die ständige Gemeinschaft mit Gott - von der Ausübung des verborgenen Gebetes abhängt.

Dieses Buch wurde auf Bitten anderer nach langem Zögern geschrieben. Es geht unter heißem Flehen hinaus. Möge er, der gesagt hat, „daß man allezeit beten und nicht laß werden solle”, „uns beten lehren”.

D. H. DOLMAN


Am Ostersonnabend dieses Jahres durfte Pastor D. H. Dolman, 88 Jahre alt, zur Ruhe des Volkes Gottes eingehen. Die Durchsicht dieses Buches für eine neue Auflage war seine letzte Arbeit. Dem Heimgegangenen ist die Verbreitung dieses Werkes besonders am Herzen gelegen, war er doch selber ein Mensch, der in einem kindlich gläubigen Gebetsverhältnis zu seinem Herrn und Meister gestanden hat. In dankbarer Erinnerung an den Gründer und Förderer unseres Verlages wünschen wir auch ferner diese Schule erhörlichen Gebets in die Hände vieler aufrichtiger Seelen, denen die Bitte auf dem Herzen brennt:

„Herr, lehre uns beten!”

Verlag Bethel

Im Oktober 1949


Inhalts -Verzeichnis

1.Kapitel: Gottes große Not

2.Kapitel: Wunderbare Verheißungen

3.Kapitel: „Bittet, und ich will euch geben”

4.Kapitel: Darf man um Zeichen beten?

5.Kapitel: Was ist das Gebet?

6.Kapitel: Wie soll ich beten?

7.Kapitel: Soll ich ringen im Gebet?

8.Kapitel: Erhört Gott allzeit das Gebet?

9.Kapitel: Gebetserhörungen

10.Kapitel: Wie Gott Gebete erhört

11.Kapitel: Gebetshindernisse

12.Kapitel: Wer darf beten?

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1. Kapitel

Gottes große Not

„Gott staunte.” Das ist ein ganz merkwürdiger Gedanke! Die Kühnheit dieser Vorstellung sollte gewiß die Aufmerksamkeit jedes Gläubigen, ob Mann, Frau oder Kind, wachrufen. Ein staunender Gott! Und wie überrascht wären wir, wenn wir die Ursache des "Staunens" Gottes kennen würden! Es ist offenbar nach unserer Meinung eine ganz geringfügige Sache. Wenn wir aber die Angelegenheit sorgfältig prüfen, werden wir entdecken, daß sie von größter Wichtigkeit für alle ist, die an den Herrn Jesus glauben. Nichts sonst ist so wichtig - so lebensnotwendig - für unser geistliches Wohlergehen.

Gott „staunte, daß kein Fürbitter vorhanden war”. Jes 59,16 Er sah, daß kein Mann da war,
und er wunderte sich, daß es keinen gab,
der Fürbitte tat. Da half ihm sein Arm,
und seine Gerechtigkeit, sie unterstützte
ihn.
Jesaja 59,16
Das war in grauer Vorzeit, vor dem Kommen des Herrn Jesus Christus „voller Gnade und Wahrheit” - vor der Ausgießung des Heiligen Geistes, „der unserer Schwachheit aufhilft”, „indem er selbst für uns und in uns betet”. Röm 8,26 Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer
Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir
bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der
Geist selbst verwendet sich für uns in
unaussprechlichen Seufzern.
Römer 8,26
Das war auch, ehe uns die gewaltigen Verheißungen aus dem Munde des Heilandes über das Gebet gegeben wurden. Zu der Zeit, als in den Augen der Menschen die Opfer für ihre eigenen Sünden mehr galten als die Fürbitte für andere Sünder, wußten. sie nicht viel über das Gebet.

Wie groß muß das Staunen Gottes erst in unsern Tagen sein! Denn wie wenige gibt es, die wirklich etwas von anhaltendem Gebet wissen! Jeder von uns würde behaupten, daß wir an das Gebet glauben, aber wie viele von uns glauben tatsächlich an die Macht des Gebets? Möchten wir nicht flüchtig über den Inhalt dieser Kapitel hinweglesen, denn viel - sehr viel - hängt davon ab, wie wir in uns aufnehmen, was hier vom Gebet berichtet wird.

Warum haben viele Gotteskinder so oft Niederlagen? Weil sie so wenig beten! Warum sind viele Reichgottesarbeiter so oft verzagt und entmutigt? Weil sie so wenig beten!

Warum erleben es die meisten, daß durch ihren Dienst nur so Wenige „von der Finsternis ins Licht” gebracht werden? Weil sie so wenig beten!

Warum brennen unsere Gemeinden nicht für Gott? Weil so wenig wahres Gebet in ihnen vorhanden ist!

Der Herr Jesus ist heute genau so mächtig wie früher. Ihn verlangt heute genau so danach, daß Menschen gerettet werden, Sein Arm ist nicht zu kurz, daß er nicht retten könnte. Er kann aber seinen Arm nicht ausstrecken, wenn wir nicht mehr beten - ernsthafter beten.

Wir können überzeugt davon sein, daß die Ursache unseres Mißerfolges in unserer Vernachlässigung des verborgenen Umgangs mit Gott liegt.

Wenn Gott in den Tagen des Jesaja „staunte”, brauchen wir uns nicht zu wundern, daß unser Herr in den Tagen seines Fleisches „sich verwunderte”. Er verwunderte sich über ihren Unglauben, der ihn daran hinderte, in ihren Städten irgendeine große Tat zu vollbringen, Mk 6,6 Und er wunderte sich über ihren Unglauben.
Und er zog durch die Dörfer ringsum und lehrte.
Markus 6,6

Wir dürfen aber nicht vergessen, daß deren Unglaube daher kam, daß sie keine Schönheit an ihm sahen, und sie darum kein Verlangen hatten, ihn zu begehren oder an ihn zu glauben. Wie groß muß erst seine „Verwunderung” sein, wenn er unter all denen, die ihn wirklich lieben und anbeten, so wenig findet, „die sich aufmachen,Gott zu ergreifen” Jes 64,7 Aber nun, HERR, du bist unser Vater. Wir sind
der Ton, und du bist unser Bildner, und wir
alle sind das Werk deiner Hände.
Jesaja 64,7
Kann man sich überhaupt über etwas mehr verwundern als über ein Kind Gottes, das nicht betet? Die Zeiten sind ernst und schwer. Es sind in der Tat viele Anzeichen dafür vorhanden, daß es die „letzten Tage” sind, von denen Gott verheißen hat, daß er seinen Geist ausgießen will - den Geist der Fürbitte - auf alles Fleisch Joe 3,1 Und danach wird es geschehen, daß ich meinen
Geist ausgießen werde über alles Fleisch. Und
eure Söhne und eure Töchter werden weissagen,
eure Greise werden Träume haben, eure jungen
Männer werden Gesichte sehen.
Joel 3,1
. Aber die große Mehrzahl der sogenannten Christen Weiß kaum, was „Fürbitte” ist, und viele unserer Kirchen haben nicht nur keine Gebetsstunde, sondern verurteilen ganz unverblümt solche Zusammenkünfte.

Wie sieht es in den Gemeinden aus, in denen man die wöchentliche Gebetsversammlung beibehalten hat? C. H. Spurgeon hatte die Freude, sagen zu können, daß er an jedem Montagabend eine Gebetsversammlung leitete, „die selten weniger als tausend bis zwölfhundert Teilnehmer zählte”.

Brüder, haben wir aufgehört, an das Gebet zu glauben? Wenn ihr noch eure wöchentliche Gebetsstunde haltet, ist es nicht leider so, daß die große Mehrzahl eurer Gemeindeglieder niemals daran teilnimmt? Ja, nicht einmal daran denkt, daran teilzunehmen? Warum? Wessen Fehler ist es?

„Nur eine Gebetsstunde” wie oft haben wir diese Äußerung gehört! Wie viele von den Lesern gehen wirklich gerne zu einer Gebetsversammlung? Wenn ja, ist es dann aus Freude oder nur, um eine gewisse Pflicht zu erfüllen? Verzeiht, wenn ich so viele Fragen stelle und auf das hinweise, was mir eine gefährliche Schwäche in unseren Gemeinden zu sein scheint. Wir wollen nicht kritisieren oder gar verurteilen. Das überlassen wir andern. Unser brennendes Verlangen geht dahin, die Kinder Gottes zu ermuntern, daß sie „Gott ergreifen”, wie nie zuvor. Wir wollen Mut machen, helfen und aufrichten.

Wir stehen niemals höher, als wenn wir auf den Knien liegen.

Kritisieren? Wer darf es wagen, andere zu kritisieren? Wenn wir zurückblicken und an die Gebetlosigkeit in unserem eigenen Leben denken, dann ersterben die Worte der Kritik auf unseren Lippen.

Wir glauben jedoch, daß die Zeit gekommen ist, in der ein Weckruf an den einzelnen und die Gemeinde ergehen muß - ein Weckruf zum Gebet.

Dürfen wir uns denn mit der Frage über das Gebet überhaupt beschäftigen? Eine solche Frage wäre töricht. Ist das Gebet denn nicht ein Teil und ein Kleinod aller Religionen? Und doch wage ich es zu bitten, sich mit dieser Angelegenheit ehrlich und gründlich zu beschäftigen. Glaube ich Wirklich, daß das Gebet eine Macht ist?

Ist das Gebet die größte Macht auf der Welt oder nicht? Kann das Gebet tatsächlich „die Hand bewegen, die die Welt bewegt”?

Gehen die Gebote Gottes über das Gebet mich wirklich etwas an? Gelten die Verheißungen Gottes für das Gebet auch heute noch? Wenn wir diese Fragen lesen, sagen wir alle kleinlaut: „Ja - Ja - Ja”. Wir wagen es nicht, auf eine von ihnen mit „Nein” zu antworten. Und doch!

Ist es dir jemals aufgefallen, daß unser Herr niemals einen unnötigen oder unverbindlichen Befehl gab? Glauben wir es wirklich, daß unser Herr niemals eine Verheißung aussprach, die er nicht erfüllen konnte oder nicht erfüllen wollte? Die drei großen Befehle unseres Heilandes zum Handeln heißen:

„Betet! - Tut das! - Geht hin!”

Gehorchen wir ihm? Wie oft wird sein Gebot: „Tut dies zu meinem Gedächtnis” heutzutage von unsern Predigern wiederholt! Man könnte fast meinen, daß dies sein einziger Befehl war! Wie selten werden wir an das andere erinnert „Betet” und „Geht”. Dabei hat es ohne Gehorsam gegen das „Betet” wenig oder gar keinen Zweck zu „Tun” oder zu „Gehen”.

Man kann leicht nachweisen, daß alle Erfolglosigkeit und alle Niederlagen im geistlichen Leben und in christlicher Arbeit von mangelhaftem oder ungenügendem Gebet herrühren. Wenn wir nicht recht beten, können wir auch nicht recht leben oder dienen. Das sieht im ersten Augenblick wie große Übertreibung aus, aber je länger wir im Lichte der Bibel darüber nachdenken, desto mehr werden wir von der Wahrheit dieser Behauptung durchdrungen werden.

Jetzt, wo wir uns damit beschäftigen, was die Bibelüber dieses geheimnisvolle und wunderbare Thema zu sagen hat, wollen wir versuchen, einige der Verheißungen unseres Herrn zu lesen, als wenn wir sie noch nie gehört hätten. Wird diese Betrachtung uns Segen bringen? Vor etwa zwanzig Jahren studierte ich auf einem theologischen Seminar. Eines Morgens stürzte ein anderer Student in mein Zimmer und hielt eine offene Bibel in seinen Händen. Trotzdem er sich auf seine Ordination vorbereitete, war er zu der Zeit ein ganz junges Gotteskind.

Er war auf die Universität gegangen, „trotzdem er nicht nach diesen Dingen fragte”. Beliebt, klug und gewandt, hatte er sich bereits einen Platz in den vornehmsten Kreisen der Universität erobert, als Christus ihn berief. Er nahm den Herrn Jesu als seinen persönlichen Heiland an und wurde ein tapferer Nachfolger seines Meisters. Die Bibel war ein verhältnismäßig neues Buch für ihn, und darum machte er ständig „Entdeckungen”. An jenem Tage, als er meine Stille unterbrach, rief er erregt - dabei glühte sein Gesicht vor Freude und Üeberraschung -: „Glaubst du das? Ist es wirklich Wahr?” - „Was glauben?” fragte ich, und blickte voll Erstaunen auf die offene Bibel, - „Nun dies - ” und er las voll Eifer Mt 21,21+22 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen:
Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt
und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein
das mit dem Feigenbaum Geschehene tun, sondern
wenn ihr auch zu diesem Berg sagen werdet:
Hebe dich empor und wirf dich ins Meer!
so wird es geschehen. Und alles, was immer ihr
im Gebet glaubend begehrt, werdet ihr empfangen.
Matthäus 21,21+22
: „Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt ... alles, was irgend ihr im Gebet glaubend begehrt, werdet ihr empfangen” „Glaubst du das? Ist es wahr?” - „Ja” erwiderte ich, sehr erstaunt über seine Erregung, „natürlich ist es wahr - selbstverständlich glaube ich es.”

Dabei durchzuckten allerlei Gedanken meinen Geist! „Nun, das ist eine ganz wunderbare Verheißung”, sagte er, „mir erscheint sie einfach unbegrenzt zu sein! Warum beten wir nicht mehr?” Er ging Wieder und ließ mich in Gedanken zurück. - Ich hatte jene Verse niemals so angesehen. Nachdem sich die Tür hinter dem eifrigen jungen Nachfolger des Meisters geschlossen hatte, begegnete mir mein Heiland in seiner Liebe und seiner Macht wie nie zuvor. Ich empfing eine Offenbarung über das Gebetsleben - ja, und „unbegrenzte” Macht, die nur von zwei Dingen abhing - Glauben und Gebet! Ich erschauerte, Als ich auf meine Knie sank und mich vor meinem Herrn beugte, was für Gedanken durchfluteten meinen Geist, - was für Hoffnungen und Möglichkeiten überströmten mich! Gott sprach zu mir auf außergewöhnliche Weise. Das war ein Ruf zum Gebet. Aber - zu meiner Schande sei es gesagt - ich achtete nicht auf jenen Ruf.

Warum versagte ich? Gewiß, ich betete etwas mehr als zuvor, aber es schien nicht viel zu geschehen. Warum? War es darum, weil ich sah, welch eine hohe Stufe des inneren Lebens der Heiland von denen erwartet, die erfolgreich beten wollen?

Lag es daran, weil mein Leben nicht an das Maß der „vollkommenen Liebe” heranreichte, die uns im 13. Kap. des 1. Korintherbriefes 1Kor 13 Wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel
rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes
Erz geworden oder eine schallende Zimbel. Und wenn
ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle
Erkenntnis weiß und wenn ich allen Glauben habe,
so daß ich Berge versetze, aber keine Liebe habe,
so bin ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe zur
Speisung -der Armen- austeile und wenn ich meinen
Leib hingebe, damit ich Ruhm gewinne, aber keine
Liebe habe, so nützt es mir nichts. Die Liebe ist
langmütig, die Liebe ist gütig; sie neidet nicht;
die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf,
sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht
das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet
Böses nicht zu, sie freut sich nicht über die
Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der
Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles,
sie hofft alles, sie erduldet alles. Die Liebe
vergeht niemals; seien es aber Weissagungen,
sie werden weggetan werden; seien es Sprachen,
sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie
wird weggetan werden. Denn wir erkennen stückweise,
und wir weissagen stückweise; wenn aber das
Vollkommene kommt, wird das, was stückweise ist,
weggetan werden. Als ich ein Kind war, redete
ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte
wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg,
was kindlich war. Denn wir sehen jetzt mittels
eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht
zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann
aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden
bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese
drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.
1.Korinther 13
so herrlich geschildert wird?

Denn trotz allem ist das Gebet nicht nur die Ausführung des guten Vorsatzes „zu beten”. Wie David müssen wir flehen: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz” Ps 51 Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David.
Als der Prophet Nathan zu ihm kam, nachdem er zu
Batseba eingegangen war.
Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Gnade; tilge
meine Vergehen nach der Größe deiner Barmherzigkeit!
Wasche mich völlig von meiner Schuld, und reinige mich
von meiner Sünde! Denn ich erkenne meine Vergehen, und
meine Sünde ist stets vor mir. Gegen dich, gegen dich
allein habe ich gesündigt und getan, was böse ist in
deinen Augen; damit du im Recht bist mit deinem Reden,
rein erfunden in deinem Richten. Siehe, in Schuld bin
ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.
Siehe, du hast Lust an der Wahrheit im Innern, und im
Verborgenen wirst du mir Weisheit kundtun. Entsündige
mich mit Ysop, und ich werde rein sein; wasche mich, und
ich werde weißer sein als Schnee. Laß mich Fröhlichkeit
und Freude hören, so werden die Gebeine frohlocken, die du
zerschlagen hast. Verbirg dein Angesicht vor meinen Sünden,
und tilge alle meine Schuld! Erschaffe mir, Gott, ein
reines Herz, und erneuere in mir einen festen Geist!
Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist
deiner Heiligkeit nimm nicht von mir! Laß mir wiederkehren
die Freude deines Heils, und stütze mich mit einem willigen
Geist! Lehren will ich die -von dir- Abgefallenen deine
Wege, daß die Sünder zu dir umkehren. Errette mich von
Blutschuld, Gott, du Gott meines Heils, so wird meine
Zunge deine Gerechtigkeit jubelnd preisen. Herr, tue
meine Lippen auf, daß mein Mund dein Lob verkünde.
Denn du hast keine Lust am Schlachtopfer, sonst gäbe
ich es; Brandopfer gefällt dir nicht. Die Opfer Gottes
sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und
zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.
Tue Zion Gutes in deiner Gunst, baue die Mauern Jerusalems!
Dann wirst du Lust haben an rechten Opfern, Brandopfern
und Ganzopfern; dann wird man Stiere darbringen
auf deinem Altar.
Psalm 51
, ehe wir recht beten können. Und die geisterfüllten Worte des Apostels der Liebe müssen heute genau so befolgt werden wie damals: „Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott, und was irgend wir bitten, empfangen wir von ihm” 1Jo 3,21+22 Geliebte, wenn das Herz -uns- nicht verurteilt,
haben wir Freimütigkeit zu Gott, und was immer
wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine
Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.
1.Johannes 3,21+22
.

Das ist „wahr - und ich glaube daran”. Gewiß, es ist eine unbegrenzte Verheißung, und trotzdem, wie wenig achten wir auf sie, wie wenig erwarten wir von Christus! Und unser Herr „verwundert” sich über unsern Unglauben. Wenn wir nur die Evangelien wie ein unbekanntes Buch zum ersten Mal lesen könnten, welchen Eindruck würden sie auf uns machen! Würden wir nicht „staunen” und uns „verwundern”?

Ich gebe nun den großen Weckruf an euch weiter. Werdet ihr darauf achten? Werdet ihr dadurch wachsen? Oder wird er taube Ohren finden, so daß ihr gebetarm oder gar gebetlos bleibt?

Geschwister, laßt uns aufwachen! Der Teufel blendet unsere Augen. Er versucht alles, um uns daran zu hindern, uns mit der Frage des Gebets zu beschäftigen. Diese Zeilen sind auf besondere Bitten hin geschrieben worden. Aber seitdem sind Monate verflossen. Jeder Versuch zum Schreiben ist vereitelt worden, und auch jetzt noch spüre ich ein seltsames Widerstreben. Es ist, als ob eine geheimnisvolle Macht die Hand zurückhält. Ist es uns wirklich schon einmal klar geworden, daß der Teufel nichts so sehr fürchtet wie das Gebet? Sein Ziel ist, uns am Gebet zu hindern.

Er sieht uns gerne „bis über die Ohren” in Arbeit - vorausgesetzt, daß wir nicht beten. Es stört ihn nicht, wenn wir ernste und eifrige Bibelforscher sind - vorausgesetzt, daß wir wenig beten. Jemand hat ganz richtig gesagt: „Satan lacht über unser Abmühen, spottet über unsere Weisheit, aber zittert, wenn wir beten”. Das ist uns alles nicht unbekannt - aber, beten wir wirklich? Wenn nicht, dann muß der Mißerfolg sich an unsere Fersen heften, Wieviel Anzeichen eines scheinbaren Erfolges auch vorhanden sein mögen.

Laßt uns nie vergessen, daß das Gebet das Größte ist, was wir für Gott und Menschen tun können. Denn wir können mit unsern Gebeten viel mehr ausrichten als durch unsre Arbeit. Das Gebet ist allmächtig, es kann alles vollbringen, was Gott tun kann! Wenn wir beten, wirkt Gott. Alle Fruchtbarkeit im Dienst ist die Felge des Gebets - der Gebete des Reichsgottesarbeiters oder derer, die heilige Hände für ihn aufheben. Wir alle können beten, aber vielleicht müssen viele von uns wie die Jünger damals ausrufen: „Herr, lehre du uns beten.”


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2. Kapitel

Wunderbare Verheißungen

Wenn wir bei unserem Heiland in der Herrlichkeit sind und auf unser vergangenes Leben zurückblicken, wird es uns am meisten auffallen, wie gebetlos es gewesen ist.

Wir werden vor Staunen darüber erschrecken, wie wenig Zeit wir in wahrer Fürbitte verbrachten. Dann wird es an uns sein, uns zu „verwundern”.

In seiner letzten Unterredung mit den Seinen, vor dem wunderbarsten aller Gebete, streckte der Meister immer wieder sein goldenes Zepter aus, als ob er sagen wollte: „Was ist euer Begehr? Es soll euch gewährt werden, selbst wenn es mein ganzes Königreich wäre!”

Glauben wir das? Ja, wir würden es glauben, wenn wir an unsere Bibel glauben würden! Wollen wir nicht jetzt ganz still und nachdenklich eine der Verheißungen unseres Herrn lesen, die er so oft wiederholte? Wenn wir sie noch nie gelesen hätten, würden wir bestürzt sein, weil diese Verheißung fast unglaublich erscheint. Von den Lippen eines Menschen würde sie völlig unglaublich sein. Es ist jedoeh der Herr des Himmels und der Erde, der hier spricht, und er spricht sie aus im feierlichsten Augenblick seines Lebens. Es ist am Vorabend seines Leidens und Sterbens, und darum ein Abschiedswort. O, höre darauf!

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ieh tue und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe. Und was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, auf daß der Vater verherrlicht werde in dem Sohne. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun”. Joh 14,12-14 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt,
der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere
als diese tun, weil ich zum Vater gehe. Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun,
damit der Vater verherrlicht werde im Sohn. Wenn ihr mich etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde
ich es tun.
Johannes 14,12-14

Können Worte klarer und deutlicher als diese sein? Kann je eine Verheißung gewaltiger klingen? Hat jemals einer, irgendwo oder irgendwann ein solches Angebot gemacht?

Wie überrascht müßen die Jünger gewesen sein! Gewiß mochten sie kaum ihren Ohren trauen. Aber diese Verheißung gilt auch für dich und mich.

Damit bei ihnen oder uns keine Zweifel aufkommen, wiederholt der Herr sich einige Augenblicke später. Ja, der Heilige Geist befiehlt dem Apostel Johannes, diese Worte noch einmal niederzuschreiben. „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen. Hierin wird mein Vater geehrt, daß ihr viel Frucht bringt, und werdet meine Jünger”. Joh 15,7+8 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben,
so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.
Hierin wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht
bringt und meine Jünger werdet.
Johannes 15,7+8

Diese Worte sind von solch ungeheurer Bedeutung und so wichtig, daß der Heiland der Welt sich nicht mit einer dreimaligen Wiederholung zufrieden gibt. Er legt es seinen Jüngern ans Herz, seinem Befehl „zu bitten” auch zu gehorchen. Er sagt sogar, daß ein Beweis dafür, ob sie seine „Freunde” sind, darin liegt, daß sie seinen Geboten in allen Dingen gehorchen. Joh 15,14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.
Johannes 15,14
Darum wiederholt er noch einmal seine Wünsche: „Ihr habt mich nicht auserwählt, sondern ich habe euch auserwählt und gesetzt, daß ihr hingehet und Frucht bringet, und eure Frucht bleibe, auf daß, was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er es euch gebe”. Joh 15,16 Ihr habt nicht mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt
und euch -dazu- bestimmt, daß ihr hingeht und Frucht
bringt und eure Frucht bleibe, damit, was ihr den Vater
bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe.
Johannes 15,16

Man sollte glauben, daß der Herr es ihnen nun klar genug gemacht hätte, daß sie beten sollten; daß er ihre Gebete braucht, und daß sie ohne Gebet nichts tun könnten. Aber zu unserer großen Überraschung kommt er noch eimnal darauf zurück und gebraucht fast die gleichen Worte.

„An jenem Tage werdet ihr mich nichts fragen” – d. h. Wörtlich „mich keine Frage fragen”. – „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben. Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, auf daß eure Freude völlig sei”. Joh 16,23+24 Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was ihr den
Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben.
Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet,
und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei!
Johannes 16,23

Nie zuvor hatte unser Herr solchen Nachdruck auf eine Verheißung oder ein Gebet gelegt – niemals! Diese wunderbare Verheißung ist uns sechsmal gegeben worden. Sechsmal, fast in einem Atemzuge, befiehlt der Heiland uns, zu bitten, was wir wollen. Es ist die größte, wunderbarste Verheißung, die jemals den Menschen gegeben wurde. Aber die meisten Gläubigen gehen darüber hinweg! Nicht Wahr?

Die außerordentliche Größe der Verheißung scheint uns zu überwältigen. Wir wißen aber, daß er „über die Maßen mehr, als wir erbitten oder erdenken können, zu tun vermag”. Eph 3,20 Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag,
über die Maßen mehr, als wir erbitten oder erdenken,
gemäß der Kraft, die in uns wirkt.
Epheser 3,20

Darum gibt unser geliebter Herr die Schlußermahnung, ehe er gegriffen, gebunden und gegeißelt Wird, und ehe seine Lippen am Kreuz zum Schweigen gebracht werden: „Ihr werdet bitten in meinem Namen„...”, denn der Vater selbst hat euch lieb.”. Joh 16,26 An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen,
und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für
euch bitten werde.
Johannes 16,26
Wir haben schon viel Zeit in stiller Betrachtung über die sieben Kreuzesworte unseres Herrn zugebracht. Und das ist recht. Aber haben wir schon einmal eine Stunde lang über diese siebenfache Aufforderung unseres Heilandes zum Gebet nachgedacht?

Jetzt sitzt er auf dem Throne seiner Herrlichkeit in der Höhe, und streckt das Zepter seiner Macht nach uns aus. Werden wir es anrühren und ihm unser Begehren sagen? Er bittet uns, von seinen Schätzen zu nehmen. Ihn verlangt danach, uns „nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit” zu beschenken, damit „wir durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen gestärkt” werden. Er sagt uns, daß unsere Kraft und Fruchtbarkeit von unseren Gebeten abhängen. Er erinnert uns daran, daß sogar unsere Freude von erhörten Gebeten abhängt. Joh 16,24 Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen.
Bittet, und ihr werdet empfangen,
damit eure Freude völlig sei!
Johannes 16,24

Trotzdem bringt es der Teufel bei uns dahin, daß wir das Gebet vernachläßigen! Er macht uns glauben, daß wir durch unsere Bemühungen mehr ausrichten als durch unsere Gebete – durch unseren Verkehr mit den Menschen mehr als durch unsere Fürbitte für sie.

Man kann es nicht begreifen, daß man die siebenfachen Gebote und Verheißungen des Herrn so wenig beachtet! Wie können wir es wagen, für Christus zu arbeiten, wenn wir keine Kniearbeit tun?

Erst kürzlich schrieb mir ein ernster „Reichgottesarbeiter” – ein Sonntagsschullehrer: „lch habe in meinem ganzen Leben noch keine Gebetserhörung gehabt!” Aber warum? Ist Gott ein Lügner? Ist er nicht zuverläßig? Gelten seine Verheißungen nicht? Meint er nicht das, was er sagt? Gewiß lesen viele diese Zeilen, die in ihrem Herzen genau so sprechen wie jener Reichgottesarbeiter. Payson hat recht, wenn er, ganz biblisch, sagt: „Wenn wir viel für Gott tun wollen, müßen wir viel von Gott erbitten; wir müßen Menschen des Gebets sein.” Wenn unsere Gebete nicht immer beantwortet werden, was allerdings nicht heißt, daß die Bitten unerfüllt bleiben, – kann die Ursache dafür nur bei uns liegen, niemals bei Gott. Gott will unsere Gebete gerne erhören, und er hat uns sein Wort gegeben, daß er sie beantworten will.

Mitarbeiter in Gottes Weinberg! Es ist ohne Zweifel, daß unser Herr wünscht, daß wir bitten, ja, viel bitten. Er sagt, daß wir so Gott verherrlichen! Nichts geht über die Reichweite des Gebets hinaus, was nicht über den Willen Gottes hinausgeht – und wir wollen doch nicht über seinen Willen hinausgehen.

Wir wagen es nicht zu sagen, daß die Worte des Herrn nicht wahr sind. Und doch scheinen nur wenige Christen sie wirklich zu glauben. Was hält uns zurück? Was schließt uns die Lippen? Was hindert uns daran, dem Gebet den ersten Platz einzuräumen? Zweifeln wir an seiner Liebe? Niemals! Er gab für uns sein Leben. Zweifeln wir an des Vaters Liebe? Nein. „Er selbst, der Vater, hat euch lieb”, sagte Christus, als er seine Jünger zum Gebet aufforderte.

Zweifeln wir an seiner Macht? Keinen Augenblick. Hat er nicht gesprochen: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Gehet hin ... und siehe, Ich bin immer bei euch...”? Mt 28,18-20 Und Jesus trat zu -ihnen- und redete mit ihnen
und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel
und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen
zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters
und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt
sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe!
Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung
des Zeitalters.
Matthäus 28,18-20
.

Zweifeln wir an seiner Weisheit? Mißtrauen wir seiner Macht für uns? Nicht einen Augenblick. Und doch halten so wenige seiner Nachfolger das Gebet für notwendig. Selbstverständlich würden sie das nicht zugeben, aber die Taten sprechen lauter als Worte. Fürchten wir uns davor, Gott auf die Probe zu stellen?

Er hat es uns erlaubt. „Bringet mir den Zehnten ganz in mein Kornhaus und prüfet mich hierin, spricht der Herr der Heerscharen, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle”. Mal 3,10 Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus,
damit Nahrung in meinem Haus ist! Und prüft mich
doch darin, spricht der HERR der Heerscharen,
ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen
und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß!
Maleachi 3,10
Wenn Gott uns eine Verheißung gibt, laßt uns wie Paulus kühnlich sprechen: „Ich glaube Gott Apg 27,25 Deshalb seid guten Mutes, ihr Männer! Denn ich
vertraue Gott, daß es so sein wird,
wie zu mir geredet worden ist.
Apostelgeschichte 27,25
und ihm vertraue ich, daß er sein Wort hält.”

Wollen wir nicht heute anfangen, Gebetsmenschen zu werden, wenn wir es bisher noch nicht waren? Laßt es uns nicht auf eine gelegenere Zeit verschieben. Gott Will, ich soll beten. Der Heiland wünscht, daß ich bete. Er braucht meine Gebete. So viel – in Wirklichkeit alles – hängt vom Gebet ab. Warum zögern wir? Laßt uns auf den Knien uns die Frage vorlegen: „Wenn kein Mensch auf Erden für die Errettung von Sündern inniger und öfter betete als ich, wie viele würden dann durch das Gebet zu Gott bekebrt werden?”

Verbringen wir täglich zehn Minuten im Gebet? Ist es uns so viel wert?

Täglich zehn Minuten auf den Knien im Gebet! Ist das zuviel, wenn man durch solches Bitten das Königreich des Himmels haben kann?

Zehn Minuten? Das scheint ein sehr geringer Teil unserer Zeit zu sein, um dadurch Gott zu ergreifen! Jes 64,7 Aber nun, HERR, du bist unser Vater.
Wir sind der Ton, und du bist
unser Bildner, und wir alle sind
das Werk deiner Hände.
Jesaja 64,7

Ist es zudem wirklich Gebet, wenn wir unsere Gebete „hersagen”, oder wiederholen wir nur täglich einige Sätze, die schon bedeutungslos geworden sind, und unsere Gedanken wandern dabei obendrein noch hin und her?

Wenn Gott die Worte erhörte, die wir am Morgen auf unseren Knien sprachen, würden wir es wißen? Würden wir die Erhörung merken? Erinnern wir uns überhaupt an unsere Bitten? Er erhört. Er hat uns sein Wort gegeben. Er beantwortet immer jedes Gebet des Glaubens.

Wir werden später noch sehen, was die Bibel darüber zu sagen hat. Jetzt denken wir an die Zeitdauer, die wir im Gebet verbringen.

„Wie oft beten Sie ?” wurde eine gläubige Frau gefragt. „Dreimal täglich, und außerdem den ganzen Tag”, war die schnelle Antwort. Wie viele gleichen ihr? Ist das Gebet mir nur Pflicht, oder ist es ein Vorreeht – ein Vergnügen – eine wahre Freude – ein Bedürfnis?

Wir müßen Christus in seiner Herrlichkeit und seinem Reichtum, den er uns zur Verfügung stellt, neu und tiefer erkennen. Und daneben die Welt in ihren vielen Nöten.

Es ist nicht nur erstaunlich, daß wir so wenig beten, sondern auch, daß wir von unseren Knien aufstehen können, wenn uns unsere eigene Not oder die Not unseres Hauses und unserer Lieben, die Nöte unseres Seelsorgers und der Gemeinde, die Nöte unserer Stadt – unseres Landes und der Heiden zum Bewußtsein kommen. Alle diese Nöte können durch den Reichtum Gottes in Christus Jesus behoben werden. Paulus zweifelt nicht daran – wir auch nicht. „Mein Gott erfülle alle eure Notdurft nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit in Christo Jesu” Phil 4,19 Mein Gott aber wird alles, wessen ihr bedürft,
erfüllen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit
in Christus Jesus.
Philipper 4,19
. Aber wir müßen beten, um an dem Reichtum Anteil zu bekommen, denn „derselbe Herr ist reich über alle, die ihn anrufen.Röm 10,12 Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Grieche,
denn er ist Herr über alle, und er
ist reich für alle, die ihn anrufen;
Römer 10,12

So groß ist die Bedeutung des Gebets, daß Gott schon im voraus auf alle Entschuldigungen oder Einwände, die wir vielleicht machen könnten, eingegangen ist.

Die Menschen berufen sich auf ihre Schwachheit oder Unzulänglichkeit – oder sie erklären, sie können nicht beten.

Gott sah diese Unfähigkeit lange voraus. Darum ließ er Paulus durch den Heiligen Geist sagen: „Desgleiehen aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht,was wir bitten sollen, wie sich’s gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich für uns mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für Heilige, Gott gemäß.” Röm 8,26.27 Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an;
denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt,
aber der Geist selbst verwendet sich -für uns- in
unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen
erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist, denn er
verwendet sich für Heilige Gott gemäß.
Römer 8,26+27

Es ist in allem für uns gesorgt. Aber nur der Heilige Geist kann uns „ermuntern, Gott zu ergreifen”. Wenn wir nur dem Zuge des Geistes gehorchen wollten, würden wir gewiß dem Beispiel der Apostel folgen, die „sich dem Gebet hingaben” und „im Gebet verharrten.” Apg 6,4 Wir aber werden im Gebet und im Dienst
des Wortes verharren.
Apostelgeschichte 6,4

Wir können fest davon überzeugt sein, daß der Einfluß eines Menschen nicht von seiner Gewandtheit, von seinem Eifer, seiner Rechtgläubigkeit oder Energie abhängt, sondern von seinen Gebeten. Wir gehen noch weiter und sagen, daß niemand recht leben kann, der nicht recht betet.

Wir können von morgens bis abends für Christus arbeiten; Wir mögen viel Zeit zum Bibelstudium verwenden, wir können in unserer Wortverkündigmng ernst, treu und „annehmbar” sein, auch in der Seelsorge; aber keines von diesen wird wirklich fruchtbar sein, wenn wir nicht viel beten. Wir werden wohl voll guter Werke sein, aber nicht „Fruchtbringen in jedem guten Werk”. Kol 1,10 um des Herrn würdig zu wandeln zu allem Wohlgefallen,
fruchtbringend in jedem guten Werk und wachsend durch
die Erkenntnis Gottes,
Kolosser 1,10
Wer wenig Zeit für Gott im Gebet hat, mit dem wird Gott im Dienst nicht sein können. Viel verborgenes Gebet ist gleichbedeutend mit großer öffentlicher Vollmacht. Ist es aber leider nicht so, daß trotz unserer vollkommenen Organisation unser Ringen im Gebet gleich Null ist?

Die Mensehen wundern sich, warum die Erweckung noch nicht anbricht. Sie kann nur durch eines aufgehalten werden: den Mangel an Gebet. Jede Erweckung ist die Frucht des Gebets gewesen. Manchmal sehnt man sich nach der Stimme eines Erzengels; aber was würde das nützen, wenn selbst die Stimme Christi uns nicht zum Gebet zu ermuntern vermag? Wir fühlen, daß etwas geschehen muß, und wir glauben, daß der Heilige Geist die Menschen aufruft, sich und andere an die Worte und Macht Christi zu erinnern. Meine Worte können niemanden von dem Wert des Gebets überzeugen, noch von der Notwendigkeit und Allmacht desselben.

Diese Zeilen gehen aber hinaus, eingetaucht in das Gebet, daß der Heilige Geist selbst die gläubigen Männer und Frauen von der Sünde der Gebetlosigkeit überführen wolle und sie auf ihre Knie treibe, um Tag und Nacht in heißer, anhaltender Fürbitte zu Gott zu rufen! Der Herr Jesus in seiner Herrlichkeit ruft uns zu, auf unsere Knie zu sinken und um den Reichtum seiner Gnade zu bitten.

Niemand darf einem andern vorschreiben, wieviel Zeit er im Gebet verbringen soll. Ich meine auch nicht, daß man ein Gelübde ablegen müßte, wieviele Minuten oder Stunden man täglich beten will, Gewiß, die Bibel befiehlt: „Betet ohne Unterlaß”. Damit ist aber offenbar die „Gebetshaltung”, ja, die ganze Lebenshaltung gemeint.

Hier sprechen wir von der eigentlichen Gebetsübung. Hast du dir jemals die Dauer deiner Gebete gemerkt? Ich glaube, die meisten Leser würden überrascht und bestürzt sein, wenn sie die Zeit beobachteten!

Vor einigen Jahren fing ich an, mich mit dieser Frage zu beschäftigen. Es wurde mir klar, daß ich täglich wenigstens eine Stunde im Gebet verbringen müßte, und ich schrieb jeden Tag einen Bericht über mein Gebetsleben. Nach einiger Zeit begegnete mir ein Arbeiter, der von Gott viel gebraucht wurde. Auf die Frage, worauf er seinen Erfolg zurückführe, antwortete der Mann ruhig: „Nun, ich könnte nicht ohne zwei Stunden stillen Gebets täglich auskommen”

Dann begegnete mir ein geisterfüllter Missionar, der sehr demütig von den wunderbaren Taten Gottes durch seinen Dienst erzählte. (Man merkte, daß er dem Herrn allein die Ehre gab.) „Ich finde es oft notwendig”, sagte dieser Missionar, „vier Stunden täglich dem Gebet zu widmen.”

Wir gedenken daran, wie der größte aller Missionare manchmal ganze Nächte im Gebet verbrachte. Warum? Unser Herr betete nicht nur, um uns ein Beispiel zu geben. Er tat nie etwas nur als Beispiel. Er betete, weil er das Gebet brauchte. Als vollkommener Mensch war das Gebet für ihn eine Notwendigkeit. Wieviel mehr ist es für dich und mich notwendig?

„Vier Stunden täglich beten!” rief ein Mann aus, der sein Leben in den Dienst der ärztlichen Mission gestellt hatte. „Vier Stunden? Gebt mir zehn Minuten, und das genügt mir!” Das war ein ehrliches und tapferes Bekenntnis – wenn auch ein betrübendes. – Aber, wenn einige von uns so ehrlich sprechen wollten – ?

Es war nicht Zufall, daß diese Männer meinen Weg kreuzten. Gott redete durch sie. Es war ein erneuter „Ruf zum Gebet”, von dem „Gott der Geduld”, der auch ein „Gott des Trostes” ist. Röm 15,5 Der Gott des Ausharrens und der Ermunterung
aber gebe euch, gleichgesinnt zu sein untereinander,
Christus Jesus gemäß,
Römer 15,5
Als ich ihre Botschaft innerlich erfaßt hatte, kam mir, wie man so sagt, „zufällig” ein Buch in die Hand.

Es erzählte kurz und schlicht die Geschichte von Johannes Hyde – „dem betenden Hyde”, wie er genannt wurde. So wie Gott Johannes den Täufer sandte, um den Weg des Herrn bei seinem ersten Kommen zu bereiten, so sandte er in diesen Tagen Johannes den Beter, um den Weg für seine Wiederkunft zu bereiten. „Betender Hyde”, was für ein Name! Wenn man von diesem wunderbaren Gebetsleben liest, kommt einem unwillkürlich die Frage: „Habe ich überhaupt schon gebetet?”

Ich fand, daß andere dieselbe Frage stellten. Eine Dame, die wegen ihrer treuen Fürbitte bekannt ist, schrieb mir: „Als ich das Buch aus der Hand legte, kam mir der Gedanke, daß ich noch nie in meinem Leben wirklich gebetet habe!”

Ich möchte jetzt mit der Frage schließen: Werden wir vor Gott auf die Knie sinken und es seinem Heiligen Geist erlauben, uns völlig zu durchforschen? Sind wir aufrichtig? Verlangt uns danach, Gottes Willen zu tun? Glauben wir wirklich an seine Verheißungen? Wenn ja, sollten wir dann nicht dahin kommen, daß wir mehr Zeit auf unseren Knien vor Gott zubringen? Gelobe nicht, „so lange” täglich zu beten. Faße wohl den Entschluß, viel zu beten, aber das Gebet, das etwas wert sein soll, muß von innen heraus kommen und nicht gezwungen sein.

Wir dürfen dabei nicht vergeßen, daß der bloße Entschluß, mehr Zeit im Gebet zu verbringen und die Unlust zum Gebet zu überwinden, auf die Dauer nicht ausreicht, wenn nicht eine völlige und bedingungslose Hingabe an den Herrn Jesus Christus hinzukommt. Wenn wir den Schritt noch nicht getan haben, sollten wir ihn jetzt tun, um Gebetsmenschen zu werden.

Ich bin völlig überzeugt von dem Einen: Gott wünscht, daß ich bete, wünscht, daß du betest. Die Frage ist nun, sind wir willig zum Gebet?

Barmherziger Heiland, gib uns die Fülle des Heiligen Geistes, damit wir in Wahrheit „kniende Gotteskinder” werden!


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3. Kapitel

„Bittet, und ich will

euch geben„

Gott will, daß ich bete, daß ich viel bete – weil aller Erfolg des geistlichen Dienstes vom Gebet abhängig ist.

Ein Prediger, der wenig betet, kann vielleicht einige Erfolge seiner Arbeit sehen. Wenn es so ist, dann aus dem Grunde, weil irgend jemand irgendwo für ihn betet. Die „Frucht” gehört dem Beter, nicht dem Prediger. Wie überrascht werden manche von uns Predigern an jenem Tage sein, wenn der Herr „einen jeglichen nach seinen Werken belohnen wird”. „Herr!. Hier sind die, die durch mich den Weg zu dir gefunden haben. Ich leitete die Arbeit, in der so viele zur Gemeinde hinzukamen.” O ja, – ich predigte, lud ein, überzeugte; aber war „ich” es, der betete?

Jeder Bekehrte ist die Frucht des Wirkens des Heiligen Geistes als Antwort auf das Gebet irgendeines Gläubigen.

O Gott, bewahre uns vor solcher Überraschung Herr, lehre du uns beten!

Wir haben gehört, wie Gott seine Kinder dringend zum Gebet aufruft. Wie folge ich dem Rat? Kann ich mit Paulus sagen: ich „bin dem himmlischen Gesicht nicht ungehorsam”? Wir sagen es noch einmal, wenn es im Himmel Reue gibt, dann werden wir am meisten bereuen, daß wir so wenig wirkliche Fürbitte taten, als wir auf der Erde waren.

Denke an die ungeheuren Möglichkeiten des Gebets! „Bitte von mir und ich will dir die Heiden zum Erbteil geben, und die äußersten Enden der Erde zum Besitztum” Ps 2,8 Fordere von mir, und ich will dir die Nationen zum
Erbteil geben, zu deinem Besitz die Enden der Erde.
Psalm 2,8
. Viele Gläubige werden nicht müde, die kleinen Einzelheiten ihres Lebens Gott im Gebet zu bringen, aber neun Zehntel von ihnen denken nie daran, für die Heiden zu beten!

Man ist erstaunt, wie wenig Freudigkeit Gotteskinder oft zum Gebet haben. Vielleicht erfuhren sie niemals, daß ihre Gebete erhört wurden.

Bei diesem Kapitel habe ich etwas Unmögliches unternommen. Was ist das? Ich möchte gerne jedem Leser die Macht des Gebets in Herz und Gewissen schreiben. Ich wage es, das als etwas „Unmögliches” zu bezeichnen; denn, wenn Menschen den Verheißungen und Geboten des Herrn nicht glauben und danach tun, wie können wir erwarten, sie durch menschliche Ermahnungen zu überzeugen?

Erinnert ihr euch noch, daß der Herr seine Jünger bat zu glauben, daß er im Vater und der Vater in ihm sei? Er fügte hinzu: „Wenn ihr meinen Worten darüber nicht glauben könnt, so glaubt mir um der Werke willen” Joh 14,11 Glaubt mir, daß ich in dem Vater bin und
der Vater in mir ist; wenn aber nicht,
so glaubt um der Werke selbst willen!
Johannes 14,11
. Das klang, als wenn er sagen Wollte: „Wenn meine Person, mein heiliges Leben und meine wunderbaren Worte keinen Glauben an mich wecken, dann seht meine Werke an; sie genügen gewiß,um Glauben zu wecken. Glaubt an mich auf das hin, was ich tue.”

Dann fuhr er fort zu verheißen, daß sie größere Werke als diese tun sollten, wenn sie nur glaubten. Nach dieser Äußerung gab er ihnen die erste der sechs wunderbaren Verheißungen über das Gebet. Daraus folgt der Schluß, daß die größeren Werke nur als Folge des Gebets getan werden können.

Darf der Jünger die Methode des Meisters anwenden? Mitarbeiter im Reiche Gottes, wenn du die gewaltigen Verheißungen des Herrn über das Gebet nicht faßen und ihnen nicht glauben kannst, willst du nicht „um der Werke willen” an sie glauben? Das heißt, um seiner „größeren Werke” willen, die Männer und Frauen heute vollbringen – oder vielleicht besser ausgedrückt: die der Herr Jesus tut als Antwort auf ihre fürbittende Mitarbeit?

Was wollen wir? Welches ist unser wahres Lebensziel? Gewiß verlangt uns am meisten danach, im Dienst des Meisters wirklich fruchtbar zu sein. Wir suchen keine Stellung, Ehre oder Macht. Aber wir möchten brauchbare Knechte sein.

Dann müßen wir viel beten. Gott kann mehr durch unsere Gebete als durch unser Predigen ausrichten. Gordon sagte einmal: „Du kannst mehr tun als beten, nachdem du gebetet hast, aber du kannst niemals mehr tun als beten, bevor du gebetet hast.” Wenn wir das nur glauben wollten!

Eine Missionarin in Indien war durch den Mißerfolg ihres Lebens und ihrer Arbeit niedergeschlagen. Trotz ihrer Hingabe kamen durch ihren Dienst keine Bekehrungen zustande.

Der Heilige Geist schien zu ihr zu sagen: „Bete mehr.” Aber sie Widerstrebte seinem Wirken eine geraume Zeitlang. „Endlich”, sagte sie, „widmete ich einen großen Teil meiner Zeit dem Gebet. Ich tat es mit Furcht und Zittern, ob meine Mitarbeiter mich wegen Vernachläßigung meiner Arbeit tadeln würden. Nach einigen Wochen sah ich, daß Männer und Frauen Christus als ihren Heiland annahmen. Noch mehr: der ganze Bezirk wachte bald auf, und der Dienst aller anderen Missionare war gesegnet wie nie zuvor. Gott tat in sechs Monaten mehr, als ich in sechs Jahren getan hatte. „Und”, fügte sie hinzu, „niemand beschuldigte mich jemals, daß ich meine Pflicht versäumte”. Eine andere Missionarin vernahm den gleichen Ruf zum Gebet. Sie fing an, viel Zeit dem Gebet zu widmen. Von außen erhob sich kein Widerstand, aber er kam von innen. Sie hielt trotzdem durch, und innerhalb von zwei Jahren war die Zahl der Getauften um das Sechsfache gestiegen!

Gott verhieß, „daß er den Geist der Gnade und des Gebets auf alles Fleisch ergießen wollte” Joe 3,1 Und danach wird es geschehen, daß ich
meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch.
Und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen,
eure Greise werden Träume haben, eure jungen
Männer werden Gesichte sehen.
Joel 3,1
. Wieviel besitzen wir von dem „Geist des Gebets”? Wir müßen den Geist um jeden Preis besitzen. Aber wenn wir unsere Zeit nicht mit Flehen zubringen wollen, muß Gott uns ja seinen Geist vorenthalten, und wir werden unter die gerechnet, welche „dem Geist widerstreben”, vielleicht sogar den Geist dämpfen. Hat unser Herr den Heiligen Geist nicht denen verheißen, die darum bitten? Lk 11,13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern
gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird der Vater,
der vom Himmel -gibt, den- Heiligen Geist geben denen,
die ihn bitten!
Lukas 11,13
.

Ob uns darin nicht viele Gotteskinder, die aus dem Heidentum hervorgegangen sind, beschämen?

Als ich vor einigen Jahren in Indien war, hatte ich die große Freude, etwas von der Arbeit Pandita Ramabais zu sehen. Sie hatte ein Internat mit 1500 Hindumädchen. Eines Tages kamen einige der Mädchen mit ihrer Bibel zu einer Missionarin und fragten sie, wie Lk 12,49 Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen,
und wie wünschte ich, es wäre schon angezündet!
Lukas 12,49
zu verstehen wäre. „Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer anzünde auf Erden; was wollte ich lieber, denn es brennete schon!” Die Missionarin versuchte sie mit einer unbestimmten Antwort abzuspeisen, da sie die Worte selbst nicht recht verstand. Aber sie gaben sich nicht zufrieden und beschloßen, um das Feuer zu beten. Als sie beteten, kam das himmlische Feuer über sie. Ein Pfingsten von oben wurde ihnen geschenkt. War es ein Wunder, daß sie weiter beteten?

Einige dieser Mädchen, die Gott mit dem „Geist des Gebets” erfüllt hatte, kamen in das Missionshaus, in dem ich einige Wochen verweilte. „Dürfen wir hier bei euch bleiben und für eure Arbeit beten?” fragten sie. Der Missionar nahm den Vorschlag nicht mit Begeisterung an. Er dachte, die Mädchen gehörten in die Schule und sollten nicht im Lande „umherziehen”. Aber sie baten nur um einen Raum, wo sie beten konnten. So wurde ihnen die Bitte gewährt, und der Missionar setzte sich gedankenvoll zum Abendessen nieder. Im Laufe des Abends suchte ihn ein eingeborener Pastor auf. Er brach völlig zusammen. Er erklärte, während ihm die Tränen über die Wangen liefen, daß Gottes Heiliger Geist ihn seiner Sünde überführt hätte, so daß er sich gezwungen fühlte, sein Unrecht öffentlich zu bekennen. Ihm folgte ein Christ nach dem andern, und jeder empfand tiefe Reue über seine Sünde.

Es folgte eine reiche Segenszeit. Abgefallene kehrten um, Gotteskinder heiligten sich, und Heiden wurden hinzugetan – alles, weil einige Mädchen beteten.

Gott sieht keine Person an. Wenn jemand auf seine Bedingungen eingeht, dann löst er gewiß seine Verheißungen ein. Brennt uns nicht das Herz, wenn wir von Gottes wunderbarer Macht hören? Und diese Macht ist für uns, wenn wir darum bitten! Ich weiß, daß es „ Bedingungen” gibt. Aber du und ich können sie in der Kraft Christi erfüllen.

Auch die von uns, die nicht das Vorrecht haben, Gott in Indien oder auf anderen Missionsfeldern zu dienen, können doch Anteil an den gleichen Segnungen haben. Als die Erweckung in Wales ihren Höhepunkt erreicht hatte, schrieb ein Missionar in die Heimat und bat darum, daß man für Indien den gleichen Segen erbitten möge. Daraufhin kamen die Bergleute eine halbe Stunde vor Tagesanbruch am Grubeneingang zusammen und beteten für ihren Bruder in der Ferne. Nach einigen Wochen erreichte die Freudenbotschaft die Heimat: „Der Segen ist gekommen!”

Ist es nicht herrlich zu wissen, daß wir durch unsere Gebete Segensströme auf Indien, Afrika oder China herabflehen können, so wie wir die wenigen Tropfen erbitten, die wir für uns persönlich gebrauchen?

Viele von uns werden sich an die wunderbaren Taten Gottes in Korea erinnern, die vor wenigen Jahren als Antwort auf das Gebet dort geschahen. Einige Missionare beschloßen, jeden Mittag zum Gebet zusammenzukommen. Nach einem Monat schlug ein Bruder vor, die Gebetsversammlungen abzubrechen, „da nichts geschehen” sei. „Wir können daheim beten, so wie wir Zeit haben”, sagte er. Aber die andern widersprachen und meinten, daß man lieber noch mehr Zeit im Gebet verbringen sollte. So setzten sie die täglichen Gebetsversammlungen vier Monate lang fort. Dann wurde der Segen ausgegoßen. Die Gottesdienste wurden hin und her durch Schluchzen und Sündenbekenntnisse unterbrochen. Schließlich brach die Erweckung durch. An einem Ort stand der erste Gemeindeälteste auf und bekannte im Gottesdienst, daß er von dem verwalteten Geld einer Witwe einhundert Dollar entwendet hatte. Sofort legte sich ein tiefes Sündenbewußtsein über die ganze Versammlung. Der Gottesdienst wurde erst um zwei Uhr morgens beendet. Gottes wunderbare Macht wurde wie nie zuvor gespürt. Nachdem erst die Gemeinde gereinigt war, kamen viele Sünder zur Bekehrung.

Große Scharen kamen aus Neugier in die Kirchen. Einige wollten spotten, aber Furcht kam über sie, und sie blieben zum Gebet zurück. Unter den „Neugierigen” befand sich der Anführer einer Räuberbande.

Er wurde überführt und bekehrt. Er ging sofort zur Gerichtsbebehörde und stellte sich. „Es hat dich niemand angeklagt”, sagte der erstaunte Richter, „du beschuldigst dich selbst! Wir haben in Korea kein Gesetz für deinen Fall” So entließ er ihn.

Einer der Missionare erklärte: „Es hat sich gelohnt, einige Monate im Gebet zu verbringen. Denn als Gott seinen Heiligen Geist sandte, tat er an einem halben Tage mehr als alle Missionare zusammen in einem halben Jahr.” In etwa zwei Monaten hatten sich mehr als 2000 Heiden bekehrt. Der brennende Eifer der Bekehrten wurde sprichwörtlich. Einige gaben ihre ganze Habe, um eine Kirche zu bauen, und weinten, weil sie nicht mehr geben konnten. Man braucht nicht zu sagen, daß sie die Macht des Gebetes erlebten. Diese Bekehrten waren selbst mit dem „Gebetsgeist” getauft. In einer Gemeinde wurde bekanntgegeben, daß jeden Morgen um 4 Uhr 3o eine Gebetsstunde gehalten werden sollte. Am ersten Tage erschienen 400 Leute lange vor der festgesetzten Zeit – um zu beten! Die Zahl wuchs schnell auf 600. In Seoul ist die Durchschnittsbeteiligung an der wöchentlichen Gebetsversammlung 1100.

Heiden kamen, um zu sehen, was dort geschah. Sie riefen voller Verwunderung aus: „Der lebendige Gott ist unter euch!” Jene armen Heiden sahen, was viele Christen nicht bemerken. Sagte Christus nicht: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen”? Mt 18,20 Denn wo zwei oder drei versammelt sind
in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.
Matthäus 18,20
. Was in Korea möglich ist, kann auch bei uns geschehen. Gott sieht die Person nicht an. Er sehnt sich danach, uns zu segnen, seinen Heiligen Geist auf uns auszugießen.

Wenn wir also – in unserem sogenannten christlichen Lande – wirklich an das Gebet glauben, das heißt an die herrlichen Verheißungen unseres Herrn, würden wir die Gebetsversammlung Versäumen? Wenn uns die verlorenen Tausende daheim und die Zehntausende in den Heidenländern nur etwas auf dem Herzen lägen, könnten wir unsere Gebete zurückhalten? Entweder denken wir nicht, oder wir würden mehr beten. „Bittet von mir ich will gewähren”, sagt der allmächtige, alliebende Gott, und wir beachten seine Worte kaum!

Wahrlich, die Gotteskinder aus den Heiden beschämen uns. Auf meinen Reisen kam ich nach Kawal Pindi in Nordwest–Indien. Und was geschah dort? Einige der Mädchen von Pandita Ramabai kamen dorthin. Kurz vorher hatte Pandita Ramabai zu ihren Mädchen gesagt:„Wenn es irgendeinen Segen in Indien gibt, wir können ihn haben. Laßt uns Gott bitten, daß er uns sagt, was wir tun sollen, um ihn zu erhalten.”

Als sie ihre Bibel las, blieb sie bei den Worten stehen:„Wartet auf die Verheißung des Vaters..., ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist” Apg 1,4-8 Und als er mit ihnen versammelt war, befahl
er ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen,
sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten - die
ihr, -sagte er-, von mir gehört habt; denn Johannes
taufte mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist
getauft werden nach diesen wenigen Tagen. Sie nun,
als sie zusammengekommen waren, fragten ihn und sagten:
Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?
Er sprach zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder
Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seiner eigenen
Vollmacht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen,
wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet
meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz
Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.
Apostelgeschichte 1,4-8
. „Warten! Nun das haben wir getan”, rief sie. „Wir haben gebetet, aber nicht erwartet, daß wir heute mehr gesegnet würden als gestern!” Wie sie beteten! Eine Gebetsversammlung dauerte sechs Stunden! Und was für wunderbare Segnungen gab Gott als Antwort auf ihre Gebete!

Als einige der Mädchen in Kawal Pindi weilten, sah eine Missionarin um Mitternacht aus ihrem Zelt und bemerkte in einem der Zelte Licht – etwas, was den Mädchen nicht erlaubt war. Sie ging dorthin und fand das jüngste der Mädchen, eine Fünfzehnjährige, in der Ecke des Zeltes auf den Knien, mit einer Kerze in der einen Hand, und in der anderen eine Liste mit Namen zur Fürbitte. Sie hatte 500 Namen auf ihrer Liste – 500 von den 1500 Mädchen in Pandita Ramabais Schule. Stunde um Stunde nannte sie Gott die einzelnen. Kein Wunder, daß Gottes Segen herniederkam, wohin die Mädchen kamen, und auf die, für die sie beteten.

Pastor Ding Li Mai in China hat die Namen von 1000 Studenten auf seiner Gebetsliste. Viele hunderte sind durch seine Gebete für den Herrn gewonnen worden und so eifrige Christen, daß viele von ihnen in die Reichgottesarbeit gegangen sind.

Es würde leicht sein, noch viele Geschichten von Segnungen als Antwort auf Gebete hinzuzufügen. Aber wir brauchen es nicht zu tun. Ich weiß, Gott will, daß ich bete. Ich weiß, Gott will, daß du betest.

Wenn es irgendeinen Segen in Christus gibt, wir können ihn haben. „Gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen in himmlischen Gütern durch Christum” Eph 1,3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres
Herrn Jesus Christus! Er hat uns gesegnet
mit jeder geistlichen Segnung in der
Himmelswelt in Christus,
Epheser 1,3
. Gottes großes Schatzhaus ist voll von Segnungen. Aber nur das Gebet kann die Tür öffnen. Es ist der Schlüssel, und der Glaube dreht den Schlüssel um und öffnet die Tür und ergreift den Segen. Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Und ihn sehen, heißt recht beten.

Sieh! Wir – du und ich – sind wieder am Scheidewege angelangt. All unser vergangenes Versagen, unsere Untüchtigkeit und Unzulänglichkeit, unsere Fruchtlosigkeit im Dienst, kann jetzt für immer verbannt werden, wenn wir nur dem Gebet den gebührenden Platz einräumen. Tu es heute. Warte nicht auf eine gelegenere Zeit.

Wir können es haben, wenn wir die rechte Entscheidung treffen. Wahrlich, Gott ist ein wunderbarer Gott! Eines der wunderbarsten Dinge in ihm besteht darin, daß er sein Alles dem Gebet des Glaubens zu Verfügung stellt. Das gläubige Gebet aus einem gereinigten Herzen geht niemals fehl. Gott hat uns sein Wort dafür gegeben. Aber noch erstaunlicher ist die betrübende Tatsache, daß gläubige Männer und Frauen entweder nicht an Gottes Wort glauben oder es nicht ausprobieren.

Wenn Christus alles in allem ist, wenn er Heiland, Herr und König unseres ganzen Seins ist, dann ist er es, der unsere Gebete betet. Er lebt „immerdar und bittet für sie”. O, daß wir den Herrn zum „Staunen” brächten, nicht über unseren Unglauben, sondern über unseren Glauben! Wenn unser Herr sich wieder „verwundert” und von uns sagt: „Wahrlich, solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden” Mt 8,10 Als aber Jesus es hörte, wunderte er sich und
sprach zu denen, die nachfolgten: Wahrlich,
ich sage euch, bei keinem in Israel habe ich
so großen Glauben gefunden.
Matthäus 8,10
, dann wird die „Lähmung” in Kraft umgewandelt werden.

Ist der Herr nicht gekommen, um ein Feuer in uns anzuzünden? „Brennen” wir schon? Kann er uns noch nicht so gebrauchen wie die Kinder in Khedgaon? Gott sieht keine Person an. Wenn wir demütig und gläubig sprechen können: „Christus ist mein Leben” Phil 1,21 Denn das Leben ist für mich Christus
und das Sterben Gewinn.
Philipper 1,21
, wird er seine wunderbare Macht nicht in uns offenbaren?

Einige von uns haben von dem „betenden Hyde” gelesen. Wahrlich, seine Fürbitte wandelte vieles um. Viele haben uns erzählt, daß sie tief bewegt waren, wenn Johannes Hyde betete. Sie waren bis ins Innerste getroffen, wenn er nur den Namen „Jesus! –– Jesus! –– Jesus!” aussprach, und Liebesmacht und Liebeskraft kam über sie.

Aber es war nicht Johannes Hyde, es war der Heilige Geist, den ein Gott hingegebener Mann, der von ihm erfüllt war, auf seine Umgebung herniederzog. Können wir nicht alle „betende Hydes” werden? Du sagst: „Nein! Er hatte eben die besondere Gabe des Gebets.” Das mag sein. Aber wie erhielt er sie? Er war vorher auch nur ein Durchschnittschrist –– wie jeder von uns.

Hast du gelesen, daß er, menschlich gesprochen, sein Gebetsleben den Gebeten eines Freundes seines Vaters verdankte? Dieser Punkt ist von größter Bedeutung und kann womöglich dein ganzes Leben beeinflußen. Johannes Hyde befand sich auf einem Schiff, um als Missionar nach Indien auszureisen. Er sagt selbst darüber: „Mein Vater hatte einen Freund, der den Wunsch hatte, Missionar zu werden, aber nicht hinausziehen konnte. Dieser Freund schrieb mir einen Brief auf das Schiff. Ich erhielt ihn einige Stunden vor dem Verlassen des Hafens von New York. Es waren nicht viele Worte, aber ihr Inhalt war folgender: „Ich werde nicht aufhören, für Dich, lieber Johannes, zu beten, bis Gott Dich mit Seinem Heiligen Geist erfüllt hat.” Als ich den Brief gelesen hatte, knitterte ich ihn zusammen und warf ihn auf den Boden. Glaubte dieser Freund, daß ich die Fülle des Geistes nicht empfangen hätte oder daß ich nach Indien ohne diese Ausrüstung gehen wollte? Ich war ärgerlich. Aber allmählich gewann ein besseres Urteil die Oberhand, ich hob den Brief auf und las ihn noch einmal. Vielleicht brauchte ich noch etwas, was ich nicht empfangen hatte. Ich ging auf Deck hin und her, während es in mir tobte. Ich fühlte mich recht unbehaglich. Ich liebte den Schreiber, kannte das geheiligte Leben, das er führte, und hatte im tiefsten Innern die Überzeugung, daß er recht hatte und daß ich zum Missionar nicht geeignet wäre ...

So ging es zwei oder drei Tage weiter, bis ich mich ganz elend fühlte ... Schließlich, in einer Art Verzweiflung, bat ich den Herrn, mich mit dem Heiligen Geist zu erfüllen, und in dem Augenblick, als ich das tat ..., fing ich an, mich selbst und meinen selbstsüchtigen Ehrgeiz zu erkennen”

Er empfing aber noch nicht den erbetenen Segen. Er landete in Indien und begleitete einen anderen Missionar zu einer Versammlung im Freien. „Der Missionar sprach”, sagt Johannes Hyde, „und man sagte mir, daß er über Jesus Christus als den wahren Sünderheiland sprach. Als er seine Ansprache beendet hatte, fragte ein angesehener Mann, der fließend englisch sprach, den Missionar, ob er auf diese Weise errettet wurde? Die Frage traf mich; denn, wenn man mich gefragt hätte, so hätte ich bekennen müßen, daß Christus mich nicht ganz errettet hatte, weil ich wußte, daß noch eine mir bewußte Sünde in meinem Leben lag. Mir war klar, welch eine Schmach es für den Namen Christi wäre, wenn ich bekennen müßte, daß Christus mich nicht von jeder Sünde befreit hätte, obgleich ich anderen verkündigte, daß er ein vollkommener Heiland sei. Ich ging in mein Zimmer, schloß mich ein und sagte dem Herrn, daß es nur zwei Möglichkeiten für mich gäbe: entweder müße er mir Sieg über alle meine Sünden geben, und besonders über meine Lieblingssünde, oder ich müßte nach Amerika zurückkehren und mir andere Arbeit suchen. Ich sagte, daß ich nicht das Evangelium predigen könnte, wenn ich seine Kraft nicht in meinem eigenen Leben erfahren hätte. Es war klar, daß es so richtig war, und der Herr gab mir die Gewißheit, daß er mich von jeder Sünde befreien könne und wollte. Und er befreite mich, so daß ich daran seitdem keinen Zweifel habe.”

Dies war der Augenblick, in dem Johannes Hyde der „betende Hyde” wurde. Nur durch bedingungslose Hingabe und die völlige Befreiung von der Sünde im eigenen Leben können du und ich Menschen des anhaltenden Gebets werden. Aber der Punkt, den wir hervorheben wollen, ist bereits erwähnt.

Ein ziemlich unbekannter Mann betet für Johannes Hyde, der damals ebenfalls noch unbekannt war, und zieht durch seine Gebete solcheSegnungen auf ihn hernieder, daß man ihn jetzt überall als den „betenden Hyde” kennt. Glaubst du, lieber Leser, vielleicht in deinem Innern, daß du nicht darauf hoffen könntest, ein „betender Hyde” zu werden? Natürlich können wir nicht alle soviel Zeit dem Gebet widmen. Wir mögen durch körperliche oder andere Gründe an langen Gebeten verhindert sein. Aber wir können alle seinen Gebetsgeist besitzen. Und können wir nicht dasselbe für andere tun, was der unbekannte Freund für Hyde tat? Können wir nicht den Segen auf andere herabflehen – auf unseren Pfarrer oder Prediger? Auf unseren Freund? Auf unsere Familie? Was für einen Dienst haben wir, wenn wir ihn nur tun wollten? Aber um das zu können, müßen wir uns dem Herrn völlig hin geben, wie Johannes Hyde. Haben wir das getan? Das Versagen im Gebet rührt von der Sünde im Herzen her. Nur die „reinen Herzens” sind, können Gott schauen. Nur diejenigen, die „den Herrn aus reinem Herzen anrufen” 2Tim 2,22 Die jugendlichen Begierden aber fliehe,
strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe,
Frieden mit denen, die den Herrn aus reinem
Herzen anrufen!
2.Timothäus 2,22
,können vertrauensvoll mit Erhörung ihrer Gebete rechnen.

Welch eine Erweckung würde kommen, welche gewaltigen Segnungen würden herniederströmen, wenn nur jeder Leser dieser Zeilen die Fülle des Heiligen Geistes für sich beanspruchen wollte!

Siehst du jetzt, warum Gott will, daß wir beten? Glaubst du jetzt, daß alles vom Gebet abhängt? Es gibt mehrere Ursachen, aber eine steht nach dem Vorhergehenden sehr klar und deutlich vor uns. Es ist diese: Wenn wir beten und Gott gibt nicht, dann liegt der Fehler an uns. Jedes nicht erhörte Gebet ist ein Mahnruf, das Herz zu erforschen, um zu erfahren, was da nicht stımmt. Denn die Verheißung ist ganz klar: „Was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen das ich tun”. Joh 14,14 Wenn ihr mich etwas bitten werdet in
meinem Namen, so werde ich es tun.
Johannes 14,14

Wahrlich, wer betet, stellt nicht Gott, sondern sein eigenes geistliches Leben auf die Probe!

Näher, o Herr, zu dir, näher zu dir,
näher mit dir vereint,schenke es mir!
In deiner Nähe flieht,
was mich zur Welt hinzieht;
darum, Herr, immer noch näher zu dir!
(Rettungsjubel 138)


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4. Kapitel

Darf man um Zeichen beten?

„Antwortet Gott wirklich auf das Gebet?” So lautet die Frage auf den Lippen und noch öfter in den Herzen der Menschen, „Hat das Gebet wirklich Zweck?” Manchmal können wir nicht anders als beten; aber schließlich rufen auch die Heiden zu jemanden um Hilfe, in Zeiten der Gefahr, des Unglücks oder der Not.

Diejenigen von uns, die selbst an das Gebet glauben, stehen vor einer zweiten Frage: „Ist es richtig, Gott auf die Probe zu stellen?” Ja, noch ein anderer Gedanke kommt uns: „Dürfen wir Gott auf die Probe stellen?” Denn es besteht kaum ein Zweifel darüber, daß das Versagen im Gebetsleben oft – vielleicht immer – von einem Versagen im inneren Leben herrührt. So viele Menschen hegen wenig Glauben in bezug auf den Wert und die Wirksamkeit des Gebets, und ohne Glauben ist das Gebet vergebens.

Dürfen wir um Zeichen bitten? Können wir Gott auf die Probe stellen? Wollte Gott, daß wir Gotteskinder überzeugen könnten, das zu tun. Denn, was für eine Probe würde es sein für deinen Glauben an Gott und für die Heiligung deines Lebens. Das Gebet ist der Prüfstein für die wahre Gottseligkeit. Gott verlangt unsere Gebete, schätzt unsere Gebete, braucht unsere Gebete. Wenn solche Gebete nichts erreichen, haben wir nur uns anzuklagen. Damit wollen wir nicht sagen, daß das wirksame Gebet immer das erhält, worum es bittet. Aber die Bibel lehrt, daß wir Gott auf die Probe stellen dürfen. Das Beispiel im Alten Testament von Gideon genügt, um zu zeigen, daß Gott unseren Glauben ehrt, selbst wenn der Glaube strauchelt. Er gestattet, ihn „auszuprobieren”, selbst, wenn er eine bestimmte Verheißung gegeben hat. Das ist ein großer Trost für uns.

Gideon sprach zu Gott: „Wenn du Israel durch meine Hand retten willst, so wie du geredet hast, – siehe, ich lege ein Wollvließ auf die Tenne; wenn der Tau allein auf dem Vließ sein wird ..., so werde ich erkennen, daß du Israel durch meine Hand retten wirst, so wie du geredet hast.” Trotzdem am andern Morgen in dem Vließ eine Schale voll Wasser” war, war Gideon nicht befriedigt! Er wagte es, Gott zum zweiten Male auf die Probe zu stellen und darum zu bitten, daß in der folgenden Nacht das Vließ trocken sein sollte. „Und Gott tat also in selbiger Nacht” Ri 6,40 Und Gott machte es so in jener Nacht:
es war Trockenheit auf der Wolle allein,
und auf dem ganzen Boden war Tau.
Richter 6,40
.

Es ist ganz Wunderbar, daß der allmächtige Gott gerade das tut, worum ein zaghafter Mann ihn bittet! Wir wissen nicht, was uns dabei mehr überrascht – der Wagemut des Mannes oder die Herablaßung Gottes! Natürlich liegt in der Geschichte noch mehr.

Wenn Gott Gideon mit seinem Heiligen Geist erfüllte, dann war die Rettung gewiß. Als er das Vließ auswrang, begann er, sich mit der getränkten Wolle zu vergleichen. „Wie unähnlich bin ich diesem Vließ! Gott verheißt Befreiung, aber ich fühle mich nicht voll des Heiligen Geistes. Es scheint die mächtige Kraft Gottes nicht über mich gekommen zu sein. Bin ich wirklich für den großen Kampf geeignet?” Sein Inneres sagt ihm: „Nein!” Darum muß es heißen: „nicht ich, sondern Gott”. „O Gott, laß das Vließ trocken bleiben –– kannst du noch Wirken? Auch, wenn ich keine übermenschliche Kraft verspüre, keine Fülle von geistlichen Segnungen; wenn ich mich so trocken fühle wie dies Vließ, kannst du auch dann noch Israel durch meinen Arm befreien ?” (Wir begreifen, daß er sein Gebet mit den Worten begann: Dein Zorn entbrenne nicht wider mich!) „Und Gott tat also in selbiger Nacht; und es war Trockenheit auf dem Vließ allein, und auf dem ganzen Boden war Tau” Ri 6,40 Und Gott machte es so in jener Nacht:
es war Trockenheit auf der Wolle allein,
und auf dem ganzen Boden war Tau.
Richter 6,40
.

Ja, die Geschichte enthält mehr, als man auf den ersten Blick annimmt. Ist es bei uns nicht genau so? Der Teufel versucht so oft uns davon zu überzeugen, daß unsere Gebete keinen Anspruch auf Erhörung haben wegen unserer inneren „Dürre”. Die Erhörung der Gebete hängt jedoch nicht von unseren Gefühlen, sondern von der Vertrauenswürdigkeit des Verheißenden ab.

Wir wollen nicht behaupten, daß Gideons Handlungsweise für uns oder andere das Normale wäre. Sie zeigt ein großes Zögern, an Gottes Wort zu glauben. Eigentlich sieht es aus, als ob er Gott nicht vertraut. Es schmerzt Gott sicher, wenn wir ihm nur einen unvollkommenen Glauben entgegenbringen.

Der höhere, bessere und sichere Weg heißt „glauben ohne zu zweifeln„. Und doch ist es sehr tröstlich für uns, zu wissen, daß Gott dem Gideon erlaubte, ihn auf die Probe zu stellen. Es ist auch nicht der einzige Fall dieser Art, der in der Bibel erwähnt wird. Das überraschendste Beispiel dieser Art „geschah auf dem galiläischen Meer”. Petrus stellte den Herrn selbst auf die Probe. „Wenn du es bist” – dabei hatte der Heiland schon gesagt: „Ich bin es.” „Wenn du es bist, so heiße mich zu dir kommen auf dem Wasser.” Und der Herr antwortete: „Komm”, und Petrus „wandelte auf dem Wasser” Mt 14,28.29 Petrus aber antwortete ihm und sprach:
Herr, wenn du es bist, so befiehl mir,
auf dem Wasser zu dir zu kommen!
Er aber sprach: Komm!
Und Petrus stieg aus dem Boot und
ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.
Matthäus 14,28+29
. Aber der Glaube des Petrus versagte bald. „ Kleinglaube” ( Mt 14,31 Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus,
ergriff ihn und spricht zu ihm:
Kleingläubiger, warum zweifeltest du?
Matthäus 14,31
) wird oft und schnell zum „Zweifel”. Christus machte ihm keinen Vorwurf deswegen, daß er gekommen war. Unser Herr sagte nicht: „Warum kamst du ?”, sondern „Warum zweifeltest du?”

Gott auf die Probe zu stellen, ist nach allem doch nicht die beste Methode. Er hat uns in bezug auf gläubiges Gebet so viele Verheißungen gegeben und hat seine Bereitwilligkeit, Gebete zu erhören, so oft bewiesen, daß wir im allgemeinen zögern sollten, ihn um Zeichen oder gar Wunder zu bitten.

Vielleicht denkt nun jemand: Fordert der allmächtige Gott uns nicht selbst dazu auf, ihn um Zeichen zu bitten? Sagte er nicht: „Bringet den ganzen Zehnten in mein Vorratshaus ... und prüfet mich doch hierin, spricht Jehova der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels auftun und auf euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß?” Mal 3,10 Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus,
damit Nahrung in meinem Haus ist!
Und prüft mich doch darin,
spricht der HERR der Heerscharen,
ob ich euch nicht die Fenster
des Himmels öffnen und euch Segen
ausgießen werde bis zum Übermaß!
Maleachi 3,10
.

Ja, es ist wahr, Gott sagt: „Prüfet mich.” Aber in Wahrheit werden wir dabei geprüft.

Wenn sich „die Fenster des Himmels” nicht öffnen bei unseren Gebeten und der überfließende Segen uns nicht gewährt wird, so kann es nur daran liegen, daß wir nicht den „ganzen Zehnten” bringen. Wenn wir tatsächlich dem Herrn ganz ausgeliefert sind, – wenn wir den ganzen Zehnten in sein Vorratshaus gebracht haben, – dann werden wir so reiche Segnungen erfahren, daß wir Gott nicht auf die Probe zu stellen brauchen! Doch darüber wollen wir im Zusammenhang mit nicht erhörten Gebeten sprechen.

Jedes Gotteskind sollte sich ernstlich die Frage stellen: „Habe ich das Gebet ganz ehrlich versucht?” Wann hast du zum letzten Mal um etwas Bestimmtes gebetet? Man betet um „einen Segen” bei einer Ansprache, einer Predigt oder einer Missionsarbeit, und es wird bestimmt ein Segen geschenkt, weil auch noch andere um dasselbe beten. Du betest um Befreiung von Schmerzen oder um Heilung bei einer Krankheit, und wir werden gesund, manchmal auf wunderbare Weise. Hinterher stehen wir vielleicht unter dem Eindruck, daß wir auch ohne Gebet gesund geworden wären. Es kommt mir so vor, als ob viele Menschen keine ganz bestimmten Gebetserhörungen in ihrem Leben nachweisen können. Die meisten Gotteskinder geben Gott keine Gelegenheit, ihnen eine Freude durch die Erhörung ihrer Bitten zu machen; denn ihre Gebete sind ganz allgemein und unbestimmt. Wenn es so ist, darf man sich nicht wundern, daß das Gebet oft nur eine Form ist – eine tägliche, fast mechanische Wiederholung gewißer Sätze, eine „Übung” von weniger Minuten am Morgen und Abend.

Dann ist da noch ein anderer Punkt. Hast du beim Beten je die innere Gewißheit gehabt, daß deine Bitte erhört wurde? Diejenigen, die etwas von dem Leben betender Menschen wissen, sind oft überrascht durch die völlige Gewißheit darüber, daß ihre Gebete beantwortet sind, schon lange, ehe sie die Erhörung erlebt haben. Einer jener Beter sagte: „Ein Friede kam über mich. Ich war überzeugt daß meine Bitte mir gewährt worden war.” Er dankte Gott schon für das, was er gewiß für ihn tun würde, und seine Gewißheit zeigte sich etwas später als wohlbegründet.

Der Herr selbst besaß immer diese Gewißheit. Dabei sollten wir nie vergeßen, daß, obwohl er Gott war, er doch sein irdisches Leben als vollkommener Mensch lebte, der von Gottes Heiligem Geist abhängig war.

Als er am offenen Grabe des noch toten Lazarus stand, sagte er: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. Und ich weiß, daß du mich allezeit erhörst” Joh 11,41-42 Sie nahmen nun den Stein weg.
Jesus aber hob die Augen empor und sprach:
Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast.
Ich aber wußte, daß du mich allezeit erhörst;
doch um der Volksmenge willen, die umhersteht,
habe ich es gesagt, damit sie glauben,
daß du mich gesandt hast.
Johannes 11,41
. Warum dankte er überhaupt? „Um des Volkes Willen, das umhersteht, sage ich das, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast.” Wenn Christus durch den Glauben in unseren Herzen wohnt. Wenn der Heilige Geist uns die Bitten eingibt, und „wir im Heiligen Geist beten”, sollten wir dann nicht wissen, daß der Vater uns „hört”? Jud 1,20 Ihr aber, Geliebte, erbaut euch auf
eurem heiligsten Glauben, betet
im Heiligen Geist,
Judas 1,20
. Und werden diejenigen, die das miterleben, dann nicht auch merken, daß wir von Gott gesandt sind?

Menschen des Gebets werden vor Gott mit ihrer Bitte so lange anhalten, bis sie die Antwort haben, wenn ihr Gebet auf einer Verheißung ruht, weil sie dann wissen, daß ihr Gebet im Einklang mit Gottes Willen ist. Vielleicht beten sie stunden–, ja tagelang, bis der Heilige Geist es ihnen ganz klar macht, daß Gott ihre Bitte erhört hat, und sie wissen genau, daß sie dafür nicht länger zu bitten brauchen. Es ist so, als ob Gott deutlich spräche: „Dein Gebet ist erhört, und ich habe dir das Verlangen deines Herzens gewährt” Das ist nicht nur die Erfahrung eines einzelnen, sondern die meisten Mensehen, für die das Gebet Lebensnotwendigkeit ist, bezeugen die gleiche Tatsache. Es ist auch kein Einzelerlebnis, sondern sie erfahren es immer wieder neu.

Dann muß statt gebetet, gehandelt werden. Gott verfuhr so mit Moses: „Warum schreist du zu mir? Sage den Kindern Israel, daß sie ziehen sollen” 2Mo 14,15 Und der HERR sprach zu Mose:
Was schreist du zu mir? Befiehl
den Söhnen Israel, daß sie aufbrechen!
2.Mose 14,15
.

Dr. Goforth, ein gesegneter Missionar in China, hatte oft die Gewißheit, daß seine Gebete erhört worden waren, „Ich wußte, daß Gott erhört hatte. Ich erhielt völlige Gewißheit darüber, daß er den Weg bahnen würde”. Warum soll man deswegen überrascht sein? Der Herr Jesus sagt: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut, sondern ich habe euch Freunde genannt”. Joh 15,14-15 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut,
was ich euch gebiete. Ich nenne
euch nicht mehr Sklaven, denn
der Sklave weiß nicht,
was sein Herr tut; euch aber habe ich
Freunde genannt, weil ich alles,
was ich von meinem Vater gehört,
euch kundgetan habe.
Johannes 15,14+15

Ist es dann überraschend, wenn der Herr uns, seinen „Freunden”, etwas von seinen Plänen und Absichten wissen läßt?

Die Frage erhebt sich nun: „Ist das nur die Erfahrung einiger auserwählter Heiliger, oder will Gott, daß alle Gläubigen denselben Glauben und auch die gleiche Gewißheit ihrer Gebetserhörung haben sollen?”

Wir wissen, daß Gott die Person nicht ansieht, und daß darum jedes wahre Gotteskind an Gottes Gedanken und Wollen Anteil haben kann. Wir sind seine Freunde, wenn wir tun, was er uns gebietet. Eins der Gebote heißt: „Betet”. Unser Heiland bat seine Jünger: „Habt Glauben an Gott” (wörtlich heißt es: „habt den Glauben Gottes”). Dann, erklärt er, könnt ihr zu einem Berge sprechen: „Hebe dich und wirf dich ins Meer”, und „wenn ihr glaubt und nicht zweifelt, wird es geschehen.” Daran schließt er die Verheißung: „Alles, um was irgend ihr bittet, glaubet, daß ihr es empfinget (d. h. im Himmel), und es wird euch werden (auf Erden).” Mk 11,24 Darum sage ich euch: Alles, um was ihr
auch betet und bittet, glaubt, daß ihr es
empfangen habt, und es wird euch werden.
Markus 11,24
. Das ist genau dieselbe Erfahrung, von der wir gesprochen haben, als wir das Tun wahrer Gebetsmenschen besprachen. Das geht natürlich über das Verständnis der Ungläubigen hinaus und verwirrt selbst die Kleingläubigen. Unser Herr aber wünscht, daß die Menschen wissen sollen, daß wir seine Jünger sind, gesandt in die Welt, wie er Joh 17,13.20.21 Jetzt aber komme ich zu dir;
und dieses rede ich in der Welt,
damit sie meine Freude völlig in sich haben.
Aber nicht für diese allein bitte ich,
sondern auch für die,
welche durch ihr Wort an mich glauben,
damit sie alle eins seien, wie du, Vater,
in mir und ich in dir, daß auch
sie in uns eins seien, damit die Welt glaube,
daß du mich gesandt hast.
Johannes 17,13+20-21
. Sie werden uns daran erkennen, wenn wir Liebe zueinander haben Joh 13,35 Daran werden alle erkennen,
daß ihr meine Jünger seid,
wenn ihr Liebe untereinander habt.
Johannes 13,35
. Es gibt aber noch einen anderen Beweis dafür: wenn die andern an uns sehen, und wir es erleben, daß „Gott uns immer hörtJoh 11,42 Ich aber wußte, daß du mich allezeit erhörst;
doch um der Volksmenge willen, die umhersteht,
habe ich es gesagt, damit sie glauben,
daß du mich gesandt hast.
Johannes 11,42
.

Einige von uns haben von dem wunderbaren Gebetsleben Georg Müllers gehört. Einmal, als er von Quebec nach Liverpool reiste, hatte er ernstlich dafür gebetet, daß ein Stuhl, den er in New York bestellt hatte, noch vor der Abfahrt des Dampfers einträfe, und er glaubte zuversichtlich daß Gott seine Bitte erhört hatte. Eine halbe Stunde vor der Einschiffung der Passagiere teilte ihm einer der Stewards mit, daß der Stuhl noch nicht eingetroffen sei und wohl nicht mehr zu erwarten wäre.

Da Herr Müller sehr an der Seekrankheit litt, schlug man ihm vor, einen anderen Stuhl aus einem Geschäft am Hafen zu kaufen. Er war aber nicht dazu zu bewegen. „Wir haben darum gebetet, daß es unserem himmlischen Vater gefallen möge, uns den Stuhl zu senden, und wir wollen ihm vertrauen, daß er es tut„. So ging er an Bord, völlig gewiß, daß sein Vertrauen nicht beschämt werden würde. Vor Abfahrt des Schiffes kam ein Wagen an, auf dem zuoberst Georg Müllers Stuhl lag. Er wurde schnell an Bord gebracht und ihm von dem Mann übergeben, der ihm vorgeschlagen hatte, einen anderen zu kaufen! Georg Müller war nicht überrascht, sondern nahm ruhig seinen Hut ab und dankte seinem himmlischen Vater. Für diesen Mann Gottes waren Gebetserhörungen nichts Wunderbares, sondern etwas ganz Natürliches. Glaubst du nicht, daß Gott die Ankunft des Stuhles verzögerte, um dadurch den Freunden Georg Müllers und uns Anschauungsunterricht zu geben? Wir hätten sonst von diesem Erlebnis nichts erfahren.

Gott tut alles, um uns zum Gebet und zum Glauben zu veranlaßen, aber wie langsam sind wir darin! Was geht uns durch den Mangel an Glauben und die Trägheit zum Gebet verloren! Niemand kann wahre und tiefe Gemeinschaft mit Gott haben, wenn er nicht so beten kann, daß er Erhörung erlebt.

Miß Anny Wilson Carmichael, eine Missionarin in Indien, erzählt in einem Buch, wie sie immer wieder „Gott auf die Probe stellte”. Man hat den Eindruck, daß sie nicht durch Zufall darauf kam. War es Gottes Führung? Um ein Hindumädchen von einem Leben „religiöser” Schande zu befreien, mußte sie z. B. 100 Rupien bezahlen. War sie dazu berechtigt? Mit dem Gelde hätte sie vielen Mädchen helfen können. Sollte sie es nur für dieses eine Mädchen ausgeben? Miß Carmichael fühlte sich gedrungen, darum zu beten, daß Gott ihr die Summe von 100 Rupien, nicht mehr und nicht weniger, senden wolle, wenn es sein Wille wäre, das Geld zu dem Zweck auszugeben. Das Geld kam – der genaue Betrag – und die Absenderin schrieb dazu, daß sie sich gedrungen fühlte, genau 100 Rupien zu senden.

Das geschah vor mehr als fünfzehn Jahren, und seit der Zeit hat diese Missionarin Gott immer wieder auf die Probe gestellt, und er hat sie niemals im Stich gelassen. Sie sagt darüber: „Nicht einmal in fünfzehn Jahren blieb eine Rechnung unbezahlt; niemals haben wir einem Menschen erzählt, wenn wir in Not waren; aber es hat uns kein Gutes gemangelt. Einmal, um uns zu zeigen, was geschehen könne, wenn es notwendig war, wurden uns 25 Dollar telegraphisch gesandt. Manchmal kam an einer Eisenbahnstation ein Mann aus der Menge auf uns zu, drückte uns Geld in die Hand und war wieder in der Menge verschwunden, ehe man den Geber erkannt hatte.”

Ist das wunderbar? Was sagt Johannes darüber, getrieben vom Heiligen Geist? „Das ist die Freudigkeit, die wir zu ihm haben, daß wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört. Und wenn wir wissen, daß er uns hört, um was irgend wir bitten, so wissen wir, daß wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben” 1Jo 5,14.15 Und dies ist die Zuversicht, die wir zu
ihm haben, daß er uns hört, wenn wir etwas
nach seinem Willen bitten. Und wenn wir wissen,
daß er uns hört, was wir auch bitten, so wissen wir,
daß wir das Erbetene haben, das wir von ihm erbeten haben.
1.Johannes 5,14+15
. Haben du und ich diese „Freimütigkeit”? Wenn nicht, warum nicht?

Wenn wir das wunderbar nennen, zeigen wir unseren Mangel an Glauben. Für Gott ist es etwas Natürliches, Gebete zu erhören, und nichts Außergewöhnliches. Aber es ist Tatsache –– wenn wir ganz aufrichtig gegen uns selber sind, werden wir es zugeben ––, daß viele von uns Gott nicht glauben. Wir müßen in diesem Punkt ganz ehrlich sein. Wenn wir Gott lieben, sollten wir beten, weil er es wünscht und weil er es befiehlt. Wenn wir an Gott glauben, werden wir beten, weil wir nicht anders können. Wir können ohne das Gebet nicht leben. Bruder, du glaubst an Gott, und du glaubst an Christus Joh 3,16 Denn so hat Gott die Welt geliebt,
daß er seinen eingeborenen Sohn gab,
damit jeder, der an ihn glaubt,
nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Johannes 3,16
, aber bist du im innern Leben soweit gewachsen, daß du ihm glaubst, d. h. dem, was er sagt, und allem, was er sagt? Klingt es nicht wie Lästerung, wenn man Gotteskinder so etwas fragt? Aber wie viele Gläubige glauben wirklich an Gott? Hat dich jemals der Gedanke erschüttert, daß wir den Worten unseres Nächsten leichter glauben als dem Worte Gottes?

Laßt uns dabei bedenken, wenn ein Mensch Gott „glaubt”, was für Wunder der Gnade wirkt Gott in ihm und durch ihn! Kein Mensch ist jemals so beachtet worden von vielen Menschen wie jener Mann, von dem uns im Neuen Testament dreimal berichtet wird, daß „er Gott glaubte” Röm 4,3;Gal 3,6;Jak 2,23 Denn was sagt die Schrift?
"Abraham aber glaubte Gott, und es wurde
ihm zur Gerechtigkeit gerechnet."
Römer 4,3
Ebenso wie Abraham Gott glaubte und es
ihm zur Gerechtigkeit gerechnet wurde.
Galater 3,6
Und die Schrift wurde erfüllt, welche sagt:
"Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm
zur Gerechtigkeit gerechnet", und er wurde
"Freund Gottes" genannt.
Jakobus 2,23
. Ja, „Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet”. Wir bitten jeden, der an Jesus Christus glaubt, nicht eher zu ruhen, bis er sagen kann: „Ich glaube Gott und will nach diesem Glauben handeln”. Apg 27,25 Deshalb seid guten Mutes, ihr Männer!
Denn ich vertraue Gott, daß es so sein wird,
wie zu mir geredet worden ist.
Apostelgeschichte 27,25

Ehe wir die Frage, ob wir Gott auf die Probe stellen dürfen, verlassen, möchte ich gerne darauf hinweisen, daß Gott uns manchmal selbst dahin führt, „ihn zu erproben”. Manchmal legte es Gott Miß Wilson Carmichael aufs Herz, um Dinge zu beten, deren Notwendigkeit sie nicht einsah. Und doch fühlte sie sich gedrungen, darum zu beten. Diese Bitten wurden ihr nicht nur gewährt, sondern erwiesen sich auch als besondere Wohltat. Ja, Gott weiß, was wir bedürfen, ob wir es wünschen oder nicht, noch ehe wir ihn darum bitten Mt 6,8 Seid ihnen nun nicht gleich!
Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt,
ehe ihr ihn bittet.
Matthäus 6,8
. Hat Gott nicht gesagt: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen”?

Oftmals trat die Versuchung an Miß Wilson Carmichael heran, anderen von irgendeiner besonderen Not zu erzählen. Aber jedesmal hatte sie die innere Gewißheit von Gott: „Ich weiß es, und das genügt.” So wurde Gottes Name verherrlicht. In den schweren Kriegszeiten sagten sogar die Heiden: „Ihr Gott ernährt sie.” „Weiß man es nicht im ganzen Lande”, sagte ein Heide, „daß euer Gott Gebete erhört?”

Wie wurde Gott durch ihr schlichtes Vertrauen gepriesen! Warum glauben wir Gott nicht in gleicher Weise? Warum nehmen wir ihn nicht bei seinem Wort? Sagt jemals ein Gläubiger oder Ungläubiger zu uns: „Wir sehen, daß deine Gebete erhört werden”? Ihr Missionare alle in der weiten Welt! (Möchten diese Worte jedes Ohr erreichen und jedes Herz aufrütteln!) Es ist das brennende Verlangen unseres Gottes unseres liebenden Heilandes Jesu Christi –– daß jeder einzelne von uns denselben starken Glauben haben sollte, wie jene Missionarin, von der wir sprachen.

Unser himmlischer Vater will nicht, daß eines seiner Kinder in Sorge oder Not lebt. Es kommt weder darauf an, wie groß unsere Not ist, noch wie zahlreich unsere Bedürfnisse sind, sondern darauf, daß wir „ihn erproben”, so wie er es uns heißt. Wir werden nicht Raum genug haben für alle seine Segnungen.

Woran liegt es, daß es uns so schwer fällt, ihm völlig zu vertrauen? Hat er uns je im Stich gelaßen? Hat er nicht wiederholt gesagt, daß er alle Bitten gewähren will, die von einem reinen Herzen „in seinem Namen” ausgesprochen werden? „Bittet von mir”, „Betet”, „Prüfet mich”. Die Bibel ist voll von Gebetserhörungen, wunderbaren, köstlichen Erhörungen, und trotzdem glauben wir nicht und verunehren Gott durch unser Mißtrauen.

Unser Auge muß aber „einfältig” sein, wenn unser Glaube kindlich sein, soll und „unser ganzer Leib licht”. Mt 6,22 und vergib uns unsere Schulden,
wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben;
Matthäus 6,12
Wir dürfen nicht damit rechnen, frei von Sorgen zu sein, wenn wir Gott und dem Mammon zugleich dienen wollen. Mt 6,24.25 Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird
er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird
einem anhängen und den anderen verachten.
Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt
für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken
sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt!
Ist nicht das Leben mehr als die Speise
und der Leib mehr als die Kleidung?
Matthäus 6,24+25
Wenn wir dagegen unsere Leiber wirklich „als ein lebendiges Opfer, heilig, für Gott annehmbar” darbringen, Röm 12,1 Ich ermahne euch nun, Brüder,
durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber
darzustellen als ein lebendiges, heiliges,
Gott wohlgefälliges Opfer, was euer
vernünftiger Gottesdienst ist.
Römer 12,1
wenn wir unsere Glieder darstellen „als Diener der Gerechtigkeit und Heiligkeit”, Röm 6,19 Ich rede menschlich wegen der Schwachheit
eures Fleisches. Denn wie ihr eure Glieder
als Sklaven der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit
zur Gesetzlosigkeit zur Verfügung gestellt habt,
so stellt jetzt eure Glieder zur Verfügung
als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit!
Römer 6,19
dann gibt er sich uns und erfüllt uns mit der ganzen Gottesfülle. Eph 3,19 und zu erkennen die die Erkenntnis
übersteigende Liebe des Christus,
damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes.
Epheser 3,19

Wir sollten stets daran denken, daß wahrer Glaube nicht nur weiß, daß Gott allmächtig ist, sondern auch, daß er Gebete erhört. Wir können nachläßig im Beten sein, aber „der Herr verzieht mit seiner Verheißung nicht”. 2Petr 3,9 Der Herr verzögert nicht die Verheißung,
wie es einige für eine Verzögerung halten,
sondern er ist langmütig euch gegenüber,
da er nicht will, daß irgendwelche
verloren gehen, sondern daß
alle zur Buße kommen.
2.Petrus 3,9

Das wunderbarste Beispiel einer Gebetserhörung, von dem die Missionarin in Dohnavur berichtet, ist vielleicht folgendes. Man stand vor der Frage, ein Erholungsheim in den nahegelegenen Bergen zu kaufen. War das recht? Gott allein konnte das entscheiden. Es wurde viel gebetet. Dabei wurde die Bitte ausgesprochen, daß Gott, wenn es sein Wille sei, ihnen die Summe von 2000 Mark zukommen laßen möchte.

Der Betrag ging alsbald ein. Aber sie zögerten noch. Nach zwei Monaten baten sie Gott wieder, ihnen dieselbe Summe zu senden als Zeichen seines Einverständnißes. Am gleichen Tage kam ein Scheck über 2000 Mark an. Auch jetzt noch wagten sie den Kauf nicht. Nach einigen Tagen erhielten sie wieder eine Summe von 2000 Mark, die ausdrücklich für den Kauf eines solchen Hauses bestimmt war. Erfüllt es nicht unsere Herzen mit tiefer Freude, wenn wir bedenken, daß unser gütiger Heiland so freundlich ist? Es ist Lukas, der Arzt, der uns sagt, daß Gott freundlich ist. Lukas 6,35 Doch liebt eure Feinde, und tut Gutes,
und leiht, ohne etwas wieder zu erhoffen!
Und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet
Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig
gegen die Undankbaren und Bösen.
Lukas 6,35
Die Liebe ist immer „freundlich” 1Kor 13,4 Die Liebe ist langmütig,
die Liebe ist gütig;
sie neidet nicht;
die Liebe tut nicht groß,
sie bläht sich nicht auf,
1.Korinther 13,4
und: Gott ist die Liebe. Denke daran, wenn du betest! Unser Herr ist „freundlich”. Der Gedanke wird uns bei unserer Fürbitte helfen. Er trägt uns in Geduld, wenn unser Glaube wankt. „Wie köstlich ist deine Güte, o Gott”. Ps 36,8 Wie köstlich ist deine Gnade, Gott!
und Menschenkinder bergen sich in deiner Flügel Schatten;
Psalm 36,8
„Deine Güte ist beßer als Leben”. Ps 63,4 Denn deine Gnade ist besser als Leben;
meine Lippen werden dich rühmen.
Psalm 63,4

Es besteht die Gefahr, daß wir sagen: „Wie wunderbar!”, wenn wir von dem schlichten Glauben anderer lesen, und dabei vergessen, daß Gott will, daß jeder von uns solchen Glauben und solch Gebetsleben haben soll. Gott hat keine Lieblinge! Er will, daß ich, daß du betest. Er läßt solche wunderbaren Dinge geschehen, wie wir sie beschrieben haben, und läßt uns davon hören, nicht, um uns in Erstaunen zu setzen, sondern um uns dadurch zu ermuntern. Man möchte Wünschen, daß die Gläubigen all die menschlichen Regeln vergessen würden, mit denen wir das Gebet umgeben haben. Laßt uns einfach sein. Laßt uns natürlich sein. Nimm Gott beim Wort. Laßt uns daran denken, daß „die Freundlichkeit Gottes, unseres Heilandes, und seine Liebe zu den Menschen” erschienen ist. Tit 3,4 Als aber die Güte und die Menschenliebe
unseres Heiland-Gottes erschien,
Titus 3,4
Manchmal leitet Gott die Menschen in das Gebetsleben hinein. Aber manchmal muß er uns auch hineintreiben.

Wie muß es uns beim Rückblick auf unsere Gebetlosigkeit mit Staunen und Freude erfüllen, wenn wir an die Freundlichkeit und „Geduld Christi” denken. 2Thes 3,5 Der Herr aber richte eure Herzen auf
die Liebe Gottes und auf das Ausharren des Christus!
2.Thessalonicher 3,5
Wo wären wir ohne sie? Wir versagen, aber, gepriesen sei sein Name, er hat uns noch nie im Stich gelassen und wird es nie tun.

Wir zweifeln an ihm, mißtrauen seiner Liebe, seiner Fürsorge und seiner Leitung. „Wir verschmachten auf dem Wege”, wir murren über den Weg, währenddessen segnet er uns und wartet darauf, uns so zu segnen, daß wir keinen Raum für die Fülle haben.

Die Verheißung des Herrn gilt heute noch: „Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun, damit der Vater verherrlicht werde in dem Sohn”. Joh 14,14 Wenn ihr mich etwas bitten werdet
in meinem Namen, so werde ich es tun.
Johannes 14,14

Laßt uns fortan einfältig Gott vertrauen!


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5. Kapitel

Was ist das Gebet?

Eines Tages sprach der Evangelist Moody vor einer großen Kinderversammlung in Edinburgh. Um ihre Aufmerksamkeit zu wecken, begann er mit einer Frage: „Was ist das Gebet?” Er erwartete keine Antwort, sondern wollte sie selbst geben.

Zu seinem Erstaunen meldeten sich viele kleine Hände. Er fragte einen Knaben, der ihm klar und deutlich antwortete: „Das Gebet ist ein Darbringen unseres Verlangens zu Gott für Dinge, die seinem Willen angenehm sind, im Namen Christi, zugleich mit dem Bekenntnis unserer Sünden und der dankbaren Anerkennung seiner Barmherzigkeit” Moody bemerkte erfreut: „Danke Gott, mein Kind, daß du in Schottland geboren wurdest.” Das war vor einem halben Jahrhundert. Welche Antwort würde er heute erhalten? Wieviele Kinder könnten eine bestimmte Definition des Gebets geben? Überlege einen Augenblick, welche Antwort du geben würdest.

Was verstehen wir unter dem Gebet? Ich glaube, die meisten Christen würden sagen: „Beten heißt, etwas von Gott erbitten” Aber das Gebet ist gewiß mehr als bloß „Gott zu veranlaßen, unsere Aufträge zu erledigen”, wie es jemand ausgedrückt hat. Es ist etwas Höheres, als das Anklopfen des Bettlers an die Tür des Reichen.

Das Wort „Gebet” bedeutet eigentlich „ein Wunsch, der auf etwas, d. h. auf Gott, gerichtet ist”. Jedes wahre Gebet sucht Gott selbst, denn in ihm finden wir alles, was wir brauchen. Das Gebet ist einfach „das Hinwenden der Seele zu Gott”. David bezeichnet es als das Aufheben der lebendigen Seele zu dem lebendigen Gott. „Zu dir, 0 Herr, erhebe ich meine Seele”. Ps 25,1 -Von David.- Zu dir, HERR, erhebe ich meine Seele.
Psalm 25,1
Was ist das für eine schöne Beschreibung des Gebetes.

Wenn wir wünschen, daß der Herr Jesus unsere Seele anblicken soll, dann verlangen wir gleichzeitig danach, daß die Schönheit der Heiligung an uns zu sehen sei. Wenn wir unsere Seele im Gebet zu Gott erheben, dann hat Gott eine Gelegenheit, in uns und mit uns seinen Willen zu erfüllen. Wir stellen uns Gott zur Verfügung. Gott steht immer auf unserer Seite. Aber wir sind nicht immer auf seiner Seite. Wenn der Mensch betet, dann kann Gott handeln.

„Das Gebet”, sagt ein alter Mystiker, „ist der Augenblick, wenn Himmel und Erde sich küssen”.

Das Gebet ist also gewiß nicht der Versuch, Gott zu veranlassen, unseren Willen zu erfüllen. Wir wollen damit nicht den Willen eines widerstrebenden Gottes uns geneigt machen. Es wird auch nicht sein Plan dadurch umgewandelt, wenn auch seine Macht dadurch gelöst wird. „Wir dürfen das Gebet nicht so ansehen, als ob wir Gottes Widerstreben dadurch überwinden müßen”, sagt Erzbischof Trench, „sondern so, daß wir dadurch Gottes höchste Willigkeit ergreifen.”

Gott hat immer unser Bestes im Auge. Selbst ein Gebet, das in Unwissenheit und Blindheit dargebracht wird, kann ihn nicht davon abbringen, obgleich unser Eigenwille, wenn wir anhaltend um etwas Schädliches beten, es zustande bringen kann, und wir dann darunter leiden müßen. „Da gab er ihnen ihr Begehr”, sagt der Psalmist, „aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen”. Ps 106,15 Da erfüllte er ihnen ihre Bitte,
und er sandte Schwindsucht in ihre Seele.
Psalm 106,15
Sie hatten diese „Magerkeit” selbst verschuldet. Sie waren „verflucht mit der Last eines erhörten Gebetes.”

Nach der Meinung vieler Leute ist das Gebet nur für Notfälle da! Gefahren drohen, Krankheit naht, Mangel tritt ein, Schwierigkeiten kommen - da beten sie. Sie machen es wie jener Spötter im Kohlenbergwerk: als die Decke einstürzte, fing er an zu beten. Ein alter Christ, der dabei stand, bemerkte ruhig: „Ja, es gibt nichts Besseres als Kohlenflöze, um einen Menschen zum Beten zu bringen.”

Das Gebet ist jedoch viel mehr als nur das Bitten zu Gott, wenn es auch als wertvoller Teil dazu gehört, weil es uns an unsere Abhängigkeit von Gott erinnert.

Es ist auch Gemeinschaft mit Gott, Zwiesprache mit Gott, Reden mit Gott. Man lernt einen Menschen kennen, wenn man sich mit ihm unterhält. Auf die gleiche Weise lernen wir Gott kennen. Darum ist das letzte Ziel des Gebetes nicht die Befreiung vom Bösen oder die Erfüllung geheimer Wünsche, sondern die Erkenntnis Gottes. „Dies ist das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, erkennen”. Joh 17,3 Dies aber ist das ewige Leben,
daß sie dich, den allein wahren Gott,
und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
Johannes 17,3
Ja, durch das Gebet entdecken wir mehr von Gott, und das ist die größte Entdeckung der Seele. Die Menschen rufen heute noch: „O, daß ich wüsste, Wo ich ihn finden könnte, damit ich mich seinem Throne nahen möchte”. Hi 23,3 Ach, daß ich wüßte, wie ich ihn finden
und zu seiner Stätte kommen könnte!
Hiob 23,3

Das kniende Gotteskind „findet ihn immer und wird von ihm gefunden, Die himmlische Erscheinung des Herrn Jesu blendete die Augen Sauls von Tarsus, aber er erzählt uns später, daß er in Verzückung geriet und Jesus sah, als er im Tempel zu Jerusalem betete. „Ich .... sah ihn”. Apg 22,17 Es geschah mir aber, als ich nach Jerusalem
zurückgekehrt war und im Tempel betete,
daß ich in Verzückung geriet
Apostelgeschichte 22,17
Damals gab Christus ihm den großen Auftrag, zu den Heiden zu gehen. Gesichte sind immer Vorläufer der Berufung und Sendung. So war es bei Jesajas. „Ich sah den Herrn hoch und erhaben, und sein Saum erfüllte den Tempel”. Jes 6,1 Im Todesjahr des Königs Usija,
da sah ich den Herrn sitzen auf hohem
und erhabenem Thron, und
die Säume seines Gewandes füllten den Tempel.
Jesaja 6,1
Augenscheinlich betete der Prophet im Heiligtum, als das geschah. Dies Gesicht war für ihn das Vorspiel zu seiner Berufung. „Geh....” Wir können also Gott nicht erkennen, wenn wir nicht beten. Und wo man Gott nicht schaut, kommt die Seele um, Gott schauen! Bruder Lorenz sagte einmal: „Beten ist nichts anderes als das Bewußtsein der Gegenwart Gottes” — mit anderen Worten: die Verwirklichung der Gegenwart Gottes. Ein Freund von Horace Bushnell war dabei, als dieser Gottesmann betete. Dabei überkam ihn ein wunderbares Gefühl der Nähe Gottes. Er sagte darüber: „Als Horace Bushnell sein Gesicht mit den Händen bedeckte und betete, wagte ich nicht, meine Hand im Dunkeln auszustrecken, weil ich fürchtete, Gott zu berühren.” War es derselbe Gedanke, der den Psalmisten bewegte, als er ausrief: „Meine Seele, harre nur auf Gott”? Ps 42,6 Was bist du so aufgelöst, meine Seele,
und stöhnst in mir? Harre auf Gott!
- denn ich werde ihn noch preisen für
das Heil seines Angesichts.
Psalm 42,6

Ich glaube, daß unser Versagen im Gebet zum großen Teil daher kommt, weil wir uns nicht mit dieser Frage: „Was ist das Gebet?” beschäftigt haben. Es ist gut, sich allezeit der Gegenwart Gottes bewußt zu sein. Es ist besser, ihn in Anbetung anzuschauen. Aber am besten ist es, mit ihm als mit einem Freunde Gemeinschaft zu haben – und das ist Gebet.

Das wahre Gebet offenbart als Höchstes eine Seele, die nach Gott dürstet – nur nach Gott. Wahres Gebet kommt von den Lippen derjenigen, die da suchen, was droben ist. Was war Zinzendorf für ein Gebetsmensch! Warum? Er suchte mehr den Geber als seine Gaben. Er sagte: „Ich habe nur eine Passion: das ist Er, Er, Er allein.” Auch die Mohammedaner scheinen diesen Gedanken erfaßt zu haben. Sie sagen, daß es drei Gebetsstufen gibt. Die niedrigste Stufe ist das bloße Lippengebet. Die nächsthöhere, wenn man es fertig bringt, durch einen bestimmten Entschluß die Gedanken auf Göttliches zu konzentrieren. Die dritte, wenn es der Seele schwer fällt, sich von Gott abzuwenden. Wohl wissen wir, daß Gott uns von ihm bitten heißt. Soweit gehorchen wir ihm alle und dürfen dabei gewiß sein, daß unser Gebet Gott wohlgefällt und er unsere Bedürfnisse stillt. Aber das würde ein seltsames Kind sein, das seinen Vater nur aufsucht, wenn es eine Gabe von ihm haben will! Sehnen wir uns nicht alle danach, im Gebet eine höhere Stufe zu erreichen als nur Bitte? Wie kann das geschehen?

Es scheint mir, als wenn nur zwei Schritte notwendig wären, oder sollen wir sagen: zwei Gedanken? Wir müssen zuerst zur Klarheit über Gottes Herrlichkeit und dann über Gottes Gnade gelangen. Manch einer mag fragen, was Gottes Herrlichkeit mit dem Gebet zu tun hat.

Sollten wir uns aber nicht darauf besinnen, wer der ist, zu dem wir beten? Glaubst du, daß wir genügend Zeit dazu verwenden, um darüber nachzudenken, ja, um zu staunen über Gottes außerordentlich große Herrlichkeit?

Denkst du etwa, daß einem von uns die ganze Bedeutung des Wortes „Gnade” aufgegangen ist? Sind unsere Gebete nicht so oft unwirksam und machtlos, und manchmal sogar „gebetlos”, nur weil wir gedankenlos und unvorbereitet in Gottes Gegenwart stürzen, ohne uns der Majestät und Herrlichkeit des Gottes bewußt zu sein, dem wir nahen, und ohne über die überschwenglich großen Reichtümer seiner Herrlichkeit in Christo Jesu nachzudenken, die wir herniederziehen wollen? Wir müssen „erhabener von Gott denken”.

Darum möchte ich vorschlagen, daß wir uns erst der Betrachtung über seine Herrlichkeit und dann über seine Gnade hingeben, denn er bietet uns beides an, ehe wir unsere Bitten vor Gott ausbreiten. Wir müssen die Seele zu Gott erheben. Laßt uns darum der Gegenwart Gottes nahen und unsere Gebete an den König der Könige und Herrn der Herren richten, „der allein Unsterblichkeit hat, der wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann .... Dem sei Ehre und Macht in Ewigkeit”. 1Tim 6,16 der allein Unsterblichkeit hat und ein
unzugängliches Licht bewohnt, den keiner
der Menschen gesehen hat, auch nicht sehen kann.
Dem sei Ehre und ewige Macht! Amen.
1.Timotheus 6,16
Laßt uns ihm Anbetung und Lob bringen wegen seiner außerordentlich großen Herrlichkeit. Hingabe ist nicht ausreichend, es muß Anbetung hinzukommen.

„Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen”, rufen die Seraphim, „die ganze Erde ist seiner Ehre voll”. Jes 6,3 Und einer rief dem andern zu und sprach:
Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen!
Die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit!
Jesaja 6,3
„Ehre sei Gott in der Höhe” ruft die „ganze Menge der himmlischen Heerscharen”. Lk 2,14 Herrlichkeit Gott in der Höhe,
und Friede auf Erden in den Menschen
des Wohlgefallens!
Lukas 2,14
Aber einige von uns versuchen mit Gott zu reden, ohne die Schuhe von ihren Füßen zu ziehen”. 2Mo 3,5 Und er sprach: Tritt nicht näher heran!
Zieh deine Sandalen von deinen Füßen,
denn die Stätte, auf der du stehst,
ist heiliger Boden!
2.Mose 3,5

Wir dürfen seiner Herrlichkeit mit Freimut nahen. Betete unser Herr nicht darum, daß seine Jünger seine Herrlichkeit sehen möchten? Joh 17,24 Vater, ich will, daß die,
welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien,
wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen,
die du mir gegeben hast, denn du hast mich
geliebt vor Grundlegung der Welt.
Johannes 17,24
Warum? Und warum „ist die ganze Erde voll von seiner Herrlichkeit”? Das Fernrohr offenbart seine unendliche Herrlichkeit. Das Mikroskop offenbart seine große Herrlichkeit. Schon mit dem bloßen Auge sieht man die erhabene Herrlichkeit in der Landschaft, im Sonnenschein, im Meer und am Himmel. Was bedeutet all das? Diese Dinge sind nur eine teilweise Offenbarung der Herrlichkeit Gottes. Es war nicht ein Verlangen der Eitelkeit, das unseren Herrn veranlaßte zu beten: „Vater, verherrliche deinen Sohn”,„ Vater, verherrliche mich!”. Joh 17,1.3 Dies redete Jesus und hob seine Augen
auf zum Himmel und sprach: Vater,
die Stunde ist gekommen. Verherrliche
deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche,
Dies aber ist das ewige Leben, daß sie dich,
den allein wahren Gott, und den du gesandt
hast, Jesus Christus, erkennen.
Johannes 17,1+3

Unser geliebter Herr will, daß wir seine Glaubwürdigkeit und unbegrenzte Macht erkennen, damit wir ihm in schlichtem Glauben und Vertrauen nahen können.

Als der Prophet das Nahen Christi ankündigte, sagte er, daß „die Herrlichkeit des Herrn offenbar werden wird, und alles Fleisch soll es sehen”. Jes 40,5 Und die Herrlichkeit des HERRN
wird sich offenbaren, und alles Fleisch
miteinander wird es sehen. Denn der Mund
des HERRN hat geredet.
Jesaja 40,5
Darum müssen wir ein wenig in jene Herrlichkeit hineinblicken, ehe wir recht beten können. Aus diesem Grunde sagte der Herr auch: „Wenn ihr betet, so sprecht: Unser Vater, der du bist im Himmel – im Bereich der Herrlichkeit –, geheiligt werde dein Name.” Nichts kann so Furcht und Zweifel bannen wie ein Blick in die Herrlichkeit. Ehe wir unsere Bitten aussprechen, wäre es nicht gut, wenn wir unsere Anbetung in Worten des Lobes darbrächten, die sehon die alten Heiligen gebrauchten? Einige fromme Seelen brauchen solche Hilfe nicht. Es wird uns berichtet, daß Franz von Assisi oftmals eine oder zwei Stunden im Gebet auf dem Berge zubrachte. Aber das einzige Wort, das seinen Lippen in Pausen entfloh, war „Gott”. Er begann mit der Anbetung – und hörte auch oft damit auf.

Die meisten von uns brauchen jedoch Hilfe, damit ihnen die Herrlichkeit des unsichtbaren Gottes klar wird, ehe sie ihn preisen und anbeten können, wie es sich gebührt. Der alte William Law sagte: „Wenn du anfängst zu beten, dann gebrauche solche Ausdrücke wie die Eigenschaften Gottes, welche dir seine Macht und Größe zum Bewußtsein bringen.”

Dieser Punkt ist von solch ungeheurer Wichtigkeit, daß wir es wagen, unsere Leser an Ausdrücke zu erinnern, die ihnen behilflich sein können. Einige von uns beginnen jeden Tag mit einem Blick zum Himmel, während sie sagen: „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist” Dies reicht oftmals aus, um die Seele in heilige Ehrfurcht und in den Geist der Anbetung zu versetzen. Das Gloria in Exelsis der Liturgie ist ebenfalls erhebend: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden .... Wir preisen dich, wir loben dich, wir beten dich an; wir sagen dir Dank um deiner großen Herrlichkeit willen, Herr Gott, himmlischer König, allmächtiger Vater.

”Wer von uns könnte von Herzen solch Lob aussprechen und dabei unbewegt bleiben, ohne sich der Gegenwart und erhabenen Majestät Gottes des Allmächtigen bewußt zu werden? Die Worte: „Heilig, heilig, heilig bist du, Herr, alhnächtiger Gott. Alle deine Werke auf Erden, im Himmel und im Meer sollen deinen Namen loben”, tragen uns zu den himmlischen Örtern. Wir sollten oft sprechen: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes”. Lk 1,46.47 Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn,
und mein Geist hat gejubelt über Gott, meinen Heiland.
Lukas 1,46+47
Besitzen wir den Geist des Psalmisten, so daß wir singen können: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen”? Ps 103,1 -Von David- Preise den HERRN, meine Seele,
und all mein Inneres seinen heiligen Namen!
Psalm 103,1
„Lobe den Herrn, meine Seele, mein Gott, du bist sehr herrlich, du bist mit Ehre und Herrlichkeit bekleidet”. Ps 104,1 Preise den HERRN, meine Seele!
HERR, mein Gott, du bist sehr groß,
mit Majestät und Pracht bist du bekleidet.
Psalm 104,1
Wann werden wir lernen, daß alles in seinem Tempel sagt: „Ehre” Ps 29,9 Die Stimme des HERRN macht Hirschkühe
kreißen und läßt Zicklein vorzeitig
gebären ... Und in seinem Tempel ruft alles:
Herrlichkeit!
Psalm 29,9
Laßt auch uns preisen: Ehre sei ihm!

Die Anbetung Gottes, das Lob und die Danksagung vermitteln uns nicht nur den Geist des Gebets, sondern auf geheimnisvolle Weise helfen sie Gott, für uns zu wirken. Kennst du die wunderbaren Worte: „Wer Dank opfert, der preiset mich und bereitet einen Weg, daß ich ihm das Heil Gottes zeigen kann”? Ps 50,23 Wer Dank opfert, verherrlicht mich und
bahnt einen Weg; ihn werde ich das
Heil Gottes sehen lassen.Psalm 50,23
Lob und Anbetung schließen nicht nur für mich die Pforten des Himmels auf, um Gott zu nahen, sondern sie „bereiten auch für Gott einen Weg”, um mich zu segnen. Paulus sagt: „Seid allezeit fröhlich!” ehe er fortfährt: „Betet ohne Unterlaß”. So soll also unser Lob wie unser Gebet ohne Aufhören sein.

Bei der Auferweckung des Lazarus hatte das Gebet des Herrn als erste Äußerung den Dank: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast”. Joh 11,41 Sie nahmen nun den Stein weg.
Jesus aber hob die Augen empor und sprach:
Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast.
Johannes 11,41
Er sagte es um derer willen, die dabei standen. Und auch, damit wir es hören sollten.

Vielleicht wunderst du dich, daß wir Gott danken sollen für seine große Herrlichkeit, wenn wir zum Beten niederknien, und daß wir uns Zeit nehmen sollen, um über jene Herrlichkeit nachzusinnen. Aber ist er nicht der König der Herrlichkeit?

Alles, was er ist und tut,ist Herrlichkeit. Seine Heiligkeit ist „herrlich”, 2Mo 15,11 Wer ist dir gleich unter den Göttern,
o HERR! Wer ist dir gleich, so herrlich in
Heiligkeit, furchtbar an Ruhmestaten, Wunder tuend!
2.Mose 15,11
sein Name ist herrlich, 5Mo 28,58 Wenn du nicht darauf achtest,
alle Worte dieses Gesetzes zu tun,
die in diesem Buch geschrieben sind,
daß du diesen herrlichen und
furchtbaren Namen, den HERRN,
deinen Gott, fürchtest,
5.Mose 28,58
sein Werk ist herrlich, Ps 111,3 Majestät und Pracht ist sein Tun,
seine Gerechtigkeit besteht ewig.
Psalm 111,3
seine Macht ist herrlich, Kol 1,11 gekräftigt mit aller Kraft nach
der Macht seiner Herrlichkeit,
zu allem Ausharren und
aller Langmut, mit Freuden
Kolosser 1,11
seine Stimme ist herrlich. Jes 30,30 Dann wird der HERR hören lassen die Hoheit
seiner Stimme und sehen lassen das Niederfahren
seines Armes mit wütendem Zorn und einer Flamme
verzehrenden Feuers, unter Platzregen
und Wolkenbruch und Hagelsteinen.
Jesaja 30,30

„Denn von ihm, durch ihn und zu ihm sind alle Dinge; dem sei Ehre in Ewigkeit”. Röm 11,36 Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm
hin sind alle Dinge! Ihm sei die Herrlichkeit
in Ewigkeit! Amen.
Römer 11,36
Und dieser Gott fordert uns auf, ihm im Gebet zu nahen. Er ist unser Gott, und er hat „Gaben für die Menschen”. Ps 68,19 Du bist hinaufgestiegen zur Höhe,
du hast Gefangene weggeführt,
hast Gaben empfangen bei den Menschen;
und sogar Widerspenstige sind bereit,
sich Jah, Gott, zu unterwerfen.
Psalm 68,19
Gott sagt, daß jeder, der bei seinem Namen aufgerufen ist, zu seiner Herrlichkeit geschaffen worden ist. Jes 43,7 jeden, der mit meinem Namen genannt ist
und den ich zu meiner Ehre geschaffen,
den ich gebildet, ja, gemacht habe!
Jesaja 43,7
Seine Gemeinde soll eine „herrliche” Gemeinde sein — heilig und ohne Tadel. Eph 5,27 damit er die Gemeinde sich selbst verherrlicht
darstellte, die nicht Flecken oder Runzel
oder etwas dergleichen habe, sondern daß
sie heilig und tadellos sei.
Epheser 5,27
Ist es dir jezum Bewußtsein gekommen, daß der Herr wünscht, daß wir an der Herrlichkeit, die wir an ihm sehen, Anteil haben? Das ist seine große Gabe für dich und mich, seine Erlösten. Glaube mir, je mehr wir von Gottes Herrlichkeit besitzen, desto weniger werden wir seine Gaben suchen. Nicht nur an jenem Tage, „wenn er kommen wird, um in seinen Heiligen verherrlicht zu werden”, 2Thes 1,10 wenn er kommt, um an jenem Tag in seinen Heiligen
verherrlicht und in allen denen bewundert zu werden,
die geglaubt haben; denn unser
Zeugnis an euch ist geglaubt worden.
2.Thessalonicher 1,10
ist die Herrlichkeit für uns bereit, sondern schon hier und jetzt – heute. Er wünscht, daß wir Teilhaber seiner Herrlichkeit sind. Sagte der Herr das nicht selbst? „Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben”. Joh 17,22 Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast,
habe ich ihnen gegeben, daß sie eins
seien, wie wir eins sind
Johannes 17,22
Wie lautet Gottes Gebot? „Stehe auf, leuchte, denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Herrn ist über dir aufgegangen.” Nein, noch mehr: „Seine Herrlichkeit soll an dir gelesen werden”, sagte der geisterfüllte Prophet. Jes 60,1.2 Steh auf, werde licht! Denn dein Licht
ist gekommen, und die Herrlichkeit des
HERRN ist über dir aufgegangen. Denn siehe,
Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die
Völkerschaften; aber über dir strahlt der
HERR auf, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Jesaja 60,1+2

Gott möchte, daß die Leute dasselbe von uns sagen, wie Petrus von den ersten Jüngern: „Der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch”. 1Petr 4,14 Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet,
glückselig seid ihr! Denn der Geist der
Herrlichkeit und Gottes ruht auf euch.
1.Petrus 4,14
Würde das nicht eine Antwort auf die meisten unserer Gebete sein? Könnten wir um etwas Besseres beten? Wie können wir diese Herrlichkeit erlangen? Wie können wir sie widerspiegeln? Nur als Frucht des Gebets. Wenn wir beten, offenbart der Heilige Geist uns die Geheimnisse Christi. Joh 16,15 Alles, was der Vater hat, ist mein;
darum sagte ich, daß er von dem Meinen
nimmt und euch verkündigen wird.
Johannes 16,15

Moses betet: „Laß mich deine Herrlichkeit sehen”, da sah er nicht nur etwas von jener Herrlichkeit, sondern er erhielt Anteil daran, so daß sein Angesicht von ihrem Licht erstrahlte. 2.Mo 33,18;34,29 Er aber sagte:
Laß mich doch deine Herrlichkeit sehen!
2.Mose 33,18 Es geschah aber, als Mose vom Berg Sinai herabstieg
- und die beiden Tafeln des Zeugnisses waren in Moses Hand,
als er vom Berg herabstieg -, da wußte Mose nicht,
daß die Haut seines Gesichtes strahlend geworden war,
als er mit ihm geredet hatte.
2.Mose 34,29

Wenn wir„die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi” betrachten, 2.Kor 4,6 Denn Gott, der gesagt hat:
Aus Finsternis wird Licht leuchten!
er ist es, der in unseren Herzen aufgeleuchtet
ist zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit
Gottes im Angesicht Jesu Christi.
2.Korinther 4,6
werden wir nicht nur etwas davon sehen, sondern wir empfangen selbst etwas davon.

Das also ist das Gebet und die höchste Frucht des Gebets. Es gibt auch keinen anderen Weg, um jene Herrlichkeit zu erlangen, damit Gott in uns verherrlicht werden kann. Jes 60,21 Und dein Volk, sie alle werden Gerechte sein,
werden das Land besitzen auf ewig, sie,
ein Schößling der Pflanzungen des HERRN,
ein Werk seiner Hände, sich zu verherrlichen.
Jesaja 60,21

Laßt uns oft über die Herrlichkeit Christi nachdenken – sie anschauen, empfangen und widerstrahlen. So erlebten es die ersten Jünger des Herrn. Sie sagten voller Ehrfurcht: „Wir sahen seine Herrlichkeitl” Ja, aber was folgt daraus? Einige einfache, ungelehrte, unbekannte Fischer, die mit Christus eine Zeitlang zusammenlebten, sahen seine Herrlichkeit. Und siehe! Sie selbst empfingen etwas von dieser Herrlichkeit. Da verwunderten sich die anderen, und „erkannten, daß diese mit Jesus gewesen warten”. Apg 4,13 Als sie aber die Freimütigkeit des Petrus und
Johannes sahen und bemerkten, daß es ungelehrte
und ungebildete Leute seien, verwunderten sie sich;
und sie erkannten sie, daß sie mit Jesus gewesen waren.
Apostelgeschichte 4,13
Wenn wir mit Johannes sprechen können: „Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohne Jesus Christus”, 1Jo 1,3 was wir gesehen und gehört haben,
verkündigen wir auch euch, damit auch ihr
mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere
Gemeinschaft mit dem Vater und
mit seinem Sohn Jesus Christus.
1.Johannes 1,3
dann werden die Menschen auch von uns sagen: „Sie waren mit Jesus!”

Wenn wir unsere Seele im Gebet zu dem lebendigen Gott erheben, erlangen wir die Schönheit der Heiligkeit ebenso gewiß wie die Blume, die im Sonnenschein lebt. Wurde der Herr selbst nicht auch verklärt, während er betete? Das „Aussehen” unseres Angesichts wird sich wandeln, und wir werden unseren Verklärungsberg haben, wenn das Gebet seinen rechten Platz in unserem Leben einnimmt. Die Menschen werden an unserem Geist „das äußere und sichtbare Zeichen einer inneren geistlichen Gnade” sehen. Unser Wert bei Gott und den Menschen hängt davon ab, in welchem Maße wir die Herrlichkeit Gottes anderen Menschen offenbaren.

Was ist das Gebet? Es ist ein Zeichen geistlichen Lebens. Ich kann ebensowenig Leben in einem Toten vermuten, wie geistliches Leben in einer gebetlosen Seele! Unsere Geistlichkeit und Fruchtbarkeit stehen immer im Verhältnis zur Wirklichkeit unserer Gebete.

Wenn wir also in bezug auf das Gebet uns vom Vaterhaus entfernt haben, so wollen wir uns heute entschließen: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater — .”

An dieser Stelle legte ich meine Feder beiseite, und las auf der ersten Seite einer Zeitschrift diese Worte: „Das Geheimnis des Mißerfolges liegt darin, daß wir mehr auf Menschen blicken als auf Gott. Der Katholizismus zitterte, als Martin Luther Gott sah. Die ‚große Erweckung’ begann, als Jonathan Edwards Gott sah. Schottland fiel auf die Knie, als John Knox Gott sah. Die ganze Welt wurde das Kirchspiel eines Mannes, als John Wesley Gott sah. Ganze Scharen wurden errettet, als Whitefield Gott sah. Tausende von Waisen wurden gespeist, als Georg Müller Gott sah. Und er ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit”.

Ist es nicht Zeit, daß wir Gott tiefer erkennen – Gott in seiner ganzen Herrlichkeit? Wer vermag zu sagen, was geschehen würde, wenn die Gemeinde Gott sieht? Aber laßt uns nicht auf die anderen warten. Laßt uns, jeder für sich, mit aufgedecktem Angesicht und gereinigtem Herzen, diesen Blick in die Herrlichkeit des Herrn tun.

„Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen”. Mt 5,8 Glückselig, die reinen Herzens sind,
denn sie werden Gott schauen.
Matthäus 5,8
Von allen Missionaren, denen ich begegnen durfte, hat keiner einen solchen Eindruck auf mich gemacht, wie Dr. Wilbur Chapman. Er schrieb an einen Freund: „Ich habe eine große Lektion in bezug auf das Beten gelernt. Bei einer Evangelisation in England war der Besuch außergewöhnlich gering. Aber ich erhielt einige Zeilen mit dem Inhalt, daß ein amerikanischer Missionar ... Gottes Segen auf unsere Versammlung herabflehen wollte. Man kannte ihn als den „betenden Hyde”. Fast in dem Augenblick brach die Segensflut herein. Der Saal war überfüllt, und bei meiner ersten Einladung nahmen fünfzig Menschen Christus als ihren Heiland an. Ehe wir abreisten, sagte ich: „Herr Hyde, möchten Sie für mich beten?” Er kam in mein Zimmer, verschloß die Tür, fiel auf seine Knie und wartete fünf Minuten, ohne daß eine Silbe über seine Lippen kam.

Ich konnte in der Stille unsere Herzen schlagen hören. Ich fühlte, wie heiße Tränen über mein Gesicht liefen. Ich wußte, daß Gott gegenwärtig war. Dann sagte er, während die Tränen über sein aufgehobenes Gesicht rannen: ‚O Gott!’ Dann schwieg er mindestens noch fünf Minuten, und dann, als er wußte, daß er mit Gott redete, .... kamen aus der Tiefe seines Herzens solche Bitten für die Menschen, wie ich sie nie zuvor gehört hatte. Ich stand von den Knien auf und wußte, was wahres Gebet ist. Ich glaubte, daß das Gebet Macht hat, und glaubte es wie nie zuvor.”

Dr. Chapman pflegte zu sagen: „Die Zeit des Gebets zusammen mit John Hyde ließ mich erkennen, was wahres Gebet ist. Ich schulde ihm mehr Dank als irgendeinem anderen, weil er mir zeigte, was ein Gebetsleben und ein wahrhaft hingegebenes Leben ist .... Jesus Christus wurde mir ein neues Vorbild, und ich tat einen Blick in sein Gebetsleben hinein. Ich fühlte ein Verlangen, ein wirklicher Gebetsmensch zu werden, das bis zum heutigen Tage angehalten hat.” Gott, der Heilige Geist, kann uns das Gleiche lehren.


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6. Kapitel

Wie soll ich beten?

Wie soll ich beten? Gibt es für ein Gotteskind überhaupt eine wichtigere Frage? Wie soll ich mich dem König der Herrlichkeit nahen?

Wenn wir die Verheißungen des Herrn über das Gebet lesen, kommt uns wohl der Gedanke, daß er eine zu große Macht in unsere Hände gelegt hat, oder aber wir kommen zu dem Ergebnis, daß es unmöglich für ihn ist, das auszuführen, was er verheißt. Er sagt, daß wir um „alles”, „jedes”, „was wir wollen” beten sollen, und es soll geschehen.

An dieser Stelle fügt er allerdings eine Bedingung ein. Er sagt, daß wir in seinem Namen beten sollen. Das ist die einzige Bedingung, wenn sie auch in verschiedenen Worten ausgedrückt wird.

Wenn wir also bitten und nicht empfangen, so kann es nur daran liegen, daß wir diese Bedingung nicht erfüllen. Wenn wir seine wahren, aufrichtigen Jünger sind, werden wir uns bemühen, um jeden Preis zu entdecken, was es heißt, in seinem Namen zu beten. Wir werden uns nicht zufrieden geben, wenn wir diese Bedingung nicht erfüllt haben. Darum laßt uns die Verheißung noch einmal lesen, um ganz gewiß zu sein: „Was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, auf daß der Vater verherrlicht werde in dem Sohne. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun”. Joh 14,13.14 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen,
das werde ich tun, damit der Vater
verherrlicht werde im Sohn. Wenn ihr mich
etwas bitten werdet in meinem Namen,
so werde ich es tun.
Johannes 14,13+14

Das war etwas ganz Neues nach den Worten des Herrn, „Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen”, aber von jetzt an „bittet, und ihr werdet nehmen, damit eure Freude vollkommen werde”. Joh 16,24 Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in
meinem Namen. Bittet, und ihr werdet
empfangen, damit eure Freude völlig sei!
Johannes 16,24

Fünfmal wiederholt der Herr diese einfache Bedingung: „In meinem Namen”. Joh 14,13.14;15,16;16,23.24.26 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen,
das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht
werde im Sohn. Wenn ihr mich etwas bitten
werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.
Johannes 14,13+14
Ihr habt nicht mich erwählt, sondern ich
habe euch erwählt und euch dazu bestimmt,
daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure
Frucht bleibe, damit, was ihr den Vater
bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe.
Johannes 15,16 Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Was ihr den Vater bitten werdet in meinem
Namen, wird er euch geben. Bis jetzt habt
ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet,
und ihr werdet empfangen, damit eure Freude
völlig sei! An jenem Tag werdet ihr bitten
in meinem Namen, und ich sage euch nicht,
daß ich den Vater für euch bitten werde;
Johannes 16,23+24+26
Anscheinend enthält sie etwas sehr Wichtiges. Es ist mehr als eine Bedingung, – auch eine Verheißung, eine Befähigung, denn, was der Herr verlangt, das gibt er auch. Was heißt es nun, „in meinem Namen” beten? Wir müßen es um jeden Preis wissen, weil darin das Geheimnis der Macht des Gebets liegt.

Man kann diese Worte vielleicht auch falsch anwenden. Der Herr sagt einmal: „Viele werden in meinem Namen kommen und sagen: Ich bin Christus, und werden viele betrügen” Mt 24,5 Denn viele werden unter meinem Namen
kommen und sagen: Ich bin der Christus!
Und sie werden viele verführen.
Matthäus 24,5
Er hätte auch sagen können: „Viele werden meinen, daß sie in meinem Namen zum Vater beten, und dabei betrügen sie sich selbst.” Heißt in seinem Namen beten, am Schluß eines Gebets die Worte hinzuzufügen: „Das alles bitten wir im Namen Jesu Christi”?

Viele Menschen scheinen das zu glauben. Hast du noch nie Gebete gehört, oder selbst gebetet, die voller Eigenwillen und Selbstsucht waren und dann mit den Worten geschloßen: „Um Christi willen. Amen!”?

Jakobus erwähnt in seinem Brief solche Gebete, die Gott nicht erhören könnte, wenn auch die Beter hinzufügten: „wir bitten das im Namen unseres Herrn Jesus Christus”. Jene Gläubigen beteten „übel”. Jak 4,3 ihr bittet und empfangt nichts,
weil ihr übel bittet, um es in euren
Lüsten zu vergeuden.
Jakobus 4,3
Ein verkehrtes Gebet wird nicht richtig, wenn wir am Schluß hinzufügen: „Im Namen Jesu Christi.” Und ein rechtes Gebet bleibt nicht unerhört, wenn diese Worte fehlen. Nein! Es handelt sich um mehr als Worte. Der Herr denkt mehr an Glauben und an Taten als an einige Redewendungen. Die Hauptabsicht des Gebets ist die Verherrlichung des Herrn Jesu. Wir sollen in Christi Namen beten, „damit der Vater verherrlicht werde in dem Sohne”. Joh 14,13 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen,
das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht
werde im Sohn.
Johannes 14,13
Beachte das! Wir sollen weder Reichtum noch Gesundheit, noch Besitz oder Erfolg, Bequemlichkeit, Geistlichkeit oder Fruchtbarkeit im Dienst nur zu unserer Freude, unserem Fortkommen oder unserer Beliebtheit suchen, sondern nur um Christi willen – zu seiner Ehre. Wir Wollen drei Punkte zum rechten Verständnis der wichtigen Worte „in meinem Namen” betrachten.

1. Es besteht die Erfahrung, daß manches nur „um Christi willen”, um seines Versöhnungstodes willen geschieht. Wer nicht an Christi Versöhnungstod glaubt, kann nicht „in seinem Namen” beten. Man mag die Worte gebrauchen, aber ohne Erfolg. Denn wir sind „gerechtfertigt durch sein Blut”, Röm 5,9 Vielmehr nun, da wir jetzt durch sein Blut
gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn
vom Zorn gerettet werden.
Römer 5,9
und „wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden”. Eph 1,7;Kol 1,14 In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut,
die Vergebung der Vergehungen,
nach dem Reichtum seiner Gnade,
Epheser 1,7
In ihm haben wir die Erlösung,
die Vergebung der Sünden.
Kolosser 1,14

Wir wollen diesen Punkt veranschaulichen durch ein Erlebnis, das Moody am Anfang seiner Tätigkeit hatte. Die Frau eines ungläubigen Richters – eines Mannes von hervorragenden Geistesgaben – bat Moody, mit ihrem Gatten zu sprechen. Moody wollte aber mit dem Mann nicht diskutieren und sagte ihm das ganz offen. „Aber”, fügte er hinzu, „wenn Sie sich bekehren,wollen Sie es mich bitte wissen laßen?” Der Richter lachte höhnisch und erwiderte: „O ja, Sie sollen es gleich erfahren, wenn ich mich je bekehren sollte.” Moody verließ ihn und hielt an im Gebet für ihn. Der Richter bekehrte sich im Laufe des Jahres. Er hielt sein Versprechen und erzählte Moody, wie es dahin gekommen war. „Eines Abends fühlte ich mich sehr unbehaglich und unglücklich, als meine Frau in einer Gebetsstunde war. Ich ging schlafen, ehe sie nach Hause kam, konnte aber in der Nacht keinen Schlaf finden. Am nächsten Morgen stand ich zeitig auf, sagte meiner Frau, daß ich kein Frühstück brauchte, und ging in mein Büro. Den Angestellten gab ich einen freien Tag und schloß mich in meinem Arbeitszimmer ein. Schließlich fiel ich auf die Knie und bat Gott um Vergebung meiner Sünden, aber ich wollte nicht sagen: ,um Jesu willen”, weil ich nicht an die Vers&oml;hnung glaubte. In großer Seelenangst fuhr ich fort zu beten: ,O Gott, vergib mir meine Sünden”, aber ich erhielt keine Antwort. Schließlich rief ich voller Verzweiflung: ,O Gott, um Christi willen, vergib mir meine Sünden', da fand ich sofort Frieden.”

Der Richter hatte nicht eher Zugang zur Gegenwart Gottes, bis er sie im Namen Jesu Christi suchte. Als er in Christi Namen nahte, wurde er sogleich erhört. Ja, „im Namen” des Herrn Jesus beten, heißt um Dinge beten, die das Blut für uns „erworben” hat.

Wir haben Freimütigkeit, in das Heiligste einzugehen, durch „das Blut Jesu”. Hebr 10,19 Da wir nun, Brüder, durch das
Blut Jesu Freimütigkeit haben
zum Eintritt in das Heiligtum,
Hebräer 10,19
Es gibt keinen anderen Weg.

Damit ist jedoch nicht alles gesagt, was die Worte „in meinem Namen” in sich schließen.

2. Die gebräuchlichste Veranschaulichung dessen,was es heißt, „im Namen” Christi kommen, ist die des Geldabhebens von einer Bank. Ich kann von meinem Bankguthaben nicht mehr abheben, als ich darauf habe. In meinem eigenen Namen kann ich nicht höher gehen. Wenn ich auf der Bank kein anderes Konto habe, kann ich auch nicht mehr abheben. Aber, angenommen, ein sehr reicher Mann mit einem großen Konto gibt mir einen Blankoscheck mit seiner Unterschrift und erlaubt mir, ihn nach meinem Belieben auszufüllen. Er ist mein Freund. Was werde ich tun? Werde ich nur meiner augenblicklichen Not abhelfen, oder werde ich soviel wie möglich abheben? Ich werde bestimmt nichts tun, was meinen Freund beleidigen oder mein Ansehen bei ihm herabsetzen könnte.

Nun sagen uns einige, daß der Himmel unsere Bank ist. Gott ist der große Inhaber, denn „jede gute und vollkommene Gabe kommt von oben herab von dem Vater”. Jak 1,17 Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk
kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter,
bei dem keine Veränderung ist noch
eines Wechsels Schatten.
Jakobus 1,17
Wir brauchen einen „Scheck”, womit wir von dem grenzenlosen Vorrat „abheben” können. Der Herr Jesus gibt uns im Gebet einen Blankoscheck. „Füllt ihn aus”, sagt er; bittet „alles, was ihr wollt”, und ihr sollt es empfangen. Legt euren Scheck in meinem Namen vor, und eure Bitte wird erfüllt werden. Ich will es mit den Worten eines bekannten Evangelisten wiedergeben: „Wenn ich zur Himmelsbank gehe, geschieht folgendes: Wenn ich im Gebet zu Gott gehe, so besitze ich dort kein Konto, ich habe keinen Kredit, und wenn ich in meinem eigenen Namen komme, werde ich gar nichts erhalten. Aber Jesus Christus hat unbeschränkten Kredit im Himmel, und er hat mir das Vorrecht gegeben, in seinem Namnen abzuheben. Wenn ich so komme, werden meine Ansprüche „in jeder Höhe” erhört. Im Namen Jesu beten, heißt nicht, auf Grund meines, sondern seines Kredits beten.”

Das ist sehr schön und bis zu einem gewissen Grade wahr. Wenn der Scheck bei der Reichsbank auf dem Konto einer großen Firma einzulösen wäre, könnte man sich versucht fühlen, möglichst viel herauszuschlagen. Aber wir kommen zu einem liebenden Vater, dem wir alles verdanken, den wir von Herzen lieben, und zu dem wir immer kommen dürfen. Wenn wir unsere Schecks auf der himmlischen Bank einlösen, so haben wir dabei zuerst seine Ehre und seine Herrlichkeit im Auge. Wir wollen nur das tun, was seinen Augen wohlgefällt. Das Einlösen einiger „Schecks”, die Erhörung mancher Gebete, würde seinem Namen nur Schande bringen und uns in Not und Unruhe versetzen. Gewiß, sein Vermögen ist unbegrenzt, aber seine Ehre kann angegriffen werden.

Die Erfahrung macht das Reden darüber unnötig! Lieber Leser, haben wir nicht alle schon diese Methode versucht und dabei versagt?

Wer von uns darf sagen, daß wir die himmlische Bank je verlaßen hätten, ohne das zu bekommen, worum wir baten, auch, wenn wir „im Namen Christi” beteten? Wa- rum versagen wir? Weil wir nicht danach trachten, Gottes Willen zu erkennen. Wir dürfen nicht über seinen Willen hinausgehen.

Darf ich hier ein persönliches Erlebnis einfügen, das wahrscheinlich einzigartig ist? Es geschah vor mehr als 30 Jahren, und heute weiß ich, warum. Es ist eine gute Veranschaulichung für das, was wir über das Gebet lernen.

Ein Wohlhabender und sehr beschäftigter Freund wollte mir 20 Mark für einen bestimmten Zweck schenken. Er ließ mich auf sein Büro kommen und schrieb eilig den Scheck für den Betrag aus. Er faltete ihn zusammen, gab ihn mir und sagte: „lch gebe dir keinen Verrechnungsscheck, damit du den Betrag auf der Bank gleich abheben kannst.” – Auf der Bank angekommen, sah ich nur nach meinem Namen und übergab den Scheck dem Beamten. „Das ist eine recht große Summe, um hier ausgezahlt zu werden”, sagte er und sah mich scharf an. „Ja”, erwiderte ich lachend, „20 Mark!” „Nein”, sagte der Beamte, „der Scheck ist über 20000 Mark ausgestellt.”

So war es tatsächlich! Mein Freund, gewähnt, große Schecks auszustellen, hatte tatsächlich „20 000 Mark” anstatt „20 Mark” geschrieben. Wie war jetzt meine Lage vom gesetzlichen Standpunkt aus? Der Scheck war von meinem Freund unterschrieben, die Unterschrift stimmte. Meine Anschrift auf der Rückseite war in Ordnung. Konnte ich nicht 20000 Mark beanspruchen, vorausgesetzt, daß genügend auf dem Konto war? Der Scheck war freiwillig, wenn auch eilig geschrieben und freundlich übergeben worden – warum sollte ich die Gabe nicht annehmen? Warum nicht?

Ich hatte es mit einem Freund zu tun, einem großherzigen Freund, dem ich schon manche Güte verdankte. Er hatte mir seine Absicht mitgeteilt, ich kannte seine Wünsche genau.

Er wollte mir 20 Mark geben und nicht mehr. Ich kannte seine Absicht, seine „Gedanken”, nahm daher sofort den allzu großzügigen Scheck zurück und erhielt nach kurzer Zeit die 20 Mark, die seinem willen entsprachen. Wenn er mir einen Blankoscheck gegeben hätte, so wäre das Ergebnis gleich gewesen. Er hätte erwartet, daß ich 20 Mark eingetragen hätte, und schon um meiner Ehre willen hätte ich das getan. Sollen Wir die Lehre daraus ziehen? Gott hat seinen Plan mit jedem Einzelnen von uns, und wenn wir nicht danach trachten seinen Willen zu erkennen, bitten wir vielleicht um „20 000 Mark”, wenn er weiß, daß „20 Mark” am besten für uns sind, „

Im Gebet kommen wir zu einem Freunde, zu einem liebenden Vater. Wir verdanken ihm alles. Er fordert uns auf, so oft zu kommen, wie wir wollen und es nötig haben. Seine Vorräte sind unermeßlich.

Aber er gebietet uns, daß wir nur um solche Dinge bitten sollen, die seinem Willen entsprechen – denn nur so wird sein Name verherrlicht. Johannes schreibt: „Wenn wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns”. 1Jo 5,14 Und dies ist die Zuversicht,
die wir zu ihm haben, daß er uns hört,
wenn wir etwas nach seinem Willen bitten.
1.Johannes 5,14
So übergibt uns unser Freund einen Blankoscheck und überläßt es uns, „alles” einzutragen. Aber er weiß auch, daß, wenn wir ihn wirklich lieben, wir niemals etwas „eintragen”, um etwas bitten, was er uns nicht geben möchte, weil es schädlich für uns sein würde.

Vielleicht liegt bei den meisten von uns der Fehler an einer anderen Stelle. Gott gibt uns einen Blankoscheck und sagt: „Bitte um 20 Mark”, und wir bitten um — 1 Mark! Wäre mein Freund nicht beleidigt gewesen, wenn ich ihn so behandelt hätte? Bitten wir genug? Wagen wir es, „nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit” zu bitten?

Der Punkt, den wir hervorheben wollten, ist dieser: wir können nicht gewiß sein, daß wir „in seinem Namen” beten, wenn wir seinen Willen für uns nicht kennen.

3. Auch dann haben wir die Bedeutung der Worte „in meinem Namen” noch nicht erschöpft. Wir wissen alle, was es heißt, „im Namen” eines anderen um etwas zu bitten. Aber wir werden niemanden, der nicht vertrauenswürdig ist, erlauben, unseren Namen zu benutzen, damit er unser Vertrauen nicht mißbraucht und unserem Namen nicht Schande macht. Gehasi, dem Elisa großes Vertrauen geschenkt hatte, mißbrauchte dieses, als er dem Naeman nachlief. Im Namen Elisas erwarb er Reichtümer, aber auch zugleich die Strafe für seine Schlechtigkeit.

Ein erprobter Angestellter benutzt oft den Namen seines Arbeitgebers und geht mit großen Geldsummen so um, als ob sie ihm gehörten. Aber er darf es nur so lange, als man ihn des Vertrauens wert hält. Er verwendet Geld für seinen Herrn und nicht für sich. Unser ganzes Geld gehört unserem Meister Jesus Christus. Wir können Gott darum in seinem Namen bitten, wenn wir alles, was wir erhalten, zu seiner Ehre verwenden.

Wenn ich einen Scheck einlöse, dann ist der Beamte zufrieden, wenn er weiß, daß die Unterschrift richtig ist, und daß ich die Person bin, die das Geld erhalten soll. Er verlangt keine Empfehlungen über meinen Charakter. Er hat kein Recht, danach zu fragen, ob ich wert bin, das Geld zu erhalten, oder ob ich es richtig verwenden werde. So ist es nicht bei der himmlischen Bank. Da ist dieser Punkt von größter Wichtigkeit. Lies nicht über das folgende hinweg.

Wenn ich im Namen des Herrn Jesu zur himmlischen Bank gehe, um einen Scheck auf seine unerforschlichen Reichtümer einzulösen, so verlangt Gott, daß ich ein würdiger Empfänger bin, nicht „würdig” in dem Sinne, daß ich von dem heiligen Gott etwas verdienen könnte, sondern würdig insofern, als ich die Gabe nicht zu meiner eigenen Ehre oder in meinem Interesse verwende, sondern nur zur Ehre Gottes.

Sonst kann ich beten und empfange nichts. „Ihr bittet und empfanget nicht, weil ihr übel bittet, weil ihr es zu euren Vergnügungen verbraucht”. Jak 4,3 ihr bittet und empfangt nichts,
weil ihr übel bittet, um es in euren
Lüsten zu vergeuden.
Jakobus 4,3

Der große himmlische Bankier zahlt keine Schecks aus, wenn unsere Beweggründe nicht lauter sind. Versagen nicht viele aus dem Grunde im Gebet? Der Name Christi ist die Offenbarung seines Charakters.

„In seinem Namen” beten, heißt, seinem Wesen entsprechend beten, als seine Boten, die ihn vertreten; es heißt in seinem Geist und nach seinem Willen beten; seine Erlaubnis zu unseren Bitten zu haben; zu suchen, was er sucht; seine Hilfe zu erbitten, um das tun zu können, was er getan haben will, mit dem Verlangen, es nur zur Ehre seines Namens zu tun. Um in „seinem Namen” zu beten, müssen unsere Interessen und Absichten mit den seinen übereinstimmen. Das Ich mit seinen Wünschen und Plänen muß gänzlich unter der Herrschaft des Heiligen Geistes stehen, so daß unser Wille mit dem Willen Christi völlig übereinstimmt.

Wir müssen zu der Einstellung des frommen Augustinus gelangen, als er ausrief: „O Herr, gib mir, daß ich deinen Willen tue, als ob er mein Wille wäre, damit du meinen Willen tun kannst, als ob es dein Wille wäre.”

Kind Gottes, wird auf diese Weise das Gebet „in seinem Namen” unerreichbar für uns? Das war nicht die Absicht des Herrn. Er täuscht uns nicht! Als er vom Heiligen Geist sprach, gebrauchte unser Herr diese Worte: „Der Tröster ..., welchen der Vater senden wird in meinem Namen”. Joh 14,26 Der Beistand aber, der Heilige Geist,
den der Vater senden wird in meinem Namen,
der wird euch alles lehren und euch an
alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Johannes 14,26
Der Heiland will also, daß der Heilige Geist uns so leitet, daß wir im Namen Christi handeln können. „Welche der Geist Gottes leitet, die sind Gottes Kinder”. Röm 8,14 Denn so viele durch den Geist Gottes
geleitet werden, die sind Söhne Gottes.
Römer 8,14
Nur Kinder können sprechen: „Unser Vater”.

Der Herr sagte von Saul von Tarsus: „Er ist mir ein auserwähltes Rüstzeug und soll meinen Namen vor Heiden und Könige und die Kinder Israels tragen”. Apg 9,15 Der Herr aber sprach zu ihm: Geh hin!
Denn dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug,
meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen
als Könige und Söhne Israels.
Apostelggeschichte 9,15
Paulus schreibt: „Es gefiel Gott, seinen Sohn in mir zu offenbaren.” Wir können nicht im Namen Christi beten, wenn wir seinen Namen nicht vor die Leute tragen. Das ist nur so lange möglich, als wir „in ihm bleiben” und seine Worte in uns bleiben. Darum sagen wir: wenn das Herz nicht recht beschaffen ist, muß das Gebet falsch sein.

Christus sprach: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es soll euch widerfahren”. Joh 15,7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte
in euch bleiben, so werdet ihr bitten,
was ihr wollt, und es wird euch geschehen.
Johannes 15,7

Jene drei Verheißungen stimmen letzten Endes überein, sie drücken den gleichen Gedanken mit verschiedenen Worten aus. Lies sie sorgfältig:

„Bittet alles in meinem Namen, ich will es tun”. Joh 14,13.14 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen,
das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht
werde im Sohn. Wenn ihr mich etwas bitten
werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.
Johannes 14,13+14

„Bittet, was ihr wollt (wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben), und es wird geschehen”. Joh 15,7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte
in euch bleiben, so werdet ihr bitten,
was ihr wollt, und es wird euch geschehen.
Johannes 15,7

„Bittet nach seinem Willen, dann haben wir die Bitten”. 1Jo 5,15 Und wenn wir wissen, daß er uns hört,
was wir auch bitten, so wissen wir,
daß wir das Erbetene haben,
das wir von ihm erbeten haben.
1.Johannes 5,15

Wir könnten sie alle in die Worte des Johannes zusammenfassen: „Was wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten, und tun, was ihm gefällig ist”. 1Jo 3,22 und was immer wir bitten, empfangen wir
von ihm, weil wir seine Gebote halten und
das vor ihm Wohlgefällige tun.
1.Johannes 3,22

Wenn wir tun, was er befiehlt, dann tut er, was wir bitten! Höre auf Gott, und Gott wird auf dich hören. So gibt der Herr uns „die Vollmacht” über sein Königreich, das Königreich des Himmels, wenn wir nur die Bedingungen erfüllen und bei ihm bleiben.

Wie Wunderbar ist das! Wie eifrig und ernsthaft sollten wir bestrebt sein, seine Gedanken, seine Wünsche, seinen Willen zu erkennen. Wie erstaunlich ist es, daß jemand von uns durch seine Selbstsucht sich diese unaussprechlichen Reichtümer verschüttet. Wir wissen, daß Gottes Wille das Beste für uns ist. Wir erkennen, daß er uns segnen und zum Segen setzen will.

Wir wissen auch, daß wir, wenn wir der eigenen Meinung folgen, uns und die, die wir lieben, schädigen und verletzen. Wir erkennen, daß wir unser Verderben heraufbeschwören, wenn wir uns von seinem Willen abwenden. O Kind Gottes, warum vertrauen wir ihm nicht völlig und restlos? Wir stehen also wieder vor der Frage nach einem Leben der Heiligung. Wir sehen ganz klar, daß unseres Heilands Ruf zum Gebet ein Ruf zur Heiligung ist. „Seid heilig!” Denn ohne Heiligung kann niemand Gott sehen, und das Gebet kann nicht wirksam sein.

Wenn wir bekennen müssen, „keine Gebetserhörungen zu erleben”, verurteilen wir weder Gott noch seine Verheißungen oder die Macht des Gebets, sondern nur uns selbst. Es gibt keine bessere Probe für unser geistliches Leben als das Gebet. Der Mensch, der zu beten versucht, wird bald entdecken, wie er in Gottes Augen dasteht.

Wenn wir nicht das siegreiche Leben führen, können wir nicht wirklich „im Namen Christi” beten, und unser Gebetsleben muß notwendigerweise schwach und unfruchtbar sein.

„In seinem Namen” heißt auch „nach seinem Willen”. Aber können wir seinen Willen erkennen? Gewiß können wir das. Paulus schreibt nicht nur: „Dieselbe Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war... ”, Phil 2,5 Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus , Phil 2,5 sondern er behauptet kühn: „Wir haben Christi Geist”. 1Kor 2,16 Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt,
daß er ihn unterweisen könnte?
Wir aber haben Christi Sinn.
1.Korinther 2,16
Wie können wir also Gottes Willen erkennen?

Wir müssen daran denken, daß „das Geheimnis des Herrn bei denen ist, die ihn fürchten”. Ps 25,14 Der HERR zieht ins Vertrauen,
die ihn fürchten, und sein Bund
dient dazu, sie zu unterweisen.
Psalm 25,14

Zuerst dürfen wir nicht erwarten, daß Gott uns seinen Willen offenbart, wenn wir diesen Willen nicht erkennen und tun wollen. Die Erkenntnis und das Tun des Willens Gottes gehören zusammen. Wir möchten Gottes Willen erkennen, um dann entscheiden zu können, ob wir gehorchen wollen oder nicht. Solche Einstellung ist unheilvoll. „So jemand will des Willen tun, der wird erkennen, ob diese Lehre von Gott sei”. Joh 7,17 Wenn jemand seinen Willen tun will,
so wird er von der Lehre wissen,
ob sie aus Gott ist oder ob
ich aus mir selbst rede.
Johannes 7,17

Ich darf zum Beispiel getrost um Weisheit bitten, weil sein Wort sagt: „So jemand ... Weisheit mangelt, der bitte Gott .... und sie wird ihm gegeben werden”. Jak 1,5 Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt,
so bitte er Gott, der allen willig gibt
und keine Vorwürfe macht,
und sie wird ihm gegeben werden.
Jakobus 1,5
Wir können nicht Menschen des anhaltenden Gebets sein, wenn wir nicht im Worte Gottes forschen, um seinen Willen für uns zu erkennen.

Der große Helfer beim Gebet ist aber der Heilige Geist. Lies noch einmal die wunderbaren Worte des Paulus: „Auf die gleiche Weise hilft der Geist uns in unserer Schwachheit, denn wir wissen nicht, welche Gebete oder auf welche Weise wir sie darbringen sollen, sondern der Geist selbst bittet in unserem Seufzen, das keine Worte finden kann, und der Erforscher der Herzen weiß, was die Bedeutung des Geistes ist, weil seine Fürbitte für Gottes Volk in Übereinstimmung mit Gottes Willen geschieht”, Röm 8, 26.27 Ebenso aber nimmt auch der Geist sich
unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht,
was wir bitten sollen, wie es sich gebührt,
aber der Geist selbst verwendet sich
für uns in unaussprechlichen Seufzern.
Der aber die Herzen erforscht, weiß,
was der Sinn des Geistes ist,
denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäß.
Römer 8,26+27
(Weymouth).

Was für trostreiche Worte! Unwissenheit und Hilflosigkeit beim Gebet sind segensreich, wenn sie uns auf den Heiligen Geist hinweisen. Gelobt sei der Name des Herrn Jesu! Wir haben keine Entschuldigung. Wir müssen beten; wir können beten.

Bedenke, daß unser himmlischer Vater den Heiligen Geist denen geben will, die ihn darum bitten, Luk 11,13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid,
euren Kindern gute Gaben zu geben wißt,
wieviel mehr wird der Vater,
der vom Himmel gibt,
den Heiligen Geist geben denen,
die ihn bitten!
Lukas 11,13
– und alles „Gute” dazu. Mt 7,11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid,
euren Kindern gute Gaben zu geben wißt,
wieviel mehr wird euer Vater,
der in den Himmeln ist, Gutes geben denen,
die ihn bitten!
Matthäus 7,11

Kind Gottes, du hast oft gebetet. Du hast zweifellos deine Schwachheit und Trägheit im Gebet oft beklagt. Aber hast du wirklich in „seinem” Namen gebetet?

Wenn wir versagen und nicht wissen, „Was wir beten sollen” und „wie wir beten sollen”, dann ist der Heilige Geist uns als Helfer verheißen.

Lohnt es sich nicht, sich völlig und von ganzem Herzen dem Herrn auszuliefern? Das halbe Gotteskind ist Gott und Menschen wenig nütze. Gott kann es nicht gebrauchen, und die Menschen sehen es nur als Heuchler an. Wenn wir eine Sünde in unserem Leben dulden, so verlieren wir sofort unsere Fruchtbarkeit und Freude, und das Gebet verliert seine Kraft.

Geliebte, wir haben einen neuen Blick in die Gnade und Herrlichkeit unseres Herrn Jesu Christi getan. Er wartet nur darauf, uns seine Herrlichkeit und Gnade mitzuteilen.

Er will uns zu Segensträgern machen. Wollen wir nicht Gott in Aufrichtigkeit und Wahrheit anbeten und eifrig und ernsthaft rufen: „Herr, was soll ich tun?”, Apg 22,10 Ich sagte aber: Was soll ich tun, Herr?
Der Herr aber sprach zu mir:
Steh auf und geh nach Damaskus!
Und dort wird dir von allem gesagt werden,
was dir zu tun verordnet ist.
Apostelgeschichte 22,10
um es dann in seiner Kraft auszuführen?

Paulus sandte einstmals das Gebet zum Himmel: „Was soll ich tun?” Welche Antwort erhielt er? Er gibt sie uns weiter in seinen Ratschlägen an alle Gläubigen, was sie für ihn bedeutete: „Geliebte, leget an ... ein Herz voll Mitgefühl, Freundlichkeit, Demut, Geduld; ...., über alles ziehet an die Liebe ..... und der Friede Gottes regiere in euren Herzen ..... Laßt das Wort Christi reichlich unter euch wohnen ..... Und was ihr tut in Worten oder Taten, tut alles im Namen des Herrn Jesu Christi und danket Gott, dem Vater, durch ihn”. Kol 3,12.17 Zieht nun an als Auserwählte Gottes,
als Heilige und Geliebte:
herzliches Erbarmen, Güte,
Demut, Milde, Langmut! Und alles,
was ihr tut, im Wort oder im Werk,
alles tut im Namen des Herrn Jesus,
und sagt Gott, dem Vater, Dank durch ihn!
Kolosser 3,12+17


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7. Kapitel

Soll ich ringen im Gebet?

Das Gebet wird nicht nach der Zeit, sondern nach seiner Inbrunst bemessen. Wenn aufrichtige Seelen von Gebetsmenschen den „Betenden Hyde” lesen, fangen sie vielleicht an zu fragen: „Muß ich ebenso beten?”

Sie hören, daß andere manchmal Tag und Nacht auf ihren Knien vor Gott liegen, weder essen noch schlafen, sondern beten, beten, beten. Natürlicherweise fragen sie: „Müssen wir dasselbe tun? Sollen wir alle ihrem Beispiel folgen?” Wir müssen bedenken, daß jene Gebetsmenschen nicht nach der Uhr beteten. Sie verharrten so lange im Gebet, weil sie nicht aufhören konnten zu beten.

Einige sind geneigt, anzunehmen, daß wir es ebenso machen müssten, Kind Gottes, laß dich nicht durch solche Gedanken beunruhigen! Sei nur willig, das zu tun, was er dich heißt, wozu er dich führt. Denke darüber nach, bete darüber! Der Herr Jesus heißt uns, zu unserem himmlischen Vater zu beten. Manchmal singen wir: „Ich bete an die Macht der Liebe.” Nichts kann diese Liebe auslöschen.

Das Gebet ist uns nicht als schwere Last gegeben oder als unangenehme Pflicht, die erfüllt werden muß, sondern als Freude und Macht, die keine Grenzen kennt. Es ist uns dazu gegeben, damit „wir Gnade zu rechtzeitiger Hilfe in Zeiten der Not finden”. Hebr 4,16 Laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum
Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit
empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe!
Hebräer 4,16
Zu jeder Zeit sind wir in einer „Zeit der Not”. „Betet” ist mehr eine Einladung, die man annehmen soll, als ein Befehl, dem man gehorsam sein muß. Ist es für ein Kind eine Last, zu seinem Vater zu gehen und ihn um eine Wohltat zu bitten? Wie liebt ein Vater sein Kind und sucht sein Bestes! Wie schützt er das Kind vor jeder Sorge, jedem Schmerz und jedem Leid!

Unser himmlischer Vater liebt uns unendlich mehr als irgendein irdischer Vater. Der Herr Jesus liebt uns viel mehr als irgendein irdischer Freund. „Euer himmlischer Vater weiß”, sagt unser Herr, und wenn er weiß, dann können wir ihm nur vertrauen und brauchen uns nicht zu fürchten,

Ein Lehrer mag einen Knaben tadeln wegen seiner nachlässigen Schularbeiten, seiner mangelnden Aufmerksamkeit oder häufigen Abwesenheit, aber der liebende Vater daheim weiß alles. Er kennt die treuen Dienste des Knaben zu Hause, wo Krankheit und Armut ihn vor so manche Aufgabe stellen. Unser liebreicher Vater weiß alles über uns. Er sieht und weiß, wie wenig Zeit manche von uns finden, um lange Gebetszeiten zu haben.

Manchen von uns gibt Gott Zeit. Er läßt uns darniederliegen, Ps 23,4 Auch wenn ich wandere im Tal des Todesschattens,
fürchte ich kein Unheil, denn du bist bei mir;
dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.
Psalm 23,4
damit wir aufschauen können. Aber auch dann hindert die körperliche Schwachheit am langen Beten. Und doch wage ich es in Frage zu stellen, ob wir alle, wenn unsere Entschuldigungen noch so groß und einleuchtend sind, genügend über das Gebet nachgedacht haben. Einige von uns sind genötigt, viel zu beten. Unsere Arbeit verlangt es. Man sieht uns als geistliche Führer an, wir haben die geistliche Erziehung anderer in der Hand. Gott möge uns davor bewahren, daß wir gegen den Herrn sündigen und aufhören, genügend für sie zu beten. 1Sam 12,23 Auch was mich betrifft - fern sei es von mir,
daß ich mich an dem HERRN versündigen und aufhören
sollte, für euch zu bitten; sondern ich will
euch den guten und richtigen Weg lehren.
1.Samuel 12,23
Ja, bei einigen gehört es zum Beruf, zur Lebensaufgabe, zu beten. Andere haben liebe Freunde, die ihnen Schmerzen bereiten, weil sie Jesus nicht kennen. Man muß für sie beten. Wenn die Last der Seelen auf uns liegt, werden wir nie fragen: „Wie lange muß ich beten?”

Wie genau kennen wir die Schwierigkeiten, die dem Gebetsleben vieler im Wege stehen! Vor mir liegt ein ganzer Stoß von Briefen, die voll von Entschuldigungen sind, von freundlichen Protesten und Überlegungen. Aber wurden sie aus dem Grunde geschrieben? Nein, nein! In jedem einzelnen Brief klingt ein Unterton von tiefer Sehnsucht, Gottes Willen zu erkennen und dem Gebetsruf in den zahlreichen Ansprüchen des Lebens zu folgen, hindurch.

Jene Briefe erzählen von vielen, die keine stille Gebetszeit haben können, weil sie ihr Schlafzimmer mit anderen teilen müssen; von geschäftigen Müttern, Mädchen und Frauen, die kaum wissen, wie sie mit dem endlosen Waschen, Kochen, Stopfen, Saubermachen, Besorgungen usw. fertig werden sollen, von müden Arbeitern, die nach ihrer Tagesarbeit zum Beten zu müde sind.

Kind Gottes, unser himmlischer Vater weiß das alles. Er ist kein harter Aufseher, sondern unser Vater. Wenn du keine Zeit oder Gelegenheit zum stillen Gebet hast, so sage es ihm doch, und du wirst entdecken, daß du betest!

Dürfen wir diejenigen, denen es unmöglich erscheint, Stille zu haben oder sich für einige Augenblicke zurückzuziehen, auf das wunderbare Gebetsleben des Apostels Paulus hinweisen? Hast du je darüber nachgedacht, daß er im Gefängnis war, als er jene wunderbaren Gebete niederschrieb, die wir besitzen? Stelle ihn dir dort vor. Er war Tag und Nacht an einen römischen Soldaten gekettet und keinen Augenblick allein. Eine Zeitlang war Epaphras mit ihm zusammen, und etwas von der Gebetsleidenschaft seines Lehrers ging auf ihn über. Vielleicht war auch Lukas dabei. Welche Gebetsstunden waren das! Dabei keine Gelegenheit zum einsamen Gebet! Und doch! Wieviel verdanken wir jenen aufgehobenen, gefesselten Händen! Du und ich sind vielleicht nie oder nur selten allein, aber unsere Hände sind wenigstens nicht mit Ketten gefesselt, und unsere Herzen und Lippen sind nicht gebunden.

Können wir Zeit zum Beten gewinnen? Vielleicht habe ich unrecht, aber ich glaube, daß es nicht Gottes Wille ist, wenigstens nicht für die meisten von uns, daß wir durch lange Gebetszeiten unsere Gesundheit schädigen, weil wir nicht genügend essen und schlafen. Für viele ist es wegen körperlicher Sehwachheit unmöglich, lange in intensivem Gebet zu verharren.

Die Stellung, in der wir beten, ist belanglos. Gott will hören, ganz gleich, ob wir knien, stehen, sitzen, gehen oder arbeiten.

Ich erinnere mich, daß viele die Erfahrung gemacht haben, daß Gott manchmal denen besondere Kraft verleiht, die ihren Schlaf abkürzen, um mehr zu beten. Eine Zeitlang stand ich selbst jeden Morgen sehr früh auf, um Zeit zum Gebet und zur Gemeinschaft mit Gott zu haben. Nach einiger Zeit stellte ich fest, daß meine tägliche Arbeit nicht mehr so intensiv und erfolgreich war, und daß ich mich in den frühen Abendstunden nur mit Mühe wachhalten konnte! Beten wir soviel wie möglich! Es tut mir immer leid, daß die Tage meiner Jugend und Kraft verstrichen sind, in denen ich nicht mehr Wert auf die frühen Gebetszeiten legte.

Ja, der vom Heiligen Geist gegebene Befehl ist deutlich genug: „Betet ohne Unterlaß”. 1Thes 5,17 Betet unablässig!
1.Thessalonicher 5,17
Unser geliebter Herr sagte, „daß man allezeit beten und nicht laß werden sollte” – „und nie den Mut verlieren”. Luk 18,1 Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür,
daß sie allezeit beten und nicht ermatten sollten
Lukas 18,1
(Weymouth)

Das kann natürlich nicht heißen, daß wir fortwährend auf unseren Knien liegen sollen. Ich bin überzeugt, daß es nicht nach Gottes Willen ist, wenn wir unsere Pflicht versäumen, um zu beten. Aber genau so sicher ist es, daß wir besser und mehr arbeiten würden, wenn wir weniger arbeiteten und mehr beteten.

Laßt uns gut arbeiten! Wir sollen „im Fleiße nicht säumig sein”. Röm 12,11 im Fleiß nicht säumig, brennend im Geist;
dem Herrn dienend.
Römer 12,11
Paulus schreibt: „Wir ermahnen euch, Brüder, daß ihr immer mehr zunehmet, und daß ihr .... eure eigene Arbeit mit euren Händen verrichtet ...., daß ihr ehrbar wandelt .... und keine Not habt”. 1Thes 4,11.12 und eure Ehre darein zu setzen, still zu sein
und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit
euren Händen zu arbeiten, so wie wir euch
geboten haben, damit ihr anständig wandelt
gegen die draußen und niemanden nötig habt.
1.Thessalonicher 4,11+12
„So jemand nicht arbeiten will, der soll nicht essen”. 2Thes 3,10 Denn auch als wir bei euch waren,
geboten wir euch dies: wenn jemand nicht
arbeiten will, soll er auch nicht essen.
2.Thessalonicher 3,10

Gibt es aber nicht an jedem Tag zahllose Gelegenheiten, um im Gebet „heilige Hände aufzuheben”, oder wenigstens heilige Herzen? Benutzen wir die Gelegenheit, wenn wir morgens die Augen öffnen, um unseren Erlöser zu loben und zu preisen? Für ein Gotteskind ist an jedem Tage Ostern. Wir können beim Anziehen beten. Aber ohne Mahnung werden wir das oft vergessen. Darum befestige an deinem Spiegel ein Stückchen Papier mit den Worten: „Betet ohne Unterlaß!” Versuche es. Wir können oft beten, auch bei der Arbeit.

Das Waschen, Schreiben, Stopfen, Nachdenken, Kochen und Saubermachen wird dabei um so besser getan.

Spielen und arbeiten kleine und große Kinder nicht besser, wenn jemand von ihren Lieben zusieht? Wollen wir nicht immer daran denken, daß der Herr Jesus bei uns ist, uns beobachtet und uns hilft? Das Bewußtsein seines auf uns ruhenden Auges ist gleichzeitig das Bewußtsein seiner Macht in uns.

Glaubst du nicht, daß Paulus mehr an dieses „Beten ohne Unterlaß” dachte als an bestimmte Gebetszeiten, wenn er schrieb: „Der Herr ist nahe”, „Seid um nichts besorgt, sondern in allen Dingen lasset euer Anliegen mit Gebet und Flehen vor Gott kund werden”? Phil 4,5.6 Eure Milde soll allen Menschen
bekannt werden; der Herr ist nahe.
Seid um nichts besorgt, sondern in allem
sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung
eure Anliegen vor Gott kundwerden;
Philipper 4,5+6
Läßt das „in allen” nicht darauf schließen, daß, wenn eins nach dem andern an uns herantritt, wir es in dem Augenblick zu einem Gegenstand des Gebetes oder Dankes machen sollten, weil der Herr nahe ist? (Warum sollen wir diese „Nähe” nur auf die Wiederkunft Christi beschränken?)

Welch köstlicher Gedanke: wir beten zu einem nahen Gott. Als der Herr seine Jünger zum Dienst aussandte, sagte er: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage.”

Thomas Browne, der bekannte Arzt, hatte diesen Geist. Er legte ein Gelübde ab, daß er „an allen Orten beten wolle, wo die Stille dazu einlüde, in jedem Hause, auf jedem Wege, daß es in dieser Stadt keine Stelle geben solle, die nicht davon Zeuge sei, daß er Gott und seinen Heiland dort nicht vergessen habe.” Er wollte beten beim Anblick jeder Kirche, und täglich und sonderlich für seine Kranken und für alle anderen Kranken auch. Beim Betreten des Hauses eines Patienten sprach er: „Der Friede und die Gnade Gottes seien mit diesem Hause.” Nach einer Predigt zu beten und einen Segen zu erflehen oder für den Pfarrer zu beten, war ihm selbstverständlich.

Es ist nun die Frage, ob wir diese dauernde Gemeinschaft mit unserem geliebten Herrn haben können, wenn wir nicht bestimmte Gcbetszeiten haben. Wie steht es mit den Gebetszeiten? Wir haben gesagt, daß das Beten so einfach ist, wie wenn ein Kind etwas von seinem Vater bittet. Diese Feststellung brauchte keine weitere Erklärung. Wenn der Böse nicht vorhanden wäre.

Es besteht kein Zweifel darüber, daß der Teufel uns widersteht, wenn wir Gott im Gebet nahen, und daß er alles versucht, um das Gebet des Glaubens zu verhindern. Dabei versucht er hauptsächlich, unsere Gedanken mit unseren Nöten auszufüllen, so daß wir sie nicht auf Gott, unseren lieben Vater, zu dem wir beten, richten können. Er will, daß wir mehr an die Gabe als an den Geber denken. Der Heilige Geist erinnert uns an einen Bruder. Wir kommen bis zu den Worten: „Gott, segne meinen Bruder” — dann wandern unsere Gedanken zu dem Bruder, seinen Angelegenheiten, Schwierigkeiten, Hoffnungen und Sorgen, und das Gebet ist vorüber!

Wie schwer macht der Teufel es uns, unsere Gedanken auf Gott zu konzentrieren! Aus dem Grunde ermahnen wir die Menschen, sich über die Gegenwart Gottes, seine Herrlichkeit und seine Macht klar zu werden, ehe sie ihre Bitten darbringen. Wenn kein Teufel wäre, so gäbe es keine Gebetshindernisse, aber es ist seine Hauptaufgabe, das Gebet unmöglich zu machen.

Ein bekannter Londoner Pfarrer sagte einmal: „Gott will nicht, daß wir seine oder unsere Zeit mit langen Gebeten verschwenden. Wir müssen im Umgang mit Gott geschäftsmäßig sein, ihm klar und kurz sagen, was wir wollen, und ihm dann die Angelegenheit überlassen.” Denkt unser Freund, daß Beten nicht mehr heißt, als Gott mit unseren Nöten bekannt zu machen? Wenn das alles ist, warum sollen wir denn überhaupt beten? „Denn euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr betet”, sagte unser Herr, als er seine Jünger zum Gebet ermahnte.

Wir wissen, daß Christus selbst einige „lange Gebete” verurteilte. Mt 23,13-15 Wehe aber euch, Schriftgelehrte und Pharisäer,
Heuchler! Denn ihr verschließt das Reich
der Himmel vor den Menschen; denn ihr geht
nicht hinein, und die, die hineingehen wollen,
laßt ihr auch nicht hineingehen. Wehe euch,
Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler!
Denn ihr durchzieht das Meer und das trockene
Land, um einen Proselyten zu machen; und wenn
er es geworden ist, so macht ihr ihn zu einem
Sohn der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr.
Matthäus 23,13+15
Aber diese Gebete wurden zum „Schein”, zum „Vorwand” gesprochen. Lk 20,47 die die Häuser der Witwen verschlingen
und zum Schein lange Gebete halten!
Diese werden ein schwereres Gericht empfangen.Lukas 20,47
Liebe Leser, glaubt mir, der Herr würde ebenfalls manche „lange Gebete” verurteilen, die jede Woche: in unseren Gebetsstunden gesprochen werden, Gebete, die die Gebetsstunden zu Grunde richten, und die mit der Bitte schliessen, daß Gott „dies schwache Seufzen” oder die „unwürdigen Äußerungen” erhören wolle.

Gott verurteilt aber niemals lange Gebete, die aufrichtig sind. Wir dürfen nicht vergessen, daß der Herr manchmal ganze Nächte im Gebet verbrachte.

Es wird uns ein Beispiel davon berichtet. Wir wissen nicht, wie oft es der Fall war. Lk 6,12 Und es geschah in diesen Tagen,
daß er auf den Berg hinausging,
um zu beten; und er verbrachte
die Nacht im Gebet zu Gott.
Lukas 6,12
Er pflegte manchmal „lange vor Tagesanbruch” aufzustellen und an einen einsamen Ort zum Beten zu gehen. Mk 1,35 Und frühmorgens, als es noch sehr
dunkel war, stand er auf und ging hinaus
und ging fort an einen einsamen
Ort und betete dort.
Markus 1,35
Der sündlose Menschensohn verbrachte mehr Zeit im Gebet als wir. Es scheint eine unbestrittene Tatsache zu sein, daß bei den Heiligen aller Zeiten den Nächten des Gebets zu Gott Tage der Vollmacht bei den Menschen folgten.

Der Herr vernachlässigte das Gebet auch nicht, wie wir in unserer Unwissenheit annehmen könnten, wenn der dringende Ruf zum Dienst oder die zahllosen Gelegenheiten der Arbeit an ihn herantraten. Nach einem der geschäftigsten Tage, zu der Zeit, als seine Beliebtheit den Höhepunkt erreicht hatte, als jeder seine Gesellschaft und seinen Rat suchte, kehrte er ihnen allen den Rücken und ging auf einen Berg, um zu beten. Mt 14,23 Und als er die Volksmengen entlassen
hatte, stieg er für sich allein auf
den Berg, um zu beten. Als es aber
Abend geworden, war er dort allein.
Matthäus 14,23

Es wird uns einmal erzählt, „daß die Volksmenge zusammenkam, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden”. Dann folgt die Bemerkung: „Aber Jesus zog sich beständig in die Einsamkeit zurück und betete daselbst”. Lk 5,15.16 Aber die Rede über ihn verbreitete sich
um so mehr; und große Volksmengen versammelten
sich, ihn zu hören und von ihren Krankheiten
geheilt zu werden. Er aber zog sich zurück
und war in einsamen Gegenden und betete.
Lukas 5,15+16
(Weym.) Warum? Weil er wußte, daß sein Gebet viel mehr ausrichtete, als der „Dienst”.

Wir sagen, wir hätten zum Beten keine Zeit. Aber je mehr der Herr zu tun hatte, desto mehr betete er. Manchmal hatte er keine Zeit zum Essen, Mk 3,20 Und er kommt in ein Haus.
Und wieder kommt die Volksmenge zusammen,
so daß sie nicht einmal Brot essen konnten.
Markus 3,20
und manchmal fand er nicht Zeit zum Schlafen und Ruhen. Mk 6,31 Und er sprach zu ihnen:
Kommt, ihr selbst allein, an einen öden Ort
und ruht ein wenig aus! Denn diejenigen,
die kamen und gingen, waren viele, und sie
fanden nicht einmal Zeit, um zu essen.
Markus 6,31
Aber er nahm sich immer Zeit zum Beten. Wenn häufiges Gebet und oft sogar lange Stunden des Gebets für unseren Heiland, notwendig waren, haben wir sie weniger nötig?

Ich schreibe nicht deswegen, damit man mit meiner Ansicht übereinstimmen soll. Wir möchten nur die Wahrheit erkennen. Spurgeon sagte einmal: „Wir brauchen nicht erst auf den Busch zu schlagen und unserm Herrn unklar sagen, was wir von seiner Hand erbitten. Es wäre auch nicht schicklich für uns, schöne Worte zu gebrauchen, sondern laßt uns Gott mit den einfachsten und klarsten Worten sagen, was wir wünschen .....

Ich glaube an geschäftsmäßige Gebete. Damit meine ich Gebete, bei denen du Gott eine der vielen Verheißungen aus seinen Worten vorhältst und so bestimmt erwartest, daß er sie einlöst, wie wir das Geld erwarten, wenn wir zur Bank gehen, um einen Scheck einzulösen. Wir denken nicht daran, dorthin zu gehen, uns über den Tisch zu lehnen und mit dem Beamten über alles zu sprechen, nur nicht über das Eine, weswegen wir zur Bank kamen, und dann ohne das Geld wieder fortgehen. Wir legen vielmehr dem Beamten den Scheck vor, auf den hin er das Geld auszahlt, sagen ihm, in welcher Form wir den Betrag wünschen, zählen ihn nach und gehen dann wieder. Das ist ein Bild dafür, wie wir unsere Bedürfnisse von der Himmelsbank abheben sollten.” – Herrlich!

Laßt uns auf jeden Fall bestimmt sein in unseren Gebeten, laßt alle Redegewandtheit beiseite, wenn wir sie überhaupt besitzen! Laßt uns um jeden Preis nutzloses „Geschwätz” vermeiden und im Glauben nahen, um zu nehmen!

Würde der Bankbeamte mir das Geld so schnell aushändigen, wenn er neben mir einen mächtigen, finster blickenden, gut bewaffneten Raufbold sähe, den er als Verbrecher kennt, der nur darauf lauert, das Geld zu nehmen, ehe meine schwache Hand es begreifen kann? Würde er nicht warten, bis der Verbrecher fort ist? Das ist kein phantastisches Bild. Die Bibel lehrt uns, daß Satan auf die eine oder die andere Art unsere Gebete verhindern oder die Erhörung verzögern kann. Erwähnt Petrus den Gotteskindern gegenüber nicht gewisse Dinge, damit „ihre Gebete nicht verhindert werden”? 1.Petr 3,7 Ihr Männer ebenso, wohnt bei ihnen mit Einsicht als
bei einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, und gebt
ihnen Ehre als solchen, die auch Miterben der Gnade
des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert
werden!
1.Petrus 3,7
Unsere Gebete können also verhindert werden. „Dann kommt der Böse und nimmt fort, was in das Herz gesät worden ist”. Mt 13,19 Sooft jemand das Wort vom Reich hört und nicht versteht,
kommt der Böse und reißt weg, was in sein Herz gesät war;
dieser ist es, bei dem an den Weg gesät ist.
Mattäus 13,19

Die Heilige Schrift gibt uns ein Beispiel — wahrscheinlich nur eins von vielen —, wo der Böse tatsächlich eine Gebetserhörung um drei Wochen verzögerte. Wir erwähnen das nur, um die Notwendigkeit des häufigen Gebets zu zeigen und zur Ausdauer im Gebet zu ermuntern.

Wir wollen unsere Aufmerksamkeit auch auf die ausserordentliche Macht, die Satan besitzt, lenken lassen, Das erwähnte Beispiel steht: Dan 10,12.13 Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel!
Denn vom ersten Tag an, als du dein Herz darauf
gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich
vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte
erhört worden. Und um deiner Worte willen bin
ich gekommen. Aber der Fürst des Königreichs
Persien stand mir 21 Tage entgegen. Und siehe,
Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um
mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich
bei den Königen von Persien.
Daniel 10,12+13
„Fürchte dich nicht, Daniel! Denn von dem ersten Tage an, da du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden; und um deiner Worte willen bin ich gekommen. Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir einundzwanzig Tage entgegen; und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen.”

Wir dürfen diese satanischen Widerstände und Gebetshinderniße nicht gering achten. Wenn es genügen würde, Gott nur einmal um etwas Verheißenes oder Notwendiges zu bitten, dann wären diese Kapitel nicht geschrieben worden. Sollen wir nicht öfter bitten? Ich weiß z. B., daß Gott den Tod des Sünders nicht will. Darum bete ich kühn: „O Gott, rette meinen Freund.” Brauche ich nie wieder um seine Bekehrung zu beten? Georg Müller betete sechzig Jahre lang täglich und öfter um die Bekehrung eines Freundes.

Was sagt die Bibel in bezug auf „geschäftsmäßige” Gebete? Unser Herr erzählte drei Gleichniße, um Beständigkeit und Ausdauer im Gebet zu lehren. Der Mann, der von seinem Freund um Mitternacht drei Brote erbat, erhielt soviel, wie er brauchte, „Wegen seines unverschämten Geilens” – oder seiner Ausdauer, das heißt seiner „Schamlosigkeit”, wie es Wörtlich heißt. Lk 11,8 Ich sage euch, wenn er auch nicht aufstehen
und ihm geben wird, weil er sein Freund ist,
so wird er wenigstens um seiner Unverschämtheit
willen aufstehen und ihm geben, so viel er braucht.
Lukas 11,8
Die Witwe, die den ungerechten Richter mit ihrem „fortgesetzten Kommen” „bemühte”, erhielt endlich Hilfe, Der Herr fügte hinzu: „Wird Gott nicht seine Auserwählten retten, die Tag und Nacht zu ihm rufen, und hat er nicht Geduld mit ihnen?”. Lk 18,7 Gott aber, sollte er das Recht seiner
Auserwählten nicht ausführen, die Tag
und Nacht zu ihm schreien, und sollte
er es bei ihnen lange hinziehen?
Lukas 18,7

Wie erfreut war der Herr über das arme syro–phönizische Weib, das Abweisungen und Vorwürfe nicht als Antwort annahm! Wegen ihrer anhaltenden Bitten sagte er: „O Weib, dein Glaube ist groß; Dir geschehe, wie du willst”. Mt 15,28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr:
O Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe,
wie du willst! Und ihre Tochter war geheilt
von jener Stunde an.
Matthäus 15,28
Unser geliebter Herr hielt es bei seinem Kampfe in Gethsemane für notwendig, selbst seine Gebete zu wiederholen. „Er ließ sie und ging fort und betete zum dritten Mal und redete dieselben Worte”. Mt 26,44 Und er ließ sie, ging wieder hin,
betete zum dritten Mal und sprach
wieder dasselbe Wort.
Matthäus 26,44

Wir finden, daß Paulus, der Apostel des Gebets, Gott wiederholt bat, den Pfahl aus seinem Fleische zu entfernen. „Deswegen”, schreibt er, „habe ich dreimal zum Herrn gebetet, daß er von mir wiche”. 2Kor 12,8 Um dessentwillen habe ich dreimal
den Herrn angerufen, daß er von mir
ablassen möge.
2.Korinther 12,8

Gott kann nicht immer gleich unsere Bitten erhören, Manchmal sagt er „Nein”, um uns etwas viel Besseres zu geben. Denke einmal an die Tage, als Petrus im Gefängnis lag! Angenommen, dein Sohn läge ungerechterweise im Gefängnis, jeden Augenblick den Tod erwartend, würdest du — ja, könntest du — dich damit zufrieden geben, nur einmal ein „geschäftsmäßiges” Gebet zu sprechen: „O Gott, befreie mein Kind aus den Händen dieser Männer”? Würdest du nicht vielmehr oft und ernstlich beten?

So betete die Gemeinde für Petrus. „Lange und heiße Gebete brachte die Gemeinde für Petrus vor Gott”. Apg 12,5 Petrus nun wurde im Gefängnis verwahrt;
aber von der Gemeinde geschah ein anhaltendes
Gebet für ihn zu Gott.
Apostelgeschichte 12,5
(Weym.) Dr. Torrey betont, daß das griechische Wort, das hier gebraucht wird, wörtlich bedeutet „ausgestreckterweise”. Es stellt eine Seele dar, die sich in ernstem und anhaltendem Verlangen ausstreckt. Anhaltende Gebete stiegen für Petrus auf. Dasselbe Wort wird für den Herrn in Gethsemane gebraucht: „Als er in Todesangst war, betete er heftiger, und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde”. Lk 22,44 Und als er in Angst war, betete er heftiger.
Es wurde aber sein Schweiß wie große Blutstropfen,
die auf die Erde herabfielen.
Lukas 22,44

Ja, es lag Ernst, sogar Todesnot in dem Gebet. Wie steht es mit unserem Gebet? Sind wir berufen, im Gebet zu ringen? Viele von Gottes Heiligen würden „Nein” sagen. Sie denken, daß solch Ringen einen Mangel an Glauben zeigen würde. Und doch sollen die meisten Erfahrungen, die der Herr machte, auch die unsrigen sein. Wir sind mit Christo gekreuzigt und auferstanden. Sollen wir nicht, wie er, auch um Seelen ringen?

Laßt uns auf die menschliche Erfahrung zurückkommen. Müssen wir nicht im Gebet ringen, wenn unsere geliebten Kinder in der Sünde leben? Ich stelle es in Frage, ob die Last der Seelen, die Liebe für sie uns wirklich auf dem Herzen liegen, wenn wir nicht im Gebet um sie ringen.

Müssen wir nicht auch wie John Knox rufen: „O Gott, gib mir Schottland, oder ich sterbe”? An dieser Stelle hilft uns die Bibel wieder. War es kein Ringen und Kämpfen für die Seelen im Gebet, wenn Moses zu Gott rief: „Dies Volk hat eine große Sünde getan und hat sich Götter aus Gold gemacht, Vergib ihnen ihre Sünde, wo nicht, so bitte ich dich, tilge mich aus deinem Buch”. 2Mo 32,31.32 Darauf kehrte Mose zum HERRN zurück
und sagte: Ach, dieses Volk hat eine
große Sünde begangen: sie haben sich
einen Gott aus Gold gemacht. Und nun,
wenn du doch ihre Sünde vergeben wolltest!
Wenn aber nicht, so lösche mich denn aus
deinem Buch, das du geschrieben hast, aus.
2.Mose 32,31+32
War es kein Ringen im Gebet, wenn Paulus schrieb: „Ich wünschte von Christo verbannt zu sein um meiner Brüder willen”? Röm 9,3 denn ich selbst, ich habe gewünscht,
verflucht zu sein von Christus weg
für meine Brüder, meine Verwandten
nach dem Fleisch;
Römer 9,3

Wir dürfen bei allen Erfahrungen gewiß sein, daß unser Herr, der über Jerusalem weinte, und „der Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen darbrachte”, Hebr 5,7 Der hat in den Tagen seines Fleisches
sowohl Bitten als auch Flehen mit starkem
Geschrei und Tränen dem dargebracht, der
ihn aus dem Tod erretten kann, und ist
um seiner Gottesfurcht willen erhört worden
Hebräer 5,7
nicht erzürnt sein wird, wenn er uns über Verirrte weinen sieht. Ob es nicht vielmehr sein Herz erfreut, wenn er uns um die Sünde kämpfen sieht, die sein Herz bekümmerte? Ob nicht vielmehr der Mangel an Bekekrungen bei manchem Dienst daher rührt, weil nicht im Gebet gerungen wird?

Es wird uns gesagt, daß „Zion Wehen bekommen hat und zugleich ihre Kinder geboren”. Jes 66,8 Wer hat so etwas je gehört, wer hat
dergleichen je gesehen? Wird ein Land an einem
einzigen Tag zur Welt gebracht oder eine
Nation mit einem Mal geboren? Denn Zion
bekam Wehen und gebar auch schon seine Söhne.
Jesaja 66,8
Dachte Paulus vielleicht an diese Stelle, als er an die Galater schrieb: „Meine Kindlein, die ich mit Schmerzen gebäre, bis Christus Gestalt in euch gewinne”? Gal 4,19 Meine Kinder, um die ich abermals
Geburtswehen erleide, bis Christus
in euch Gestalt gewonnen hat
Galater 4,19
Trifft das nicht auf geistliche Kinder zu? O, wie kalt sind unsere Herzen oft! Wie wenig bekümmern wir uns um die Verlorenen, und wagen noch die zu kritisieren, die um die Verirrten ringen! Gott bewahre uns davor! Nein, es gibt so etwas wie Kampf im Gebet, nicht, weil Gott nicht erhören will, sondern wegen des Widerstandes des „Fürsten der Finsternis”. Eph 6,12 Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch
und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen
die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser
Finsternis, gegen die geistigen Mächte
der Bosheit in der Himmelswelt.
Epheser 6,12

Das Wort, welches für „kämpfen” im Gebet gebraucht wird, bedeutet „einen Zweikampf”. Der Zweikampf besteht nicht zwischen Gott und uns, denn er stimmt mit unserem Verlangen überein. Der Zweikampf wird mit dem Bösen geführt, wenn er auch ein besiegter Feind ist. 1Jo 3,8 Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel,
denn der Teufel sündigt von Anfang an.
Hierzu ist der Sohn Gottes geoffenbart
worden, damit er die Werke des Teufels
vernichte.
1.Johannes 3,8
Er versucht, unsere Gebete zu verhindern.

„ Wir kämpfen nicht mit Fleisch und Blut, sondern mit Fürstentümern gegen die Beherrscher der Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern”. Eph 6,12 Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut,
sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte,
gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis,
gegen die geistigen Mächte der Bosheit
in der Himmelswelt.
Epheser 6,12

Auch wir befinden uns „in Christus an den himmlischen Örtern”, Eph 1,3 Gepriesen sei der Gott und Vater
unseres Herrn Jesus Christus!
Er hat uns gesegnet mit jeder
geistlichen Segnung
in der Himmelswelt in Christus,
Epheser 1,3
und nur in Christus können wir siegreich sein. Unser Kampf kann mit unseren Gedanken sein, die auf Satans Einflüsterungen eingeben wollen, anstatt auf Christus, unseren Heiland, gerichtet zu bleiben – das heißt, wachen und beten. „Wachet und betet!”. Eph 6,18 Mit allem Gebet und Flehen betet
zu jeder Zeit im Geist, und wachet
hierzu in allem Anhalten und Flehen
für alle Heiligen
Epheser 6,18

Die Tatsache tröstet uns, daß „der Geist unserer Schwachheit aufhilft; denn wir wissen nicht, was wir beten sollen”. Röm 8,26 Ebenso aber nimmt auch der Geist
sich unserer Schwachheit an; denn
wir wissen nicht, was wir bitten sollen,
wie es sich gebührt, aber der Geist
selbst verwendet sich für uns
in unaussprechlichen Seufzern.
Römer 8,26
Wie soll der Geist uns helfen und lehren, wenn nicht durch Beispiele und Vorschriften? Wie „betet” der Heilige Geist? „Der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen”. Röm 8,26 Ebenso aber nimmt auch der Geist sich
unserer Schwachheit an; denn wir wissen
nicht, was wir bitten sollen, wie es sich
gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich
für uns in unaussprechlichen Seufzern.
Römer 8,26
„Ringt” der Geist im Gebet wie der Sohn Gottes in Gethsemane?

Wenn der Geist in uns betet, werden wir nicht an seinem „Seufzen” im Gebet teilhaben? Wenn unser Gebetsringen zeitweise unseren Körper schwächt, werden die Engel kommen, um uns zu stärken, wie bei unserem Herrn? Lk 22,43 Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel, der ihn stärkte. Lk 22,43 Wir werden vielleicht wie Nehemia weinen, klagen und fasten, wenn wir vor Gott beten. Neh 1,4 Und es geschah, als ich diese Worte
hörte, setzte ich mich hin, weinte
und trauerte tagelang. Und ich
fastete und betete
vor dem Gott des Himmels.
Nehemia 1,4
„Aber”, mag jemand fragen, „kann göttliches Leid über die Sünde und das brennende Verlangen nach der Rettung anderer uns nicht zu einem Ringen führen, das nicht notwendig ist und Gott entehrt?”

Offenbart sich darin nicht ein Mangel an Glauben in bezug auf Gottes Verheißungen? Vielleicht ist es so. Aber es besteht kein Zweifel darüber, daß Paulus, wenigstens zeitweise, das Gebet als einen ”Kampf ansah. In seinem Brief an die Kolosser schreibt er: „Ich möchte euch wissen lassen, wie sehr ich für euch kämpfe .... und für viele, die mein Angesicht im Fleische noch nicht gesehen haben, daß ihre Herzen getröstet werden”. Kol 2,1.2 Denn ich will, daß ihr wißt, welch großen Kampf ich habe um euch und die in Laodizea und alle, die mein leibliches Angesicht nicht gesehen haben, damit ihre Herzen getröstet werden, vereinigt in Liebe und zu allem Reichtum an Gewißheit des Verständnisses zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, Christus, Kol 2,1+2 Zweifellos redet er hier von seinen Gebeten für sie.

Weiter spricht er von Epaphras als einem, „der allezeit für euch in seinen Gebeten kämpft, daß ihr fest steht, vollkommen und völlig gewiß im Willen Gottes”. Kol 4,12 Es grüßt euch Epaphras, der von euch ist,
ein Knecht Christi Jesu, der allezeit
für euch ringt in den Gebeten, daß ihr
vollkommen und völlig überzeugt in
allem Willen Gottes dasteht.
Kolosser 4,12

Das Wort „kämpfen” ist unser Wort „im Todeskampf liegen”, das gleiche Wort, das von unserem Herrn gebraucht wird, da „er im Todeskampfe lag”, als er betete. Lk 22,44 Und als er in Angst war, betete er
heftiger. Es wurde aber sein Schweiß
wie große Blutstropfen, die auf die
Erde herabfielen.
Lukas 22,44

Der Apostel sagt weiter: „Epaphras hat viel Arbeit euretwegen”, das heißt in seinen Gebeten. Paulus sah ihn im Gefängnis beten und beobachtete seinen anhaltenden Kampf, als er sich unermüdlich für die Kolosser abmühte. Wie muß sich der römische Soldat, an den Paulus gekettet war, gewundert haben, ja, tief bewegt worden sein, wenn er diese Männer beten sah. Ihre Germütsbewegung, ihre Tränen, ihre ernste Fürbitte, wenn sie ihre gefesselten Hände im Gebet aufhoben, müssen für ihn eine Offenbarung gewesen sein! Was mögen diese Leute über das Gebet gedacht haben?

Zweifellos sprach Paulus von seiner eigenen Gewohnheit, wenn er die Christen in Ephesus ermahnte, „zu stehen” „mit allem Gebet und Flehen, allezeit betend im Geist, und darin wachend in Ausdauer und Flehen für alle Heiligen und für mich ...., einen Gesandten in Ketten”. Eph 6,18-20 Mit allem Gebet und Flehen betet zu
jeder Zeit im Geist, und wachet hierzu
in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen
und auch für mich! damit mir Rede verliehen werde,
wenn ich den Mund öffne, mit Freimütigkeit
das Geheimnis des Evangeliums bekanntzumachen
- für das ich ein Gesandter in Ketten bin -
damit ich in ihm freimütig rede, wie ich reden soll.
Epheser 6,18-20
Das ist gewiß ein Bild seines eigenen Gebetslebens.

So begegnet also das Gebet Hindernissen, die fortgebetet werden müssen. Das ist es, was wir meinen, wenn wir vom Hindurchbeten sprechen. Wir müssen mit den Machenschaften Satans rechnen. Es mag körperliche Müdigkeit oder Schmerz sein, oder die dauernd abschweifenden Gedanken, oder Zweifel, oder direkte Angriffe des Heeres der Finsternis. Für uns, wie für Paulus, ist das Gebet wie ein „Kampf”, wenigstens manchmal, der uns dazu zwingt, uns „aufzuraffen” und „Gott zu ergreifen”. Jes 64,7 Aber nun, HERR, du bist unser Vater.
Wir sind der Ton, und du bist unser Bildner,
und wir alle sind das Werk deiner Hände.
Jesaja 64,7
Haben wir unrecht, wenn wir annehmen, daß nur sehr wenige Menschen überhaupt im Gebet kämpfen? Tun wir es? Laßt uns niemals an der Macht des Herrn und dem Reichtum seiner Gnade zweifeln.

Die Verfasserin des Buches „Des Christen Geheimnis eines glücklichen Lebens” erzählte kurz vor ihrem Tode einem kleinen Kreis von Freunden ein Erlebnis aus ihrem eigenen Leben. Vielleicht darf ich es weitergeben. Eine Freundin, die sie gelegentlich auf zwei oder drei Tage besuchte, war stets eine große Prüfung für sie, eine direkte Probe für ihre Geduld.

Jeder dieser Besuche erforderte viel Vorbereitung im Gebet. Die Zeit nahte, als diese „kritische Christin” eine ganze Woche lang kommnen wollte! Sie fühlte, daß nur eine ganze Nacht des Gebets sie für diese große Probe stärken konnte. Darum zog sie sich rechtzeitig in ihr Schlafzimmer zurück und versah sich mit etwas Nahrung, um die ganze Nacht auf ihren Knien vor Gott zu verbringen und ihn zu bitten, ihr Gnade zu verleihen, damit sie freundlich und liebevoll während der Zeit bleiben könne. Kaum war sie vor ihrem Bett niedergekniet, als die Worte aus Phil 4,19 Mein Gott aber wird alles, wessen ihr bedürft,
erfüllen nach seinem Reichtum in
Herrlichkeit in Christus Jesus.
Philipper 4,19
ihr durch den Sinn fuhren: „Gott wird alle eure Notdurft erfüllen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christo Jesu”. Ihre Furcht schwand. Sie sagte: „Als mir das klar wurde, dankte ich ihm und pries ihn für seine Güte. Dann ging ich zu Bett und schlief die ganze Nacht. Mein Gast kam am folgenden Tage an, und ich freute mich über diesen Besuch.

Niemand kann eherne Gebetsregeln festlegen, nicht einmal für sich persönlich. Nur Gottes gnadenreicher Geist kann uns von einem Augenblick zum andern leiten. Ihm müssen wir die Angelegenheit überlassen. Gott ist unser Richter und unser Führer. Aber laßt uns nicht vergessen, daß das Gebet eine sehr vielseitige Angelegenheit ist. Wie Bischof Moule sagte: „Wahres Gebet kann sich in den verschiedensten Verhältnissen äussern.” Es braucht nichts weiter zu sein, als daß wir Gott unser Anliegen sagen. Phil 4,6 Seid um nichts besorgt, sondern in allem
sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung
eure Anliegen vor Gott kundwerden;
Philipper 4,6
Wir glauben nicht, daß das Gebet stets ein Kampf und ein Ringen sein muß. Wenn es so wäre, würden viele von uns bald körperliche Ruinen sein, einen Nervenzusammenbruch haben und in ein frühes Grab sinken.

Für viele ist es auch eine körperliche Unmöglichkeit, längere Zeit in einer bestimmten Gebetshaltung zu verharren. Dr. Moule sagt: „Das Gebet, welches echt und siegreich ist, wird beständig ohne die geringste körperliche Anstrengung und Unruhe dargebracht. Es ist oft während der tiefsten Ruhe des Leibes und der Seele, daß es am längsten andauert.

Aber es besteht noch eine andere Seite der Angelegenheit. Beten heißt nicht lässig, bequem sein, wenn es auch einfach und leicht erscheint. Es ist ein unendlich wichtiger Vorgang zwischen Gott und dem Menschen. Darum muß es sehr oft .... angesehen werden als ein Werk, das Arbeit, Ausdauer, Kampf in sich schließt, wenn es wirklich Gebet sein will.”

Niemand kann einem anderen Vorschriften machen. Jeder muß für sich selbst wissen, wie er beten soll, und der Heilige Geist wird uns erleuchten und leiten, wie lange wir beten sollen. Darum laßt uns alle so von der Liebe Gottes, unseres Heilandes erfüllt sein, daß das Gebet für uns zu jeder Zeit und an allen Orten ebenso eine Freude wie ein Gnadenmittel sein kann.


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8. Kapitel

Erhört Gott allzeit das Gebet?

Wir kommen jetzt zu einer der wichtigsten Fragen, die ein Mensch stellen kann. Es hängt sehr viel von der Antwort ab, zu der wir geführt werden. Wir wollen nicht davor zurückschrecken, diese Frage ehrlich und offen zu betrachten. Erhört Gott allezeit das Gebet? Natürlich geben wir zu, daß er Gebete erhört — manche Gebete, manchmal. Aber antwortet er immer? Gibt es eine Gewissheit im Gebet? Meine tiefe Überzeugung ist diese: Ja, Gott antwortet immer auf wahres Gebet. Einige sogenannte Gebete erhört er nicht, weil er sie nicht hört. Als sein Volk sich gegen ihn auflehnte, sagte er: „Wenn ihr gleich viel betet, will ich nicht hören”. Jes 1,15 Und wenn ihr eure Hände ausbreitet,
verhülle ich meine Augen vor euch.
Auch wenn ihr noch so viel betet,
höre ich nicht: eure Hände sind voll Blut.
Jesaja 1,15

Aber ein Gotteskind sollte Erhörung seiner Gebete erwarten. Gott will auf jedes Gebet eine Antwort geben, und kein einziges wahres Gebet kann ohne Wirkung im Himmel bleiben.

Trotzdem scheint die wunderbare Erklärung des Paulus: „Alles ist euer, ihr aber seid Christi” 1Kor 3,21 So rühme sich denn niemand im Blick auf
Menschen, denn alles ist euer.
1.Korinther 3,21
so klar zu sein, und doch nicht zuzutreffen bei den meisten Gotteskindern. Alles gehört uns, aber viele von uns besitzen diese Reichtümer nicht. In der Tat liegt die Sache anders. Die Eigentümer des Berges Morgan in Queensland arbeiteten jahrelang an seinen Abhängen, um ihr elendes Leben zu fristen. Dabei ahnten sie nicht, daß unter ihren Füßen eine der reichsten Goldadern der Welt war. Da war unermesslicher und undenkbarer Reichtum, und doch erkannten sie ihn nicht. Er war der „ihrige”, und doch nicht ihr Eigentum.

Das Gotteskind dagegen kennt die Reichtümer Gottes in der Herrlichkeit Jesu Christi, aber es scheint nicht zu wissen, daß es sie erhalten kann.

Der Herr sagt uns, daß man sie bekommt, wenn man darum bittet. Möge er uns allen ein richtiges Urteil in „Gebetsanliegen” geben. Wenn wir sagen, daß kein wahres Gebet unbeantwortet bleibt, so behaupten wir damit nicht, daß Gott immer gerade das gibt, worum wir bitten. Ist dir jemals ein so törichter Vater begegnet, der sein Kind so behandelt? Wir geben unseren Kindern keinen glühenden Feuerhaken, weil sie darum bitten! Reiche Eltern sind oft am vorsichtigsten darin, ihren Kindern nicht zuviel Taschengeld zu geben.

Nun, wenn Gott uns alles geben wollte, worum wir bitten, dann würden wir die Welt regieren und nicht er! Wir müssen doch alle bekennen, daß wir das nicht zu tun vermögen, ganz abgesehen davon, daß mehr als ein Herrscher über die Welt eine Unmöglichkeit wäre.

Gottes Antwort auf das Gebet kann „Ja”, aber auch „Nein” sein. Sie kann „warte” bedeuten, denn es ist möglich, daß er einen viel größeren Segen bereit hält, als wir ahnen, ein Segen, in den auch das Leben anderer mit eingeschlossen sein kann.

Gottes Antwort lautet manchmal „Nein”. Das ist aber nicht notwendigerweise der Beweis für bewußte oder festgehaltene Sünde im Leben des Betenden, wenn auch unerkannte Sünde vorhanden sein kann. Er sagte manchmal zu Paulus „Nein”. 2Kor 12,8.9 Um dessentwillen habe ich dreimal
den Herrn angerufen, daß er von mir
ablassen möge. Und er hat zu mir gesagt:
Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft
kommt in Schwachheit zur Vollendung.
Sehr gerne will ich mich nun vielmehr meiner
Schwachheiten rühmen, damit die Kraft
Christi bei mir wohne.
2.Korinther 12,8+9
Öfter sind unsere Unwissenheit und Selbstsucht beim Bitten an der Verweigerung schuld, „denn wir wissen nicht, was wir beten sollen”. Röm 8,26 Ebenso aber nimmt auch der Geist sich
unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht,
was wir bitten sollen, wie es sich gebührt,
aber der Geist selbst verwendet sich für uns
in unaussprechlichen Seufzern.
Römer 8,26
Das war der Fehler bei der Mutter der Söhne des Zebedäus. Sie kam und betete den Herrn an und bat ihn. Er erwiderte sofort: „Ihr wißt nicht, was ihr bittet”. Mt 20,22 Jesus aber antwortete und sprach:
Ihr wißt nicht, um was ihr bittet.
Könnt ihr den Kelch trinken, den ich
trinken werde? Sie sagen zu ihm: Wir können es.
Matthäus 20,22
Elias, ein großer Gebetsmann, erhielt manchmal ein „Nein” als Antwort. Aber als er im feurigen Wagen gen Himmel fuhr, hat er wohl nicht bedauert, daß Gott „Nein” sagte, als er ausrief: „O Herr, nimm mein Leben von mir!”

Gottes Antwort heißt manchmal „Warte”. Er kann die Erhörung verziehen, weil wir noch nicht reif sind für die Gabe, um die wir bitten – wie der kämpfende Jakob. Kennst du das berühmte Gebet des frommen Augustinus: „O Gott, mache mich rein, aber nicht jetzt”?

Sind unsere Gebete manchmal auch so? Sind wir immer bereit, „den Kelch zu trinken”, den Preis des erhörten Gebets zu zahlen? Manchmal zögert er, damit dadurch größere Ehre für ihn entstehe.

Gottes Verzögerungen sind keine Absage. Wir wissen nicht, warum er manchmal mit der Antwort Verzicht und zu anderen Zeiten antwortet, „ehe wir rufen”. Jes 65,24 Und es wird geschehen: ehe sie rufen,
werde ich antworten; während sie
noch reden, werde ich hören.
Jesaja 65,24
Georg Müller, einer der größten Gebetsmenschen aller Zeiten, mußte mehr als 63 Jahre für die Bekehrung eines Freundes beten. Wer kann sagen, warum? „Die Hauptsache ist, nicht aufzuhören, ehe die Antwort kommt”, sagte Müller. „Ich bete seit 63 Jahren und 8 Monaten für die Bekehrung eines Mannes. Er hat sich noch nicht bekehrt, aber er wird es tun! Wie kann es anders sein? Ich habe die unwandelbare Verheißung Gottes, auf der ich ruhe.” War an der Verzögerung ein beständiges Hindernis des Bösen schuld? Dan 10,13 Aber der Fürst des Königreichs Persien stand
mir 21 Tage entgegen. Und siehe, Michael,
einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu
helfen, und ich wurde dort
entbehrlich bei den Königen von Persien.
Daniel 10,13
War es eine mächtige und dauernde Anstrengung Satans, den Glauben Müllers zu erschüttern oder zu brechen? Denn erst, als Müller tot war, bekehrte sich sein Freund — und zwar noch vor dem Begräbnis.

Ja, sein Gebet war erhört, wenn auch die Antwort lange verzog. So viele Bitten Georg Müllers wurden ihm gewährt, daß es kein Wunder ist, daß er einmal ausrief: „O, wie gut, freundlich, gnädig und herablassend ist der Eine, mit dem wir es zu tun haben! Ich bin nur ein armer, schwacher, sündiger Mensch, aber er hat meine Gebete zehntausendmal erhört!”

Vielleicht fragt jemand: Wie kann ich es wissen, ob Gottes Antwort „Nein” oder „Warte” lautet? Wir dürfen gewiß sein, daß er uns nicht 63 Jahre lang beten läßt. um ein „Nein” als Antwort zu erhalten! Müllers Gebet, das so lange wiederholt wurde, war auf die Erkenntnis gegründet, daß Gott „den Tod des Sünders nicht will”. „Er will, daß allen Mensehen geholfen werde”. 1Tim 2,4 welcher will, daß alle Menschen errettet werden
und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
1.Timotheus 2,4

Gerade, da ich dieses schreibe, bringt mir der Briefträger eine Illustration dafür. Ich erhielt einen Brief von jemand, der mir sehr selten schreibt, ja, der nicht einmal meine Anschrift kannte.

Eines seiner Lieben lag krank darnieder. Sollte er weiter um seine Genesung bitten? Heißt Gottes Antwort „Nein” oder lautet sie: „Bete weiter – warte”? Mein Freund schreibt: „Ich hatte klare Leitung von Gott in bezug auf meine geliebte ...., daß es Gottes Wille war, daß sie mir genommen würde .... Ich gelangte zu der Ruhe der Hingabe und Unterwerfung unter seinen Willen. Dafür habe ich Gott zu preisen.” Einige Stunden später nahm Gott die geliebte .... zu sich in die Herrlichkeit.

Noch einmal möchten wir unseren Lesern ans Herz legen, die Wahrheit festzuhalten: wahres Gebet bleibt niemals ohne Antwort.

Wenn wir nur unsere Gedanken mehr bei unseren Gebeten hätten, würden wir vernünftiger beten. Das scheint Wahrheit zu sein. Selbstverständlich erwähne ich es, weil einige liebe Gotteskinder ihre Vernunft und ihren Verstand beiseite legen, ehe sie beten. Ein wenig Nachdenken würde zeigen, daß Gott einige Gebete nicht erhören kann. Während des Krieges beteten alle Völker um Sieg. Es ist völlig klar, daß nicht alle Länder siegreich sein konnten. Zwei Menschen, die zusammen beten, können beten, der eine um Regen, der andere um schönes Wetter, Gott kann nicht beides zu gleicher Zeit und am selben Ort erhören!

Die Glaubwürdigkeit Gottes steht in Frage bei dieser Gebetsangelegenheit. Wir haben alle wiederholt jene wunderbaren Gebetsverheißungen des Herrn gelesen und sind fast darüber gestolpert — die Weite ihrer Ausdehnung, die Fülle ihres Inhalts, die Größe des einen Wortes „Was immer”. Nun gut! „Laßt Gott wahr erfunden werden”. Röm 3,4 Das sei ferne! Vielmehr sei es so:
Gott ist wahrhaftig, jeder Mensch
aber Lügner, wie geschrieben steht:
-Damit du gerechtfertigt werdest in
deinen Worten und den Sieg davonträgst,
wenn man mit dir rechtet.-
Römer 3,4
Er wird gewiß immer „wahr erfunden”.

Bemühe dich nicht, den Verfasser zu fragen, ob Gott alle seine Gebete erhört hat. Zu einigen von ihnen „Ja” zu sagen, hätte Fluch bedeutet und nicht Segen. Andere zu erhören, war leider eine geistliche Unmöglichkeit – er war nicht würdig für die erbetene Gabe. Die Gewährung anderer würde geistlichen Hochmut und Selbstzufriedenheit im Gefolge gehabt haben. Wie klar erscheinen diese Dinge jetzt in dem hellen Licht des Heiligen Geistes!

Wenn man beim Rückblick die eifrigen, ernsten Gebete mit dem armseligen, unwürdigen Dienst und dem Mangel an wirklich geistlicher Gesinnung vergleicht, so sieht man, daß es für Gott unmöglich war, das zu gewähren, was er geben sollte! Es war so, als wenn man Gott bat, den Ozean seiner Liebe in ein kleines Fingerhut–Herz zu ergiessen. Dabei sehnt sich Gott danach, uns mit jedem geistlichen Segen zu segnen! Wieder und wieder ruft der Heiland: „Wie oft wollte ich ...., und ihr habt nicht gewollt”. Mt 23,37 Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die
Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind!
Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen,
wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre
Flügel, und ihr habt nicht gewollt!
Matthäus 23,37
Das Traurige dabei ist, daß wir oft bitten, aber wegen unserer Unwürdigkeit nicht empfangen, und dann klagen wir, daß Gott unsere Gebete nicht erhört! Der Herr Jesus erklärt, daß Gott den Heiligen Geist, der uns beten lehrt, genau so bereitwillig gibt, wie ein Vater seinen Kindern gute Gaben gibt. Aber keine Gabe ist dann eine „gute Gabe”, wenn das Kind für ihren Gebrauch nicht reif ist. Gott gibt uns niemals etwas, was wir nicht zu seiner Ehre gebrauchen können oder wollen. (Ich meine nicht Talente, denn die können wir mißbrauehen oder „vergraben”, sondern geistliche Gaben).

Hast du jemals einen Vater gesehen, der seinem kleinen Sohn ein Rasiermesser gab, wenn er darum bat, weil er hoffte, daß der Sohn im reiferen Alter das Messer nützlich verwenden würde? Sagt ein Vater nicht zu seinem Kinde: „Warte, bis du älter, größer, klüger, besser oder stärker bist”? Kann unser liebender, himmlischer Vater nicht auch zu uns sagen: „Warte”? Sei davoll überzeugt, daß Gott nicht heute schon die Gabe für den kommenden Tag schenkt. Es liegt nicht an der Unwilligkeit auf seiner Seite. Es kommt nicht daher, daß Gott nicht genug hat. Seine Quellen sind unerschöpflich, und seine Wege unerforschlich. Nachdem er seinen Jüngern geboten hatte, zu bitten, deutete der Herr nicht nur auf seine Fürsorge, sondern auf seine Vorratsquellen hin. „Sehet die Vögel an”, Mt 6,26 Seht hin auf die Vögel des Himmels, daß sie
weder säen noch ernten, noch in Scheunen sammeln,
und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.
Seid ihr nicht viel wertvoller als sie?
Matthäus 6,26
„euer himmlischer Vater nähret sie.” Wie einfach klingt das. Doch hast du schon darüber nachgedacht, daß kein einziger Millionär auf der ganzen weiten Welt reich genug ist, um „alle Vögel des Himmels” auch nur einen Tag zu speisen?

Euer herrlicher Vater nährt sie jeden Tag und wird dadurch nicht ärmer. Wird er nicht vielmehr euch nähren, kleiden, für euch sorgen?

Laßt uns eifrig im Gebet sein! Wissen wir nicht, daß „er ein Vergelter derer ist, die ihn fleißig suchen”? Hebr 11,6 Ohne Glauben aber ist es unmöglich,
ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht,
muß glauben, daß er ist und denen,
die ihn suchen, ein Belohner sein wird.
Hebräer 11,6
Das „Öl” des Geistes wird so lange fließen, als leere Gefäße vorhanden sind, die es aufnehmen. 2Kor 4,6 Denn Gott, der gesagt hat:
Aus Finsternis wird Licht leuchten!
er ist es, der in unseren Herzen aufgeleuchtet
ist zum Lichtglanz der Erkenntnis der
Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi.
2.Korinther 4,6
Die Schuld liegt bei uns, wenn das Werk des Heiligen Geistes aufhört. Gott kann die Fülle des Heiligen Geistes vielen Gotteskindern nicht anvertrauen. Gott kann manchen Reichgottesarbeitern keine bestimmte Frucht ihrer Arbeit anvertrauen. Sie würden dann unter Hochmut und Eitelkeit leiden. Nein! Wir behaupten nicht, daß Gott jedem seiner Kinder das gibt, worum es betet.

Wie wir bereits früher sahen, muß Reinheit des Herzens, Reinheit der Beweggründe, Reinheit des Verlangens vorhanden sein, wenn wir in seinem Namen beten wollen. Gott ist größer als seine Verheißungen und gibt oft mehr, als wir bitten oder verdienen – aber er handelt nicht immer so. Darum ruft Gott uns auf, indem er eine besondere Bitte nicht gewährt, daß wir unsere Herzen prüfen sollen. Er hat sich ja verpflichtet, jedes Gebet, das aufrichtig in seinem Namen dargebracht wird, zu erhören. Laßt uns seine wunderbaren Worte noch einmal wiederholen, wir können es nicht oft genug tun: „Was immer ihr in meinem Namen bitten werdet, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde in dem Sohne. Was irgend ihr in meinem Namen bitten werdet, das will ich tun”. Joh 14,13.14 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen,
das werde ich tun, damit der Vater
verherrlicht werde im Sohn. Wenn ihr
mich etwas bitten werdet in meinem
Namen, so werde ich es tun.
Johannes 14,13+14

Bedenke, daß es für Christus unmöglich war, ein Gebet darzubringen, das nicht erhört wurde. Er war Gott — er kannte die Gedanken Gottes — er hatte die Gesinnung des Heiligen Geistes.

Er sagte einmal: „Vater, wenn es möglich ist, so laß .... ” und er kniet im Todeskampf im Garten Gethsemane und betet mit lautem Geschrei und Tränen. Und „er wurde erhört um seiner Gottesfurcht willen”. Hebr 5,7 Der hat in den Tagen seines Fleisches
sowohl Bitten als auch Flehen mit starkem
Geschrei und Tränen dem dargebracht,
der ihn aus dem Tod erretten kann,
und ist um seiner Gottesfurcht
willen erhört worden
Hebräer 5,7
Gewiß, nicht der Kampf, sondern die kindliche Ehrfurcht erhielt die Antwort. Unsere Gebete werden erhört, nicht, weil sie aufdringlich sind, sondern weil sie kindlich sind.

Meine Lieben! Wir können jene heilige Szene voller Schrecken und Wunder nicht ganz verstehen. Aber soviel wissen wir, daß unser Herr noch keine Verheißung gegeben hat, die er nicht halten kann oder nicht zu erfüllen gedenkt. Der Heilige Geist betet für uns, Röm 8,26 Ebenso aber nimmt auch der Geist sich
unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht,
was wir bitten sollen, wie es sich gebührt,
aber der Geist selbst verwendet sich für uns
in unaussprechlichen Seufzern.
Römer 8,26
und Gott kann nicht „Nein” sagen. Seine Gebete sind tausendmal mehr wert als unsere, trotzdem gebietet er uns zu beten!

„Aber”, fragst du, „war der Apostel Paulus nicht mit dem Heiligen Geist erfüllt, und konnte er nicht sagen: Wir haben Christi Sinn?” Trotzdem betete er dreimal, daß Gott den „Dorn” aus seinem Fleisch entfernen möge, aber Gott sagte ihm ausdrücklich, daß er es nicht tue.

Es ist etwas so Seltsames, daß die einzige Bitte für persönliche Not, die uns von Paulus berichtet wird, abgeschlagen wurde. Aber die Schwierigkeit liegt darin: Wenn Paulus „Christi Sinn” hatte, warum betete er um etwas, von dem er bald merkte, daß es gegen Gottes Willen war? Es gibt zweifellos viele geheiligte Gotteskinder, die diese Worte lesen und nicht verstehen können, daß Gott ihnen das Erbetene nicht gegeben hat.

Wir müssen bedenken, daß wir mit dem Heiligen Geist erfüllt sein und trotzdem in unserem Urteil oder unseren Wünschen irren können. Weiter dürfen wir nicht vergessen, daß wir nicht ein für allemal mit Gottes Heiligem Geist erfüllt werden. Der Böse liegt beständig auf der Lauer, um uns seine Gedanken einzuflößen, um Gott durch uns zu bekämpfen. Wir können in jedem Augenblick ungehorsam oder ungläubig werden, oder uns zu einem Gedanken oder einer Tat, die gegen den Geist der Liebe ist, verführen laßen.

Wir haben ein deutliches Beispiel dafür im Leben des Petrus. In einem Augenblick, unter dem gewaltigen Einfluß des Heiligen Geistes, ruft er aus: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottesl” Unser Herr wendet sich zu ihm und sagt mit Worten des höchsten Lobes: „Gesegnet seist du, Simon, denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.” Aber etwas später flößt der Teufel dem Apostel seine Gedanken ein, so daß der Herr sich mit den Worten zu ihm wendet: „Gehe hinter mich, Satan!”. Mt 16,17.23 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm:
Glückselig bist du, Simon, Bar Jona;
denn Fleisch und Blut haben es dir nicht
geoffenbart, sondern mein Vater, der in
den Himmeln ist.
Matthäus 16,17
Er aber wandte sich um und sprach zu
Petrus: Geh hinter mich, Satan!
Du bist mir ein Ärgernis,
denn du sinnst nicht auf das,
was Gottes, sondern auf das,
was der Menschen ist.
Matthäus 16,23
Petrus sprach jetzt im Namen Satans! Satan hat „noch das Verlangen”, uns zu besitzen.

Paulus war versucht zu glauben, daß er viel besser für seinen geliebten Meister arbeiten könne, wenn nur der „Dorn” entfernt sei. Aber Gott wußte, daß Paulus mit dem „Dorn” ein besserer Arbeiter sein würde als ohne denselben.

Liegt nicht ein Trost für uns in dem Gedanken, daß wir Gott mehr Ehre einbringen können unter einer bestimmten Last, die wir als Hindernis ansehen, als wenn dieses unerwünschte Ding entfernt würde? „Meine Gnade reicht aus für dich, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollendet”. 2Kor 12,9 Und er hat zu mir gesagt:
Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft
kommt in Schwachheit zur Vollendung.
Sehr gerne will ich mich nun vielmehr
meiner Schwachheiten rühmen,
damit die Kraft Christi bei mir wohne.
2.Korinther 12,9
Paulus war nicht unfehlbar, auch nicht Petrus oder Johannes; auch der Papst oder sonst ein Mensch ist es nicht! Wir können falsch beten und tun es auch! Die höchste Form des Gebets heißt nicht: „Dein Weg, 0 Gott, ist der meine”, sondern: „Mein Weg, 0 Gott, ist Dein!” Wir werden gelehrt zu beten, nicht: „Dein Wille werde umgewandelt”, sondern „Dein Wille geschehe”

Dürfen wir zum Schluß das Zeugnis zweier Mensehen anführcn, die es erprobt haben, daß man Gott vertrauen kann?

M. Stanley, der große Entdecker, schrieb: „Ich wage nicht zu sagen, daß das Gebet zwecklos wäre. Wo ich ernst betete, wurde ich erhört. Wenn ich um Licht betete, um meine Begleiter weise durch die uns unbekannten Gefahren zu bringen, dann fiel ein Lichtstrahl auf den verwirrten Geist, ein klarer Weg zur Befreiung lag vor uns. Man kann wissen, ob das Gebet erhört ist, an der inneren Zufriedenheit, welche den erfüllt, der sein Anliegen auf Gott geworfen hat, wenn man vom Gebet aufsteht. Ich habe die Erfahrung gemacht, die mir ausreicht, daß Gebete erhört werden.”

Mary Slesser, deren Lebensgeschichte aus Westafrika viele begeistert hat, wurde einmal gefragt, was das Gebet für sie bedeutete. Sie erwiderte: „Mein Leben ist ein langer, täglicher und stündlicher Bericht von erhörten Gebeten für körperliche Gesundheit, für geistige Kraft, für wunderbar gelenkte Leitung, für abgewandte Irrwege und Gefahren, für überwundene Feindschaft gegen das Evangelium, für Nahrung, die wir stets dann empfingen, wenn wir sie gerade brauchten, kurzum, für alles, was mein Leben und mein armseliges Dasein bedeuteten. Ich kann nur aus tiefstem Herzen und in anbetender Ehrfurcht bezeugen, daß Gott auf Gebete antwortet. Ja, ich weiß, Gott hört Gebet!”


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9. Kapitel

Gebetserhörungen

Vom rein menschlichen Standpunkt aus würde man eine auffallendere Überschrift für dieses Kapitel wählen. Vielleicht „Bemerkenswerte Erhörungen”, „Wunderbare Erhörungen”, „Erstaunliche Erhörungen” usw. Wir müssen es jedoch Gott erlauben, uns darüber zu belehren, daß es für ihn ebenso natürlich ist, Gebete zu erhören, wie es für uns natürlich ist, zu bitten. Wie freut er sich über unsere Bitten, und wie gerne erfüllt er sie! Wenn wir von einem reichen Menschen hören, der arme Menschen unterstützt oder das niederschmetternde Defizit einer Missionsgesellschaft auslöscht, dann rufen wir aus: „Wie schön muß es sein, wenn man dazu in der Lage ist!” Wenn es also wahr ist, daß Gott uns liebt, und wir wissen, daß es wahr ist, glaubst du dann nicht, daß es ihm Freude bereitet, uns zu geben, worum wir bitten? Wir möchten darum gerne einige von vielen Gebetserhörungen erzählen, damit wir mit größerem Freimut dem Gnadenthron nahen können. Gott rettet diejenigen, für die wir beten. Versuche es nur!

Als ich mit einem Beter vor einigen Tagen über diese Frage sprach, fragte er mich plötzlich: „Kennen Sie die und die Kirche in H.....?”

„Sehr gut, ich bin verschiedentlich dort gewesen.”

„Lassen Sie mich Ihnen erzählen, was geschah, als ich dort wohnte. Wir hatten an jedem Sonntagmorgen eine Gebetsstunde vor dem Gottesdienst. Als wir von den Knien aufstanden, sagte mein Nebenmann: ‚Herr Pfarrer, ich bitte Sie, für meinen Jungen zu beten. Er ist jetzt vierundzwanzig Jahre alt und ist seit Jahren nicht mehr in der Kirche gewesen. ‚Wir haben noch fünf Minuten Zeit’ erwiderte der Pfarrer. Sie knieten nieder und beteten ernstlich für jenen Mann.

Trotzdem ihm selbst nichts davon gesagt wurde, kam der junge Mann an jenem Abend in die Kirche. Etwas in der Predigt überführte ihn von seiner Sünde. Er kam zerbrochen in die Sakristei und nahm Jesus Christus als seinen Heiland an.”

Am Montagmorgen war mein Freund, der in der kirchlichen Gemeindearbeit stand, bei der wöchentlichen Zusammenkunft der Mitarbeiter zugegen. Er sagte zum Pfarrer: „Die Bekehrung von gestern abend ist ein Aufruf zum Gebet. Sollen wir ihn annehmen?” „Wie meinen Sie das?” fragte der Pfarrer. „Nun”, sagte er, „wollen wir nicht den schlechtesten Menschen der Gemeinde aufs Herz nehmen und für ihn beten?” In völliger Übereinstimmung kamen sie auf K.... als den schlechtesten Mann, den sie kannten. So kamen sie überein, für seine Bekehrung zu beten. Am Ende der Woche, als sie im Gemeindesaal eine Sonnabendabendgebetsstunde hatten, ging plötzlich die Tür auf, als sie seinen Namen nannten, und K.... stolperte herein, betrunkener denn je. Er war noch nie vorher im Vereinshaus gewesen. Ohne seine Mütze abzunehmen, sank er neben der Tür auf einen Stuhl und vergrub sein Gesicht in den Händen. Die Gebetsversammlung endete in einer Unterredung mit dem armen Mann. In diesem Zustand – betrunken – suchte er den Herrn, der ihn suchte. Er ist nicht zurückgefallen. Heute ist er einer der besten Hafenmissionare des Landes.

O, warum beten wir nicht für unsere unbekehrten Freunde? Sie mögen nicht auf uns hören, wenn wir mit ihnen reden, aber sie können uns nicht daran hindern, für sie zu beten. Laßt zwei oder drei über den Schlechtesten im Gebet eins werden, und dann seht, was Gott tun wird! Sagt es Gott und vertraut ihm! Gott wirkt auf wunderbare Weise, oftmals verborgen, um seine Wunder zu vollbringen.

Dan Crawford erzählte uns kürzlich, daß er, als er vom Urlaub auf das Missionsfeld zurückkehrte, in großer Eile war. Aber ein tiefer Fluß, den er mit seinen Begleitern überqueren mußte, war voll Wasser, und kein Boot war zu dem Zweck zu haben oder brauchbar. So machten sie Halt und beteten. Ein Ungläubiger würde laut gelacht haben.

Wie konnte Gott sie über den Strom bringen? Aber als sie beteten, fing ein hoher Baum, der seit vielen Jahren am Wasser stand, an zu Wanken und fiel. Er fiel über den Fluß! Herr Crawford sagte: „Die königlichen Pioniere des Himmels haben eine Pontonbrücke für Gottes Diener gebaut!”

Viele junge Menschen werden diese Gebetsgeschichten lesen. Dürfen wir sie daran erinnern, daß Gott auch die Stimme des Knaben, ja auch die des Mädchens hört? 1Mo 21,17 Gott aber hörte die Stimme des Jungen.
Da rief der Engel Gottes der Hagar vom Himmel
zu und sprach zu ihr: Was ist dir, Hagar?
Fürchte dich nicht! Denn Gott hat auf
die Stimme des Jungen gehört, dort wo er ist.
1.Mose 21,17
Um ihretwillen wollen wir die folgende Geschichte erzählen, mit dem ernsten Wunsch, daß das Gebet ihr Erbteil, ja, ihr Leben werden möge, und daß erhörte Gebete ihre tägliche Erfahrung seien.

Vor einiger Zeit reiste ein Chinesenknabe von zwölf Jahren mit Namen Ma-Na-Si, ein Schüler in der Missionsschule in Chefoo, während seiner Ferien nach Hause. Er ist der Sohn eines eingeborenen Pastors.

Als er auf der Schwelle seines Vaterhauses stand, sah er einen Reiter auf sich zu galoppieren. Der Mann – ein Heide – war in großer Erregung. Er fragte eifrig nach dem „Jesusmann”, dem Pastor. Der Knabe sagte ihm, daß sein Vater nicht zu Hause wäre. Der arme Mann war sehr bestürzt und erzählte ihm schnell den Grund seines Kommens. Er war von einem heidnischen Dorf in der Nähe abgeschickt, um den „heiligen Mann” zu holen, damit er den Teufel aus der Schwiegertochter eines heidnischen Freundes austreibe. Er erzählte die traurige Geschichte dieser jungen Frau, die, von Teufeln zerrissen, tobte und spottete, ihr Haar ausriß, ihr Gesicht zerfleischte, ihre Kleider zerriß, die Möbel zerschlug und die Teller mit Nahrung fortwarf. Er sprach von ihrem Fluchen, ihrer wütenden Gottlosigkeit und entsetzlichen Lästerung, und wie nach diesen Ausbrüchen der Schaum vor ihrem Munde stände, und große körperliche und geistige Erschöpfung einträte. „Aber mein Vater ist nicht zu Hause”, wiederholte der Knabe. Endlich schien der verwirrte Mann zu begreifen. Aber plötzlich fiel er auf seine Knie, streckte voller Verzweiflung seine Hände aus und rief : „Du bist auch ein Jesusmensch, willst du mitkommen?”

Bedenke — ein Knabe von zwölf Jahren! Ja, aber auch ein Knabe, wenn er ganz dem Heiland gehört, fürchtet sich nicht, sich von diesem Heiland gebrauchen zu lassen. Es war nur ein Augenblick des Erstaunens und Zögerns, aber dann stellte das Kind sich ganz seinem Heiland zur Verfügung. Wie einst der Samuel, war er bereit, Gott in allen Dingen zu gehorchen. Er sah die ernste Bitte als einen Ruf Gottes an. Der heidnische Fremde sprang in den Sattel, und, indem er den Christenknaben vor sich setzte, galoppierte er davon.

Ma-Na-Si fing an, nachzudenken. Er hatte eine Einladung angenommen, im Namen Jesu Christi einen Teufel auszutreiben. War er denn würdig, von Gott dazu gebraucht zu werden? War sein Herz und sein Glaube stark? Als sie so dahinritten, forschte er sorgfältig nach Sünden, um sie zu bekennen und zu bereuen. Dann betete er um Weisung zum Reden und Handeln und versuchte, sich biblische Beispiele von dämonischer Besessenheit ins Gedächtnis zu rufen, und wie dabei verfahren wurde. Er warf sich einfach und demütig dem Gott der Macht in die Arme und erbat seine Hilfe zur Verherrlichung des Herrn Jesu. Bei der Ankunft in dem betreffenden Hause sahen sie, wie einige der Familienmitglieder mit größter Anstrengung die geplagte Frau auf ihrem Bett festhielten. Trotzdem man ihr nichts davon gesagt hatte, daß ein Bote zu dem eingeborenen Pastor geschickt worden war, schrie sie, als sie im Hof Schritte vernahm, laut: „Macht mir schnell Platz, damit ich fliehen kann. Ich muß fliehen! Ein ,Jesusmann' kommt. Ich kann ihn nicht ertragen! Sein Name ist Ma-Na-Si !”

Ma-Na-Si kam herein und kniete, nach der üblichen Verbeugung, nieder und fing an zu beten. Dann sang er ein geistliches Lied zum Lobe des Herrn Jesu. Er befahl dem Dämon im Namen des auferstandenen, verherrlichten und allmächtigen Herrn, aus der Frau auszufahren. Sie war sofort still, wenn auch vor Schwachheit zusammengebrochen. Von dem Tage an war sie völlig gesund. Sie war erstaunt, als man ihr erzählte, daß sie den Namen des Christenknaben geäußert hatte, weil sie ihn nie zuvor gehört oder gelesen hatte, da das ganze Dorf heidnisch war.

Aber das war für jene Leute wirklich ein „Anfang der Tage”, weil das Wort des Herrn jetzt freie Bahn hatte und gepriesen wurde.

Geliebter Leser, ich weiß nicht, wie diese kleine Geschichte auf dich wirkt. Mich bewegt sie bis ins Innerste hinein. Es kommt mir so vor, als ob die meisten von uns die Macht Gottes so wenig erkennen und so wenig von seiner überwältigenden, unwiderstehlichen Liebe wissen. O, wie er liebt! Und jedesmal, wenn wir beten, umgibt uns diese wunderbare Liebe in besonderer Weise!

Wenn wir unseren hochgelobten Heiland wirklich liebten, würden wir nicht öfter im Gebet Gemeinschaft mit ihm suchen? Mitbruder, kommt es daher, daß wir soviel kritisieren, weil wir so wenig beten? O, laß uns daran denken, daß wir, wie unser Heiland, nicht in die Welt gesandt sind, um die Welt zu verurteilen und zu richten, „sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde”. Joh 3,17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in
die Welt gesandt, daß er die Welt richte,
sondern daß die Welt durch ihn
errettet werde.
Johannes 3,17

Kommt jemand durch deine gedankenlose Kritik dem Herrn Jesus näher? Laßt uns den Geist der Kritik, des Tadelns, des Fehlerfindens und der Herabsetzung anderer und ihrer Arbeit ablegen. Würde Paulus nicht zu uns allen sagen: „Solche sind etliche von euch gewesen, aber ihr seid abgewaschen”? 1Kor 6,11 Und das sind manche von euch gewesen;
aber ihr seid abgewaschen,
aber ihr seid geheiligt,
aber ihr seid gerechtfertigt
worden durch den Namen des
Herrn Jesus Christus und
durch den Geist unseres Gottes.
1.Korinther 6,11

Siehst du, worauf wir hinauswollen? All diese bösen Neigungen und Fehler, die wir an anderen entdecken, rühren vom Teufel her. Es ist der Böse im Herzen, der die Worte und Taten veranlaßt, die wir so schnell aburteilen und übertreiben. Besessenheit ist auch bei uns nicht unbekannt, wenn sie auch andere Formen hat. Sogar unsere Freunde und Bekannten, die so freundlich und liebevoll sind, sind manchmal gebunden und gefesselt von einer bestrickenden Sünde: „welche Satan gebunden hat, nun schon so viele Jahre”.

Wir reden vielleicht vergebens mit ihnen. Vielleicht warnen wir sie auch umsonst. Höflichkeit und Liebe, unsere eigenen Fehler und Vergehen hindern uns daran, ihnen wie Ma-Na-Si gegenüberzustehen und den bösen Geist zu beschwören!

Aber haben wir es mit dem Gebet versucht, mit dem Gebet, hinter dem die Liebe steht, die sich nicht „erbittern” läßt? 1Kor 13,5 sie benimmt sich nicht unanständig,
sie sucht nicht das Ihre,
sie läßt sich nicht erbittern,
sie rechnet Böses nicht zu,
1.Korinther 13,5

Gott erhört die Gebete von Alten und Jungen, wenn sie ein reines Herz haben, ein geheiligtes Leben führen und einen einfältigen Glauben besitzen. Wir sind im besten Fall schwache und sündige Knechte. Wenn wir auch aufrichtig sind, so werden wir doch manchmal verkehrt bitten. Aber Gott ist getreu, der es verheißen hat, und er will uns vor allem Übel bewahren und alle Not ausfüllen. „Geliebte, wenn uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir Freudigkeit zu Gott; und was irgend wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was ihm wohlgefällig ist”. 1Jo 3,21 Geliebte, wenn das Herz uns nicht verurteilt,
haben wir Freimütigkeit zu Gott,
1.Johannes 3,21


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10. Kapitel

Wie Gott Gebete erhört

Es ist uns Menschen gänzlich unmöglich, Gott und sein Walten völlig zu verstehen. O welche Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und, Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unbegreilflich seine Wege!”. Röm 11,33 O Tiefe des Reichtums,
sowohl der Weisheit als auch der
Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich
sind seine Gerichte und
unaufspürbar seine Wege!
Römer 11,33
Das ist wahr. Aber wir brauchen keine Schwierigkeiten zu sehen, wo keine bestehen. Wenn Gott alle Gewalt und alle Erkenntnis besitzt, dann bestehen für das Gebet keine Schwierigkeiten, wenn es auch gelegentlich Hindernisse geben kann. Wir können Gottes Methode nicht entdecken aber wir wissen etwas von der Art und Weise, wie er Gebete erhört.

Wollen wir uns am Anfang nicht daran erinnern, wie wenig wir von den alltäglichen Dingen wissen? Edison, der große Klugheit besaß, schrieb im August 1921: „Wir wissen nicht den millionsten Teil eines Hundertstels aller Dinge. Wir wissen nicht, was Wasser ist, wir wissen nicht, was Licht ist. Wir kennen die Schwerkraft nicht, wir wissen nicht, was uns befähigt, aufrecht auf unseren Füßen zu stehen. Wir wissen nicht, was Elektrizität ist. Wir wissen nicht, was Hitze ist. Wir wissen nichts über den Magnetismus. Wir haben eine Menge Hypothesen, aber das ist alles.” Trotzdem lassen wir uns durch unsere Unwissenheit all dieser Dinge nicht berauben! Wir wissen nicht viel über das Gebet, aber das sollte uns deswegen nicht am Beten hindern! Wir wissen, was unser Herr uns über das Gebet gelehrt hat. Weiter wissen wir, daß er den Heiligen Geist gesandt hat, der uns alles lehrt. Joh 14,26 Der Beistand aber, der Heilige Geist,
den der Vater senden wird in meinem Namen,
der wird euch alles lehren und euch an
alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Johannes 14,26
Wie antwortet Gott nun auf das Gebet? Eine Art ist folgende:

Er offenbart den Betenden seine Gedanken. Sein Heiliger Geist gibt den Betenden neue Gedanken in ihren Geist. Wir sind uns bewußt, daß der Teufel und seine Engel sehr eifrig dabei sind, um unserem Geist schlechte Gedanken einzuflößen. Ob uns also Gott und seine heiligen Engel nicht gute Gedanken mitteilen können? Sogar arme, schwache, sündige Menschen können anderen Menschen gute Gedanken eingeben. Das versuchen wir z. B. durch Schreiben. Wir bleiben nicht bei dem Gedanken stehen, wie wunderbar es ist, daß einige besonders geformte schwarze Zeichen auf diesem weißen Papier aufrichten und begeistern, oder niederschlagen, ja, sogar von Sünde überführen können. Aber für einen ungelehrten Wilden ist das ein gewaltiges Wunder. Noch mehr, du und ich können oft die Gedanken oder Wünsche der Menschen aus dem Gesichtsausdruck oder dem Glanz der Augen erkennen. Sogar Gedankenübertragung von Mensch zu Mensch ist heute alltäglich. Und Gott kann uns auf mannigfaltige Weise seine Gedanken mitteilen. Ein besonderes Beispiel dafür wurde vor einem Jahr in Northfield von einem Redner erwähnt. Vor drei oder vier Jahren traf er den Kapitän eines Walfischfängers, der ihm folgende Geschichte erzählte:

„Vor vielen Jahren segelte ich in den einsamen Meeren bei Kap Horn, um Walfische zu jagen. Eines Tages segelten wir nach Süden gegen schweren Wind. Wir waren an dem Morgen hin und hergefahren, ohne viel voranzukommen. Gegen 11 Uhr, als ich am Steuerrad stand, durchzuckte mich plötzlich der Gedanke: Warum gegen diese Wellen kämpfen? Es gibt wahrscheinlich im Norden ebenso viele Walfische wie im Süden. Warum sollen wir nicht mit dem Winde fahren, anstatt gegen ihn? Ich wandte den Kurs des Schiffes und fuhr nach Norden anstatt nach Süden. Eine Stunde später rief der Matrose vom Mastkorb herab: „Schiffe in Sicht!” Wir kamen an vier Rettungsboote, in denen 14 Matrosen saßen, die einzigen Überlebenden einer Schiffsmannschaft, deren Schiff vor zehn Tagen verbrannt war. Jene Männer waren seitdem umhergeirrt und hatten Gott inbrünstig um Rettung angefleht. Wir kamen gerade rechtzeitig zeitig an, um sie zu retten.

Sie hätten keinen Tag mehr überleben können.” Dann fügte der alte Walfischfänger hinzu: „Ich weiß nicht, ob Sie glauben oder nicht, aber ich bin Christ. Ich habe jeden Tag meines Lebens mit dem Gebet angefangen, daß Gott mich gebrauchen möge, um irgend jemand zu helfen, und ich bin davon überzeugt, daß mir Gott an jenem Tage den Gedanken eingab, den Kurs meines Schiffes zu ändern. Der Gedanke war das Mittel, um vierzehn Menschen zu retten.”

Gott hat uns vieles zu sagen. Er möchte uns viele seiner Gedanken eingeben. Aber es kann sein, daß wir mit seiner Arbeit so beschäftigt sind, daß wir nicht innehalten, um seinem Wort zu lauschen. Das Gebet gibt Gott eine Gelegenheit, mit uns zu reden und uns seinen Willen zu offenbaren, Möge unsre Einstellung dazu die sein: „Rede, Herr, dein Knecht hört!”

Gott beantwortet andere Gebete, indem er neue Gedanken in den Geist derjenigen gibt, für die wir beten. Bei einer Vortragsreihe über das siegreiche Leben ermahnte der Redner eines Nachmittags die Versammlung, ihre Streitereien „in Ordnung zu bringen”, wenn sie wirklich nach einem geheiligten Leben verlangten. Eine Frau ging schnell nach Hause und schrieb nach viel Gebet an ihre Schwester, mit der sie infolge einer Entzweiung seit zwanzig Jahren nicht mehr in Verbindung stand! Ihre Schwester wohnte 60 Kilometer entfernt. Am nächsten Morgen erhielt die Verfasserin der Zeilen einen Brief von ihrer Schwester, in dem sie um Vergebung und Versöhnung bat. Die beiden Briefe hatten sich gekreuzt, während die eine Schwester für die andere betete, hatte Gott zu der Betreffenden geredet und ihr das Verlangen nach Versöhnung ins Herz gelegt.

Vielleicht sagst du: Warum gab Gott ihr den Wunsch nicht früher ein? Vielleicht sah er voraus, daß es für die entfernt wohnende Schwester zwecklos sein würde, um Vergebung zu bitten, ehe die andere Schwester auch bereit war zu vergeben. Durch unsere Gebete wird für Gott der Weg geöffnet, diejenigen zu beeinflußen, für die wir beten. Gott braucht unsere Gebete, sonst würde er uns nicht darum bitten.

Vor kurzer Zeit bat am Schluß einer wöchentlichen Gebetsstunde eine innig gläubige Frau die Anwesenden, für ihren Gatten zu beten, der niemals in ein Gotteshaus gehen wolle. Der Leiter schlug vor, gleich weiterzubeten. Sehr ernste Gebete stiegen zu Gott auf. Jener Gatte liebte seine Frau sehr und holte sie oft ab. An jenem Abend tat er es ebenfalls und kamn vor dem Saal an, als die Gebetsversammlung noch nicht beendet war. Gott gab es ihm ein, die Tür zu öffnen und drinnen zu warten, etwas, was er noch nie getan hatte. Als er auf einem Stuhl an der Tür saß und seinen Kopf auf die Hand stützte, hörte er jene ernsten Gebete mit an. Auf dem Heimwege sagte er: „Frau, für welchen Mann haben sie gebetet?” „Ach”, antwortete sie, „es ist der Gatte einer unserer Mitarbeiterinnen.” „Nun”, sagte er, „ich bin überzeugt, daß er gerettet werden wird. Gott muß solche Gebete erhören.” Etwas später fragte er wieder: „Für welchen Mann haben sie gebetet?” Sie antwortete ähnlich wie zuvor. Beim Schlafengehen konnte er nicht einschlafen. Er kam in tiefe Sündenerkenntnis. Er weckte seine Frau und bat sie, mit ihm zu beten.

Wie deutlich zeigt dies, daß Gott wirken kann, wenn wir beten! Gott hätte den Mann veranlassen können, irgendwann in die Gebetsversammlung zu kommen. Aber es ist die Frage, ob dann etwas Gutes dabei herausgekommen wäre. Als gerade diese ernsten, herzlichen Bitten seinetwegen dargebracht wurden, sah Gott, daß sie einen gewaltigen Einfluß ”auf jenen armen Mann ausüben würden

Wenn wir beten, kann Gott uns in unserer Arbeit helfen und uns in unseren Entschlüssen stärken, denn wir können viele unserer Gebete selbst erhören. In einem kalten Winter betete ein reicher Bauer, daß Gott einen Nachbar vor dem Hunger bewahren wolle. Als die Andacht vorüber war, sagte sein kleiner Junge: „Vater, ich glaube, ich hätte Gott damit nicht bemüht.” „Warum nicht?” fragte er. „Weil es für dich leieht wäre, dafür zu sorgen, daß sie nicht hungern!” Es besteht kein Zweifel darüber, daß, wenn wir für andere beten, wir auch versuchen werden, ihnen zu helfen.

Ein junges Gotteskind bat seinen Pfarrer, ihm irgendeine Arbeit für den Herrn zu geben. „Haben Sie einen Freund ?” „Ja”, erwiderte der Jüngling. „Ist er ein Gotteskind?” „Nein, er ist so leichtsinnig, wie ich war.” „Dann gehen Sie und bitten ihn, Christus als seinen Heiland anzunehmen.” „Ach nein”, sagte der Jüngling, „das kann ich nicht tun.” „Gut”, sagte der Pfarrer, „versprechen Sie mir zweierlei: daß Sie nicht mit ihm über seine Seele reden, und daß Sie Gott täglich zweimal um seine Bekehrung bitten.” „Ja, das will ich gern tun”, antwortete der Jüngling. Es waren noch nicht vierzehn Tage vergangen, als er ins Pfarrhaus gestürzt kam. „Wollen Sie mich von meinem Versprechen entbinden? Ich muß mit meinem Freund sprechen!” rief er. Als er anfing zu beten, konnte Gott ihm Kraft zum Zeugnis verleihen. Gemeinschaft mit Gott ist die Vorbedingung zu wahrer Gemeinschaft mit den Mitmenschen. Ich glaube, daß die Menschen deswegen so wenig zu anderen von ihrem Glauben sprechen, weil sie so wenig für sie beten.

Ich werde nie vergessen, wie mein Glaube an des Gebet gestärkt wurde, als ich als Dreizehnjähriger Gott ernstlich bat, mir die Kraft zu geben, um an einem bestimmten Tage zwanzig Geber für eine überseeische Mission zu werben. Es kamen genau zwanzig Namen bis zum Abend hinzu. Das Bewußtsein, daß Gott Gebete erhört, war ein Ansporn zu größerem Eifer und verlieh ungeahnte Kraft, andere anzusprechen.

Ein Pfarrer in England schlug seinen Leuten vor, sie sollten jeder für den schlechtesten Mann oder für die schlechteste Frau beten und dann zu ihnen gehen und ihnen von Jesus erzählen. Nur sechs meldeten sich dazu. Als er nach Hause kam, fing er an zu beten. Dann sagte er: „Ich darf es nicht meinen Leuten überlaßen. Ich muß es selbst tun. Ich kenne die schlechten Menschen nicht, also muß ich mich erkundigen.” Er ging auf einen übel aussehenden Mann an der Straßenecke zu und fragte: „Sind Sie der schlechteste Mensch in diesem Bezirk?” „Nein!” „Möchten Sie mir nicht sagen, wer es ist?” „Gewiß, Sie werden ihn dort unten in Nr. 7 finden.”

Er klopfte bei Nr. 7 an und trat ein. „Ich suche den schlechtesten Mann in meiner Gemeinde. Man sagte mir, Sie wären es”. „Wer sagte Ihnen das? Bringen Sie ihn hierher, und ich werde ihm zeigen, wer der schlechteste Mann ist! Nein, es gibt viele, die schlechter sind als ich!” „Nun, wer ist der Schlechteste, den Sie kennen?” „Jeder kennt ihn. Er wohnt im letzten Haus auf dem Hof. Das ist der Schlechteste” So ging er über den Hof und klopfte an die Tür. Eine brummige Stimme rief „Herein!”

Im Zimmer war ein Mann mit seiner Frau. „Bitte entschuldigen Sie mich, aber ich bin der Pfarrer der Kirche um die Ecke. Ich suche den schlechtesten Mann in meiner Gemeinde, weil ich ihm etwas sagen möchte. Sind sie der schlechteste?” Der Mann wandte sich zu seiner Frau. „ Mädchen, erzähl' ihm, was ich vor fünf Minuten zu dir sagte.” „Nein, erzähl' es ihm selbst!” „Was sagten Sie?” fragte der Besucher. „Nun, ich habe zwölf Wochen lang getrunken. Ich hatte Delirium und habe alles verpfändet, was zu verpfänden war. Ich sagte vor fünf Minuten zu meiner Frau: Mädchen, das muß aufhören, und wenn nicht, dann mache ich selber Schluß und stürze mich ins Wasser. Da klopften Sie an die Tür! Ja, Herr, ich bin der schlechteste Mensch. Was wollen Sie mir sagen?” „Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, daß Jesus Christus der größte Heiland ist, der aus dem schlechtesten einen der besten Menschen machen kann. Er tat es für mich, er will es auch bei Ihnen tun.” „Glauben Sie, daß er es auch bei mir tun kann?” „Ich bin davon überzeugt. Knien Sie nieder und bitten Sie ihn darum”.

Der arme Trunkenbold wurde nicht nur von seinen Sünden befreit, sondern ist heute ein strahlender Christ, der andere Trinker zum Herrn Jesus führt.

Gewiß fällt es keinem von uns schwer zu glauben, daß Gott auf das Gebet hin den Leib heilen, Regen oder Sonnenschein senden, Nebel zerteilen und Schwierigkeiten abwenden kann.

Wir haben es mit einem Gott zu tun, deßen Erkenntnis unbegrenzt ist. Er kann es einem Arzt eingeben, eine bestimmte Medizin, Diät oder Behandlungsweise zu verordnen.

Alle Kunst der Ärzte ist von Gott. „Er weiß, was für ein Gemächte wir sind” denn er schuf uns. Er kennt uns besser als der klügste Arzt der Chirurgie. Er schuf und kann wieder herstellen. Wir glauben, Gott will, daß wir die ärztliche Kunst in Anspruch nehmen, aber wir glauben auch, daß Gott in seiner wunderbaren Weisheit heilen kann und auch heilt ohne menschliche Mithilfe. Man muß aber Gott seinen eigenen Weg gehen laßen. Wir möchten Gott oft in den Weg zwingen, den wir für gut erkennen. Gottes Ziel ist, seinen Namen zu verherrlichen, wenn er unsere Gebete erhört. Manchmal sieht er, daß unser Verlangen wohl richtig, unsere Bitten aber verkehrt sind. Paulus glaubte, daß mehr Ehre für Gott dabei herauskäme, wenn der Dorn aus seinem Fleische entfernt würde. Gott aber wußte, daß Paulus vollkommener und geschickter für seinen Dienst mit dem Dorn im Fleisch werden würde. Darum sagte Gott: Nein - nein - nein - zu seinen Gebeten und erklärte ihm dann den Grund.

Ebenso war es bei Monika, welche so viele Jahre für die Bekehrung ihres leichtsinnigen Sohnes Augustinus betete. Als er sich entschlossen hatte, die Heimat zu verlassen, um über das Wasser nach Rom zu reisen, betete sie ernsthaft, ja leidenschaftlich, daß Gott ihn unter ihrem Einfluß lassen möchte. Sie ging in eine kleine Kapelle am Ufer, um die Nacht im Gebet zu verbringen, ganz in der Nähe des Schiffes. Aber als der Morgen nahte, merkte sie, daß das Schiff in See gegangen war, während sie betete. Ihre Bitte wurde abgewiesen, aber ihr Verlangen erhört. Denn in Rom begegnete Augustinus dem frommen Ambrosius, der ihn zu Christus führte. Wie tröstlich ist es zu wissen, daß Gott weiß, was am besten ist!

Wir halten es auch nicht für unvernünftig zu glauben, daß Gott manches von unseren Gebeten abhängig macht. Manche Menschen sagen, daß Gott, wenn er uns wirklich liebt, uns das Beste geben würde, ganz gleich, ob wir darum bitten oder nicht. Dr. Fosdick hat es so fein geschildert, daß Gott ihn viele Dinge selbst tun ließ. Er verheiße Saat und Ernte. Aber der Mensch muß das Erdreich bereiten, säen, hacken und ernten, damit Gott seinen Anteil erfüllen kann.

Gott versorgt uns mit Essen und Trinken, aber er überläßt es uns, zu nehmen, zu essen und zu trinken. Es gibt Dinge, die Gott ohne unsere Hilfe nicht tun kann oder wenigstens nicht tun will. Gott kann einiges nicht tun, wenn wir nicht denken. Er schreibt seine Wahrheit nicht an den Himmel. Das Gesetz der Wissenschaft hat es immer gegeben. Aber wir müssen denken, Versuche machen, wieder nachdenken, wenn wir diese Gesetze zu unserem Nutzen und zur Ehre Gottes verwenden wollen.

Gott kann manches nicht tun, wenn wir nicht arbeiten. Er stapelt in den Bergen Marmor auf, aber er hat niemals eine Kirche gebaut. Er füllt die Berge mit Eisen, aber er fertigt keine Nähnadel oder Lokomotive an. Das überläßt er uns. Wir müssen arbeiten.

Wenn nun Gott so viele Dinge vom menschlichen Denken und Arbeiten abhängig sein läßt, warum sollte er nicht auch manches vom menschlichen Beten abhängig machen? Er hat es getan. „Bittet, und ihr werdet empfangen.” Einige Dinge gibt es, die Gott nur gibt, wenn wir darum bitten. Das Gebet gehört zu den drei Wegen, auf denen der Mensch mit Gott zusammen arbeiten kann. Der größte von den dreien ist das Gebet.

Gotteskinder, die Vollmacht haben, sind ohne Ausnahme Gebetsmenschen. Gott gibt die Fülle seines Heiligen Geistes nur den Mensehen des Gebets. Und durch das Wirken des Heiligen Geistes geschehen die Gebetserhörungen. In jedem Gläubigen wohnt der Geist Christi; denn „wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein”. Wenn ein Mensch anhaltend beten will, dann muß er von dem Geist Gottes erfüllt sein.

Eine Missionarin schrieb kürzlich, daß man vom „betenden Hyde” zu sagen pflegte, daß er niemals mit einem Unbekehrten gesprochen hätte, ohne daß derselbe sich bekehrt hätte. Wenn er bei der ersten Begegnung mit einem Menschen keinen Erfolg hatte, dann ging er in sein Zimmer und rang im Gebet, bis ihm klar wurde, was in ihm das Hindernis war, daß Gott ihn nicht gebrauchen konnte. Ja, wenn wir mit dem Geiste Gottes erfüllt sind, dann können wir nicht anders, als die Menschen göttlich zu beeinflussen. Um Macht über die Menschen zu haben, müßen wir bei Gott Macht besitzen.

Die wichtigste Frage für dich und mich ist also nicht: „Wie erhört Gott das Gebet?”, sondern eigentlich: „Bete ich wirklich?” Was für eine ungeheure Kraft stellt uns Gott zur Verfügung! Glauben wir auch nur einen Augenblick, daß es sich lohnt, etwas, was Gott mißfällt, festzuhalten? Mitchrist, vertraue dem Herrn völlig, und du wirst ihn vollkommen wahrhaftig finden.

Laßt uns Gott Gelegenheit geben, uns seine Gesinnung zu zeigen, und wir werden nie wieder an der Macht des Gebets zweifeln.


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11. Kapitel

Gebetshindernisse

Wenn wir dem Gnadenthron nahen, so begegnen uns viele Hindernisse. Ja, gewiß, es gibt viele. Aber auch hier ist es so, daß wir an den meisten selbst schuld sind.

Gott will, daß ich bete. Der Teufel will es nicht und versucht alles, um mich daran zu hindern. Er weiß, daß wir durch unser Gebet mehr ausrichten als durch unsere Arbeit. Er will, daß wir lieber alles andere tun als beten.

Wenn Satan auch unseren Gebeten entgegensteht, so brauchen wir uns nicht zu fürchten, wenn unsere Augen auf den Herrn gerichtet sind. Die heiligen Engel sind stärker als die gefallenen, und wir können es den himmlischen Mächten überlaßen, uns zu behüten. Wir glauben, daß von den bösen Engeln unsere umherschweifenden Gedanken herrühren, die so oft unser Gebet zerstören. Sobald wir niederknien, „fällt uns etwas ein, was getan werden müsste, oder etwas, nach dem wir sofort sehen müßen”

Solche Gedanken kommen von aussen heran und sind sicherlich Wirkungen böser Geister. Das einzige Heilmittel gegen wandernde Gedanken ist der fest auf Gott gerichtete Geist. Zweifellos ist der schlimmste Feind des Menschen er selbst. Das Gebet ist für ein Kind Gottes, und zwar für eins, das so lebt, wie ein Gotteskind leben müsste.

Die erste Frage heißt darum: Beherberge ich irgendwelche Feinde in meinem Herzen? Leben da drinnen Verräter? Gott kann uns seine höchsten geistigen Gaben nicht schenken, wenn wir nicht auf gewisse Bedingungen in bezug auf Vertrauen, Gehorsam und Dienst eingehen. Beten wir manchmal nicht ernstlich um die höchsten geistlichen Gaben, ohne daran zu denken, die notwendigen Erfordernisse zu erfüllen?

Bitten wir nicht oft um Segnungen, für deren Empfang wir nicht reif sind? Wagen wir überhaupt, in der Gegenwart Gottes ganz ehrlich gegen uns selbst zu sein? Können wir aufrichtig beten: „Erforsche mich, Gott, und siehe ....”? Ist etwas in mir, was Gottes Segen für mich und durch mich aufhält? Wir reden über „das Problem des Gebets”. Wir selbst sind das Problem, mit dem wir uns beschäftigen, das wir erforschen sollten! Am Gebet ist nichts auszusetzen! Es gibt kein Problem im Gebet für das Herz, das völlig in Christus gegründet ist.

Wir wollen jetzt nicht die üblichen Bibelworte anführen, um zu zeigen, wie das Gebet verhindert werden kann. Wir haben nur den Wunsch, daß jeder einen Blick in sein Herz tun möge. Keine Sünde ist zu klein, um das Gebet zu verhindern oder um es sogar zur Sünde werden zu lassen, wenn wir nicht willig sind, der Sünde zu entsagen. Die Mohammedaner in Westafrika haben einen Außpruch: „Wo keine Reinheit ist, ist auch kein Gebet, wo kein Gebet ist, da ist kein Trinken des Himmelswassers.” Diese Wahrheit wird in der Heiligen Schrift so deutlich gelehrt, daß es erstaunlich ist, wenn jemand beides, Sünde und Gebet, zusammen behalten will. Aber viele Menschen versuchen es. Schon David rief vor langer Zeit: „Wenn ich Böses vorhätte in meinem Herzen, würde der Herr nicht hören”. Ps 66,18 Wenn ich es in meinem Herzen auf Frevel
abgesehen hätte, so würde der Herr nicht hören.
Psalm 66,18

Jesaja sagt: „Eure Untugenden scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch”. Jes 59,2 sondern eure Vergehen sind es,
die eine Scheidung gemacht haben
zwischen euch und eurem Gott,
und eure Sünden haben sein Angesicht
vor euch verhüllt, daß er nicht hört.
Jesaja 59,2
Wir müssen gewiß alle dem zustimmen, daß es die Sünde in uns ist, die das Gebet verhindert, und nicht die mangelnde Bereitwilligkeit Christi. Gewöhnlich ist es eine sogenannte kleine Sünde, die das Gebetsleben zerstört. Es kann z. B. sein:

1. Zweifel. Der Unglaube ist wohl das größte Gebetshindernis. Der Herr sagt, daß der Heilige Geist die Welt von Sünde überführen würde: „Von der Sünde, daß sie nicht glauben an mich”. Joh 16,8+9 Und wenn er gekommen ist,
wird er die Welt überführen von Sünde
und von Gerechtigkeit und von Gericht.
Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben;
Johannes 16,8+9
Wir sind nicht „von der Welt”, aber lebt nicht in vielen von uns viel praktischer Unglaube? Jakobus schreibt an Gotteskinder:

„Bittet im Glauben, ohne zu zweifeln; denn wer da zweifelt ...., der denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen wird”. Jak 1,6-8 Er bitte aber im Glauben,
ohne irgend zu zweifeln;
denn der Zweifler gleicht
einer Meereswoge, die vom Wind
bewegt und hin und her getrieben
wird. Denn jener Mensch denke
nicht, daß er etwas von dem Herrn
empfangen werde, ist er doch ein
wankelmütiger Mann, unbeständig
in allen seinen Wegen.
Jakobus 1,6-8
Einige „haben nicht”, weil sie nicht bitten, andere „haben nicht”, weil sie nicht glauben. Findest du es jetzt noch überflüssig, daß wir soviel Zeit mit Anbetung und Danksagung verbringen, ehe wir zum „Bitten” kommen?

Wenn wir einen Blick in die herrliche Majestät des Herrn und die Wunder seiner Liebe und Gnade tun, dann werden Unglaube und Zweifel so gewiß schwinden wie der Nebel vor der aufgehenden Sonne. War das nicht der Grund dafür, daß Abraham „nicht schwankte”, „nicht im Unglauben schwankte”, indem er Gott die Ehre gab, die seinem Namen gebührt, und darum fest überzeugt war, daß er, was „er verheißt, auch tun kann”? Röm 4,20.21 und zweifelte nicht durch Unglauben
an der Verheißung Gottes, sondern wurde
gestärkt im Glauben, weil er Gott die Ehre gab.
Und er war der vollen Gewißheit, daß er,
was er verheißen habe, auch zu tun vermöge.
Römer 4,20+21
Ist es nicht erstaunlich, daß wir überhaupt noch zweifeln, wo wir so viel von Gottes unendlicher Liebe wissen?

2. Dann ist das Ich da, die Wurzel aller Sünde. Wie sind wir zur Selbstsucht geneigt, sogar „in unseren guten Werken”! Wie zögern wir damit, etwas daranzugeben, was das „Ich” verlangt. Aber wir wissen, daß eine gefüllte Hand die Gaben Christi nicht ergreifen kann. War das der Grund, weshalb der Heiland in dem Gebet, das er zuerst lehrte, uns mit allen anderen zusammenschloß? „Unser” ist das erste Wort. „Unser Vater ...., gib uns ...., vergib uns ...., erlöse uns.”

Der Hochmut verhindert das Gebet, weil das Beten etwas sehr Demütigendes ist. Wie hassenswert muß der Hochmut in den Augen Gottes sein! Gott ist es, der alles gibt, „um uns damit zu erfreuen”. „Was hast du, das du nicht empfangen hättest?” fragt Paulus. 1Kor 4,7 Denn wer gibt dir einen Vorrang?
Was aber hast du, das du nicht
empfangen hast? Wenn du es aber
auch empfangen hast, was rühmst
du dich, als hättest du es nicht
empfangen?
1.Korinther 4,7
Nicht wahr, wir lassen uns durch den Hochmut mit seiner hassenswerten häßlichcn Schwester Eifersucht unser Gebetsleben nicht zerstören? Gott kann keine großen Dinge für uns tun wenn die Gefahr besteht daß sie ,uns in den Kopf steigen”. O, wie töricht können wir sein! Manchmal, wenn wir eigensinnig sind, erfüllt uns Gott unsere Bitte auf Kosten unserer Heiligung.

„Er gab ihnen ihre Bitte, aber sandte Magerkeit in ihre Seele”. Ps 106,15 Da erfüllte er ihnen ihre Bitte,
und er sandte Schwindsucht in ihre Seele.
Psalm 106,15
O Gott, errette uns vom Ich!

Weiter zeigt das Ich sich in der Kritik anderer. Laß diesen Gedanken sich dir ins Gedächtnis einbohren: je ähnlicher jemand dem Herrn Jesus wird, desto weniger richtet er andere Menschen. Das ist ein sicheres Kennzeichen. Diejenigen, die immer andere kritisieren, sind von Christus abgewichen. Sie mögen noch sein Eigentum sein, aber sie haben seinen Liebesgeist verloren. Geliebter Leser, wenn du einen Kritikgeist besitzt, erlaube ihm, daß er dich erforscht, und nicht deinen Nächsten. Du kannst ihm Raum lassen, und er wird niemals unbeschäftigt sein! Ist das eine harte Bemerkung? Zeigt sie die Neigung, diese Sünde – denn es ist Sünde — selbst zu begehen? Es würde so sein, wenn sie zu einem einzelnen gesprochen worden wäre, Ihre Absicht ist, den Panzer, der anscheinend undurchdringlich ist, zu durchbohren. Niemand, der es einen Monat hindurch versucht hat, seine Zunge davor zu hüten, das Ansehen anderer Leute „zu verkleinern”, wird je den Wunsch haben, wieder über andere unfreundlich zu reden. „Die Liebe ist langmütig und freundlich”. 1Kor 13,4 Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig;
sie neidet nicht; die Liebe tut nicht groß,
sie bläht sich nicht auf,
1.Korinther 13,4
Sind wir es auch?

Wir sind selbst nicht besser, auch wenn es uns gelungen ist, andere Menschen in schlechteren Farben zu malen als uns selbst. Es mag seltsam erscheinen, wir vermehren aber unsere eigene geistliche Freude und unser lebendiges Zeugnis für Christus, wenn wir uns weigern, ungünstige Bemerkungen über andere weiterzugeben oder die Arbeit und das Leben anderer Leute zu „richten”. Zu Anfang mag es schwer sein, aber es bringt uns bald unsagbare Freude ein und wird durch die Liebe aller um uns her belohnt. Es ist sehr schwer, über „moderne” Irrlehren zu schweigen. Werden wir nicht angewiesen, „ernstlich zu kämpfen für den Glauben, der ein für allemal den Heiligen überliefert worden ist”? Jud 1,3 Geliebte, da ich allen Fleiß anwandte,
euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben,
war ich genötigt, euch zu schreiben und zu
ermahnen, für den ein für allemal den Heiligen
überlieferten Glauben zu kämpfen.
Judas 1,3
Manchmal müssen wir reden, aber laßt es stets im Geist der Liebe geschehen. „Lieber laßt den Irrtum leben als die Liebe sterben.”

Sogar bei unseren eigenen Gebeten müssen wir es vermeiden, an anderen Fehler zu finden. Glaubt mir, ein kritischer Geist zerstört das Heiligungsleben schneller als alles andere, weil er solch eine „anständige” Sünde ist, und wir ihm so leicht zum Opfer fallen. Wir brauchen es kaum hinzuzufügen, daß, wenn ein Gotteskind mit Christi Geist erfüllt ist, es schwerlich anderen von dem unchristlichen Betragen, das es bei seinen Freunden sieht, erzählen wird. „Er war sehr ungezogen zu mir”, „er ist zu eingebildet”, „ich kann den Menschen nicht leiden”, und ähnliche Bemerkungen sind gewiß unfreundlich, unnötig und oft unwahr.

Unser geliebter Herr erduldete den Widerstand der Sünder gegen sich, aber er beklagte sich niemals oder erzählte anderen davon. Warum sollten wir das tun? Das Ich muß entthront werden, wenn Christus unumschränkt herrschen soll. Es dürfen keine Götzen im Herzen sein. Weißt du, was Gott von einigen geistlichen Führern sagte? „Diese Männer haben ihre Götzen in ihrem Herzen aufkommen lassen; sollte ich mich von ihnen befragen lassen?”

Wenn wir als einziges Ziel die Ehre Gottes im Auge haben, dann kann Gott unsere Gebete erhören. Mehr als seine Gaben sollte Christus selbst unser Verlangen sein. „Habe deine Lust am Herrn, und er wird dir die Bitten deines Herzens geben”. Ps 37,4 und habe deine Lust am HERRN,
so wird er dir geben,
was dein Herz begehrt.
Psalm 37,4

„Geliebte, wenn uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott; und was irgend wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was ihm gefällig ist”. 1Jo 3,21.22 Geliebte, wenn das Herz uns nicht
verurteilt, haben wir Freimütigkeit
zu Gott, und was immer wir bitten,
empfangen wir von ihm, weil wir seine
Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.
1.Johannes 3,21+22

Es ist heute ebenso wahr wie in den ersten Tagen der Christenheit, daß die Menschen bitten und nicht empfangen, weil „sie übel bitten, damit sie es mit ihren Wollüsten verzehren”. Jak 4,3 ihr bittet und empfangt nichts,
weil ihr übel bittet,
um es in euren Lüsten zu vergeuden.
Jakobus 4,3

3. Lieblosigkeit im Herzen ist vielleicht das größte Gebetshindernis. Eine liebevolle Gesinnung ist eine Bedingung für gläubiges Gebet. Wir können nicht mit den Menschen in Unordnung und zugleich mit Gott in Ordnung sein. Der Geist des Gebete ist gleichzeitig der Geist der Liebe, Fürbitte ist einfach Liebe im Gebet.

Wagen wir es, diejenigen, die Gott liebt, zu hassen oder zu verabscheuen? Wenn ja, können wir dann wirklich den Geist Christi besitzen? Wir müssen uns mit diesen Grundfragen in unserem Glauben auseinandersetzen. Wenn unser Gebet mehr als eine bloße Form sein soll. Unser Herr sagt nicht nur: „Liebet eure Feinde” – tun wir das? –, sondern er sagt auch: „Und betet für die, welche euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel”. Mt 5,44.45 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde,
und betet für die, die euch verfolgen,
damit ihr Söhne eures Vaters seid,
der in den Himmeln ist!
Denn er läßt seine Sonne aufgehen über
Böse und Gute und läßt regnen über
Gerechte und Ungerechte.
Matthäus 5,44+45

Wir wagen es anzunehmen, daß viele, die sich Christen nennen, sich mit dieser Frage nie befaßt haben. Wenn man hört, daß manche Reichgottesarbeiter — und sogar bekannte — über andere sprechen, mit denen sie nicht übereinstimmen, dann muß man barmherzigerweise annehmen, daß sie obiges Gebot des Herrn noch nie gehört haben!

Unser täglicher Wandel in der Welt ist der beste Beweis für unsere Vollmacht im Gebet. Gott behandelt meine Gebete nicht nach dem Geist und dem Ton, den ich beim öffentlichen oder privaten Gebet zeige, sondern nach der Gesinnung, die sich in meinem alltäglichen Leben offenbart.

Jähzornige und hitzige Leute können nur kalte Beter sein. Wenn wir des Herrn Gebot nicht befolgen und einander nicht lieben, dann sind unsere Gebete fast wertlos. Wenn wir einen unversöhnlichen Geist beherbergen, so ist es beinahe Zeitverschwendung zu beten. Christus lehrt uns beten: „Vergib uns .... wie wir vergeben.” Er geht sogar noch weiter. Er erklärt: „Wenn ihr den Menschen ihre Fehler nicht vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater eure Fehler auch nicht vergeben”. Mt 6,15 wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt,
so wird euer Vater eure Vergehungen
auch nicht vergeben.
Matthäus 6,15
Laßt uns stets den Geist Christi zeigen und nicht unsere eigene Vergebung verscherzen, die wir so dringend brauchen. Wie viele, die nicht die leiseste Absicht zeigen, ihren Kindern oder ihren Freunden, die sie beleidigten, zu vergeben, haben heute das Vaterunser gebetet?

Viele Christen haben das Gebet überhaupt nicht richtig ausprobiert. Das kommt nicht durch bewußte Unaufrichtigkeit, sondern durch Gedankenlosigkeit.

Die Schuld liegt hauptsächlich an denen von uns, die predigen und lehren. Wir sind nicht mit ganzem Herzen bei unseren Predigten. Die meisten Menschen möchten das Rechte tun, aber sie sehen mehr auf die großen Dinge als auf die kleinen Verfehlungen in ihrem Leben.

Der Herr geht so weit, daß er sagt, unsere Gaben sollen nicht vor Gott gebracht werden, wenn uns einfällt, daß unser Bruder „etwas gegen uns hat”. Mt 5,23 Wenn du nun deine Gabe darbringst
zu dem Altar und dich dort erinnerst,
daß dein Bruder etwas gegen dich hat,
Matthäus 5,23
Wenn er nicht einmal unsere Gaben annimmt, wird er dann unsere Gebete erhören? Als Hiob aufhörte, mit seinen Freunden zu rechten (die Bibel nennt sie seine „Freunde”), da „wandte der Herr sein Gefängnis” und gab ihm noch einmal soviel wie zuvor. Hi 42,10 Und der HERR wendete das Geschick Hiobs,
als der für seine Freunde Fürbitte tat.
Und der HERR vermehrte alles, was Hiob
gehabt hatte, auf das Doppelte.
Hiob 42,10

Wie viel Zeit brauchen wir, um zu erkennen, daß unser Leben unsere Gebete verhindert, und wie wenig bereit sind wir, nach dem Gesetz der Liebe zu handeln! Wir möchten Menschen „gewinnen”, ja! Der Herr zeigt uns einen Weg dazu. Sprecht nicht über die Fehler anderer. Redet mit ihnen unter vier Augen, „so hast du deinen Bruder gewonnen”. Mt 18,15 Wenn aber dein Bruder sündigt,
so geh hin, überführe ihn zwischen
dir und ihm allein! Wenn er auf dich
hört, so hast du deinen Bruder gewonnen.
Matthäus 18,15
Die meisten von uns haben statt dessen den Bruder verletzt!

Auch das Familienleben kann das Gebetsleben hindern. Lies, was Petrus schreibt, wie wir daheim leben sollen, so daß „unsere Gebete nicht verhindert werden”. 1Petr 3,1-10 Ebenso ihr Frauen, ordnet euch den eigenen
Männern unter, damit sie, wenn auch einige
dem Wort nicht gehorchen, ohne Wort durch
den Wandel der Frauen gewonnen werden, indem
sie euren in Furcht reinen Wandel angeschaut
haben! Euer Schmuck sei nicht der äußerliche
durch Flechten der Haare und Umhängen von
Gold oder Anziehen von Kleidern, sondern der
verborgene Mensch des Herzens im
unvergänglichen Schmuck des sanften und
stillen Geistes, der vor Gott sehr köstlich
ist. Denn so schmückten sich auch einst die
heiligen Frauen, die ihre Hoffnung auf Gott
setzten und sich ihren Männern unterordneten:
wie Sara dem Abraham gehorchte und ihn Herr
nannte, deren Kinder ihr geworden seid, indem
ihr Gutes tut und keinerlei Schrecken fürchtet.
Ihr Männer ebenso, wohnt bei ihnen mit
Einsicht als bei einem schwächeren Gefäß,
dem weiblichen, und gebt ihnen Ehre als
solchen, die auch Miterben der Gnade des
Lebens sind, damit eure Gebete nicht
verhindert werden! Endlich aber seid alle
gleichgesinnt, mitleidig, voll brüderlicher
Liebe, barmherzig, demütig, und vergeltet
nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit
Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet,
weil ihr dazu berufen worden seid, daß ihr
Segen erbt! Denn wer das Leben lieben und
gute Tage sehen will, der halte Zunge und
Lippen vom Bösen zurück, daß sie nicht
Trug reden;
1.Petrus 3,1-10
Wir wagen es noch einmal, unsere Leser aufzurufen, bittet Gott, er möge eure Herzen erforschen und euch „jede bittere Wurzel” zeigen, die darin ist. Wir möchten alle nach Gottes Wohlgefallen handeln. Es würde ein ungeheurer Gewinn für unser geistliches Leben sein, wenn wir den Entschluß faßten, nicht eher zu beten, als bis wir alles getan haben, um Frieden im eigenen Herzen und mit denen zu haben, mit denen wir uns zankten. Wenn wir das nicht tun wollen, soviel es in unserer Macht steht, sind unsere Gebete nur leere Worte. Unfreundliche Gefühle andern gegenüber hindern Gott, uns nach seinem Wunsch zu segnen.

Ein liebevolles Herz ist eine Grundbedingung für gläubiges Gebet, Gott ruft uns heute wieder dazu auf, damit wir geeignete Gefäße werden, um seine überströmenden Segnungen aufzunehmen. Viele von uns müssen sich entscheiden, ob sie einen bitteren, unversöhnlichen Geist oder die Barmherzigkeit und Freundlichkeit unseres Herrn Jesu Christi erwählen wollen. Ist es nicht erstaunlich, daß jemand da überhaupt noch zögern kann, wo es sich um solche Wahl handelt? Denn die Bitterkeit verletzt den, der sie hegt, mehr als jemand anderen.

„Wenn ihr steht und betet, so vergebet, so ihr etwas gegen jemand habt, damit euer Vater, der im Himmel ist, euch auch vergeben kann”. Mk 11,25 Und wenn ihr steht und betet,
so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemand habt,
damit auch euer Vater, der in den Himmeln ist,
euch eure Übertretungen vergebe.
Markus 11,25
So sagt unser geliebter Herr. Müssen wir da nicht entweder vergeben oder aufhören zu beten? Was nützt es einem Mensehen, wenn er viel Zeit gewönne, um angeblich zu beten, wenn er dabei Lieblosigkeit im Herzen birgt, die jedes wahre Gebet verhindert? Wie freut sich der Teufel, wenn wir diese Wahrheit nicht erkennen!

Gottes Wort, sagt, daß Redegewandtheit, Erkenntnis, Glaube, Freizügigkeit und selbst der Märtyrertod einem Menschen nichts nützen — merke dir das —, nichts nützen, wenn sein Herz nicht von Liebe erfüllt ist. 1Kor 13 Wenn ich in den Sprachen der Menschen
und der Engel rede, aber keine Liebe habe,
so bin ich ein tönendes Erz geworden oder
eine schallende Zimbel. Und wenn ich Weissagung
habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis
weiß und wenn ich allen Glauben habe, so daß
ich Berge versetze, aber keine Liebe habe, so
bin ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe
zur Speisung der Armen austeile und wenn ich
meinen Leib hingebe, damit ich Ruhm gewinne,
aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts.
Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig;
sie neidet nicht; die Liebe tut nicht groß, sie
bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht
unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt
sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu,
sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit,
sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie
erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles,
sie erduldet alles. Die Liebe vergeht niemals;
seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan
werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören;
sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden.
Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen
stückweise; wenn aber das Vollkommene kommt,
wird das, was stückweise ist, weggetan werden.
Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind,
dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind;
als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich
war. Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels,
undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht.
Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich
erkennen, wie auch ich erkannt worden bin.
Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe,
diese drei; die größte aber von diesen
ist die Liebe.
1.Korinther 13

4. Die Weigerung, das Unsere zu tun, kann Gott hindern, unsere Gebete zu erhören. Die Liebe ruft zu Mitleid und Dienst auf angesichts der Sünde und der Leiden bei uns und den Heiden. Genau so, wie das Herz des Paulus „erregt” wurde, als er die Stadt so gar abgöttisch sah. Apg 17,16 Während aber Paulus sie in Athen
erwartete, wurde sein Geist in ihm erregt,
da er die Stadt voll von Götzenbildern sah.
Apostelgeschichte 17,16
Wir können nicht aufrichtig beten „Dein Reich komme”, wenn wir nicht alles tun, um das Kommen des Königreiches zu beschleunigen — durch unsere Gaben, unsere Gebete und unseren Dienst.

Wir können nicht aufrichtig für die Bekehrung der Unbekehrten beten, wenn wir nicht mit ihnen sprechen, einen Brief schreiben oder sonst einen Versuch machen wollen, um sie unter den Einfluß des Evangeliums zu bringen. Vor einer großen Evangelisation, die Moody hielt, war er bei einer Versammlung anwesend, in der um Gottes Segen gebetet wurde. Verschiedene reiche Männer waren zugegen. Einer von ihnen fing an zu beten, daß Gott die Mittel geben möge, um die Arbeit durchzuführen.

Moody unterbrach ihn plötzlich: „Wir brauchen Gott damit nicht zu bemühen”, sagte er ruhig, „das Gebet können wir selbst erhören.”

5. Es kann ein Hindernis sein, wenn wir nur allein beten. Die Kinder einer Familie gehen auch nicht nur einzeln zu ihrem Vater. Es ist beachtenswert, wie oft unser Herr vom gemeinsamen Gebet spricht. „Wenn ihr betet, sprecht: Unser Vater”, „Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen über irgendeine Sache, um welche sie bitten mögen, so wird sie ihnen werden .... Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte”. Mt 18,19.20 Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von
euch auf der Erde übereinkommen,
irgendeine Sache zu erbitten,
so wird sie ihnen werden von meinem
Vater, der in den Himmeln ist.
Denn wo zwei oder drei versammelt
sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.
Matthäus 18,19+20

Wir sind überzeugt, daß der innere Mangel mancher Gemeinde auf eine ungenügende Gebetsversammlung zurückzuführen ist, oder weil überhaupt keine gehalten wird. Die tägliche Morgen– und Abendandacht kann nicht den Platz der ungezwungenen Gebetsversammlung einnehmen, in der jeder beten kann. Können wir die wöchentliche Gebetsstunde nicht zu einer lebendigen Kraftwerden lassen?

6. Loben und Danken ist ebenso notwendig wie das Gebet. Wir sollen zu seinen Toren mit Dank und zu seinen Vorhöfen mit Loben eingehen und seinen Namen preisen. Ps 100,4 Zieht ein in seine Tore mit Dank,
in seine Vorhöfe mit Lobgesang!
Preist ihn, dankt seinem Namen!
Psalm 100,4
Eine Zeitlang in seinem Leben wurde der „betende Hyde” geführt zu beten, daß durch seinen Dienst täglich vier Seelen gerettet würden. Wenn er einmal die Zahl nicht erreichte, dann legte sich solch eine Last auf sein Herz, daß es fast schmerzhaft war, so daß er weder essen noch schlafen konnte. Dann pflegte er den Herrn im Gebet zu bitten, ihm das innere Hindernis zu zeigen. Er fand jedesmal, daß es an dem Mangel an Lob in seinem Leben lag. Er bekannte seine Sündhaftigkeit und betete um den Geist des Lobens. Er sagt, daß, als er Gott pries, suchende Seelen zu ihm kamen. Wir sagen nicht, daß wir ebenfalls Gott auf bestimmte Zahlen festlegen wollen, aber wir rufen: „Freuet euch! Lobet den Herrn mit euren Herzen euren Worten und eurer Seele!”

Es ist nicht zufällig, daß wir so oft aufgefordert Werden: „freuet euch in dem Herrn”. Gott Will keine unglücklichen Kinder, und keines seiner Kinder hat Grund zur Klage. Paulus, der Apostel, der am meisten verfolgt wurde, war ein Mann des Gesanges. Loblieder kamen im Gefängnis und ausserhalb desselben von seinen Lippen: Tag und Nacht pries er seinen Heiland. Die Reihenfolge seiner Ermahnungen ist schon bedeutsam: „Seid allezeit fröhlich; betet ohne Unterlaß; seid dankbar in allen Dingen: denn das ist der Wille Gottes in Christo Jesu an euch”. 1Thes 5,16-18 Freut euch allezeit!
Betet unablässig!
Sagt in allem Dank!
Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.
1.Thessalonicher 5,16-18

Der Wille Gottes! Fasse den Gedanken tief ins Herz. Es ist nichts Willkürliches.

Freuet euch! — Betet! — Seid dankbar!

Das ist die Reihenfolge nach dem Willen Gottes — für dich und für mich. Nichts gefällt Gott so sehr wie unser Lob, und durch nichts wird der Beter so gesegnet wie durch das Lob, das er darbringt! „Habe deine Lust an dem Herrn, und er wird dir die Bitten deines Herzens geben”. Ps 37,4 und habe deine Lust am HERRN,
so wird er dir geben, was dein Herz begehrt.
Psalm 37,4

Ein Missionar, der traurige Nachrichten aus der Heimat erhalten hatte, war völlig niedergeschlagen. Das Gebet half nichts, um die Finsternis seiner Seele zu erhellen. Er besuchte einen anderen Missionar, um bei ihm Trost zu suchen. An der Wand erblickte er einen Spruch: „Versuche es mit Danken!” Das tat er, und sofort wichen die Schatten, um nie wieder zurückzukehren.

Preisen wir genug, um Gebetserhörungen zu erleben? Wenn wir ihm immer völlig vertrauen, werden wir ihn immer preisen.

Einer, der einmal Luther beten hörte, sagte: „Großer Gott! Was für ein Geist und Glaube zeigt sich in seinen Worten! Er bittet Gott mit solcher Ehrfurcht, als wenn er in der göttlichen Gegenwart stände, und dabei mit solch fester Hoffnung und solchem Vertrauen, als wenn er zu einem Vater oder Freunde spräche.” Diesem Kinde Gottes schien es nicht bewußt zu sein, daß es überhaupt „Gebetshindernisse” gibt!

Nach allem, was gesagt worden ist, sehen wir, daß alles in eins zusammengefaßt werden kann. Alle Gebetehindernisse rühren her von der Unkenntnis des Wortes Gottes über das Heiligungsleben, das er für alle seine Kinder bereitet hat, oder von der mangelnden Bereitwilligkelt, uns ihm völlig zu Weihen.

Wenn wir vertrauensvoll zu unserem Vater sagen können: „Alles, was ich bin und habe, ist dein”, dann kann er zu uns sagen: „Alles, was mein ist, ist dein.”


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12. Kapitel

Wer darf beten?

Es ist erst zweihundert Jahre her, daß von der Universität Oxford sechs Studenten nur aus dem Grunde ausgeschloßen wurden, weil sie auf ihrem Zimmer zu freiem Gebet zusammenkamen! Darauf schrieb George Whitfield an den Vizekanzler: „Es ist zu hoffen, daß, wie einige Wegen freien Gebets ausgeschloßen wurden, wir auch von solchen hören werden, die Wegen freien Fluchens ausgeschloßen werden.” Heute wird in unserem Lande, Gott sei Dank, niemand mehr am Beten gehindert. Jeder kann beten – aber hat jeder das Recht zu beten? Hört Gott auf jeden?

Wer darf beten? Ist es das Vorrecht, das Recht aller Menschen? Nicht jeder in England hat das Recht, dem König zu nahen. Aber es gibt gewisse Personen und Körperschaften, die das Vorrecht besitzen, jederzeit bei dem Herrscher Zutritt zu haben. Der erste Minister besitzt dieses Vorrecht. Die Stadtvertretung von London darf jederzeit ihre Bitten zu den Füßen des Königs niederlegen. Der Botschafter einer ausländischen Macht darf dasselbe tun. Er braucht sich nur am Portal des königlichen Schloßes vorzustellen, und keine Macht darf sich zwischen ihn und den Monarchen stellen. Er kann sofort zum König gehen und sein Anliegen vortragen. Aber keiner von den Erwähnten hat solch leichten Zugang und solch liebevollen Empfang wie des Königs eigener Sohn.

Hier handelt es sich aber um den König aller Könige, den Gott und Vater von uns allen. Wer darf ihm nahen? Wer darf dieses Vorrecht, ja, diese Macht, bei Gott ausüben? Man sagt uns, und es steckt viel Wahrheit in der Bemerkung, daß auch bei dem mißtrauischsten Menschen oder bei einer zweifelnden Generation, das Gebet allezeit wartend unter der Oberfläche ruht.

Hat es das Recht, jederzeit zum Vorschein zu kommen? Bei manchen Religionen muß es warten. Von allen Millionen in Indien, die unter der Knechtschaft des Hinduismus leben, darf niemand ausser den Brahmanen beten. Ein reicher Kaufmann einer anderen Kaste muß notgedrungen einen Brahmanen finden, manchmal nur einen Schulknaben, der für ihn die Gebete sagt.

Die Mohammedaner dürfen nicht beten, wenn sie nicht einige Sätze in arabisch gelernt haben, denn ihr „Gott” hört nach ihrer Meinung nur die Gebete, die in der heiligen Sprache dargebracht werden. Gottlob, daß keine solche Einschränkungen der Kaste oder der Sprache zwischen uns und unserem Gott stehen. Also kann jeder beten?

Ja, antwortest du, jeder. Aber die Bibel sagt nicht so. Nur ein Gotteskind kann wirklich zu Gott beten. Nur ein Sohn darf in seiner Gegenwart erscheinen. Es ist wunderbarerweise wahr, daß jeder zu ihm um Hilfe, Vergebung und Erbarmen rufen darf. Aber das ist kaum ein Gebet. Beten ist mehr als das. Beten heißt, „an den verborgenen Ort des Allerhöchsten” gehen und unter dem Schatten des Allmächtigen bleiben. Ps 91,1 Wer im Schutz des Höchsten wohnt,
bleibt im Schatten des Allmächtigen.
Psalm 91,1
Beten heißt, Gott unsere Wünsche und unser Verlangen kundtun, und die Glaubenshand ausstrecken, um seine Gaben in Empfang zu nehmen. Das Gebet ist die Auswirkung des Heiligen Geistes, der in uns wohnt. Es ist Gemeinschaft mit Gott. Nun wird es aber schwerlich Gemeinschaft zwischen einem König und einem Rebellen geben. Was für Gemeinschaft hat das Licht mit der Finsternis? 2Kor 6,14 Geht nicht unter fremdartigem Joch mit Ungläubigen!
Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und
Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft
Licht mit Finsternis?
2.Korinther 6,14
In uns selbst haben wir kein Recht zu beten. Wir haben nur durch den Herrn Jesus Christus Zutritt zu Gott. Eph 2,18;3,12 Denn durch ihn haben wir beide
durch einen Geist den Zugang zum Vater.
Epheser 2,18
In ihm haben wir Freimütigkeit und
Zugang in Zuversicht durch den Glauben an ihn.
Epheser 3,12

Das Gebet ist mehr als der Hilfeschrei eines Ertrinkenden, eines Menschen, der im Strudel der Sünde versinkt: „Herr, hilf mir, ich bin verloren! Ich gehe unter! Rette mich! Hilf mir!” Das darf jeder tun, und diese Bitte wird nicht unerhört bleiben, und wenn sie aufrichtig ist, wird die Erhörung unverzüglich folgen.

Denn „der Mensch kann nicht Gottes Geächteter sein, wenn er auch wollte!” Das ist aber kein Gebet im biblischen Sinne. Selbst die Löwen, wenn sie nach Raub schreien, suchen ihre Nahrung von Gott; aber das ist kein Gebet.

Wir wissen, daß der Herr sagte: „Wer da bittet, der empfängt”. Mt 7,8 Denn jeder Bittende empfängt,
und der Suchende findet,
und dem Anklopfenden wird aufgetan werden.
Matthäus 7,8
Ja, das sagte er, aber zu wem? Er sprach zu seinen Jüngern: Mt 5,1.2 Als er aber die Volksmengen sah,
stieg er auf den Berg; und als er
sich gesetzt hatte, traten seine
Jünger zu ihm. Und er tat seinen Mund auf,
lehrte sie.
Matthäus 5,1+2
„Das Gebet ist Gemeinschaft mit Gott”; das „Familienleben” der Seele, wie es einer bezeichnet. Aber ich zweifle daran, daß überhaupt Gemeinschaft mit ihm bestehen kann, wenn der Heilige Geist nicht im Herzen wohnt, und wir den Sohn nicht „aufgenommen” haben, so daß wir mit Recht „Kinder Gottes” genannt werden können. Joh 1,12 so viele ihn aber aufnahmen,
denen gab er das Recht,
Kinder Gottes zu werden,
denen, die an seinen Namen glauben;
Johannes 1,12

Beten ist eines Kindes Vorrecht. Nur Gotteskinder können von dem himmlischen Vater das erbitten, was er für diejenigen bereitet hat, die ihn lieben. Der Herr sagt uns, daß wir im Gebet Gott „unsern Vater” nennen sollen. Nicht wahr, das Wort können doch nur Kinder gebrauchen? Paulus schreibt: „weil ihr Gottes Kinder seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen, welcher ruft: Abba, lieber Vater”. Gal 4,6 Weil ihr aber Söhne seid,
sandte Gott den Geist seines Sohnes
in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater!
Galater 4,6
Meinte Gott dieses, als er bei der Verhandlung mit Hiobs „Tröstern” sagte: „Mein Knecht Hiob soll für euch beten, denn ihn will ich annehmen”? Hi 42,8 Und nun nehmt euch sieben Jungstiere
und sieben Widder und geht zu meinem Knecht Hiob
und opfert ein Brandopfer für euch! Und Hiob,
mein Knecht, soll für euch Fürbitte tun. Nur ihn
will ich annehmen, damit ich euch nicht Schimpfliches
antue. Denn ihr habt über mich nicht Wahres
geredet, wie mein Knecht Hiob.
Hiob 42,8
Es sah aus, als wenn sie in bezug auf das Gebet nicht „angenommen” würden. Sobald jemand ein „Kind Gottes” wird, tritt er in die Schule des Gebets ein. „Siehe, er betet”, sagte der Herr von einem Manne nach seiner Bekehrung. Und doch hatte jener Mann in seinem ganzen Leben seine Gebete „gesprochen”. Apg 9,11 Der Herr aber sprach zu ihm:
Steh auf und geh in die Straße,
welche die Gerade genannt wird,
und frage im Haus des Judas nach
einem mit Namen Saulus von Tarsus!
Denn siehe, er betet;
Apostelgeschichte 9,11
Bekehrte Menschen können nicht nur, sondern müssen beten, jeder für sich selbst und natürlich auch für andere. Aber ehe wir nicht wahrhaftig Gott „Vater” nennen können, haben wir keinen Anspruch darauf, als Kinder, als „Söhne”, als „Erben Gottes und Miterben Christi” behandelt zu werden. Denkst du, das ist hart? Nein, das ist nur natürlich. Hat ein „Kind” keine Vorrechte?

Verstehe mich nicht falsch. Dadurch wird keine Schranke zwischen einem Menschen und Gott aufgerichtet. Niemand wird vom Königreich des Himmels ausgeschlossen.

Jeder Mensch kann überall rufen: „Gott sei mir Sünder gnädig!” Jeder Mensch, der nicht zur Herde Christi, zur Familie Gottes gehört, ob er noch so schlecht ist, oder ob er glaubt, gut zu sein, kann in diesem Augenblick ein Kind Gottes werden, selbst beim Lesen dieser Zeilen. Ein Glaubensblick auf Christus reicht aus: „Sieh und lebe!” Gott sagt nur: „Sieh!” Wende nur dein Angesicht Gott zu. „Wer Jesum am Kreuze im Glauben erblickt, wird heil zu derselbigen Stund'.”

Wie waren die Christen in Galiläa „Söhne Gottes” geworden? Durch den Glauben an Christus. „Denn ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Jesus Christus”. Gal 3,26 denn ihr alle seid Söhne
Gottes durch den Glauben in Christus Jesus.
Galater 3,26
Christus will jeden Menschen durch Adoption und Gnade zum Gotteskind machen in dem Augenblick, wo er sich in echter Buße und in wahrem Glauben zu ihm kehrt. Wir haben aber keinerlei Rechtsansprüche, nicht einmal auf Gottes Fürsorge, wenn wir nicht Gottes Kinder sind. Wir können nicht mit Zuversicht oder Gewissheit sagen: „Mir wird nichts mangeln”, wenn wir nicht im Vertrauen und mit aller Bestimmtheit sagen können: „Der Herr ist mein Hirte”.

Ein Kind hat aber ein Recht auf seines Vaters Fürsorge, Liebe, Schutz und Unterhalt. Man kann aber nur durch Geburt ein Kind werden. Wir werden Gottes Kinder dadurch, daß wir „wiedergeboren”, d. h. „von oben geboren” werden. Joh 3,3.5 Jesus antwortete und sprach zu ihm:
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir:
Wenn jemand nicht von neuem geboren wird,
kann er das Reich Gottes nicht sehen.
Jesus antwortete:
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir:
Wenn jemand nicht aus Wasser und
Geist geboren wird, kann er nicht
in das Reich Gottes hineingehen.
Johannes 3,3+5
Das geschieht durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus. Joh 3,16 Denn so hat Gott die Welt geliebt,
daß er seinen eingeborenen Sohn gab,
damit jeder, der an ihn glaubt,
nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Johannes 3,16

Nachdem wir all dieses als Warnung gesagt haben und vielleicht auch als Erklärung dafür, warum für manche Menschen das Gebet ein Mißerfolg ist, beeilen wir uns jetzt hinzuzufügen, daß Gott auch oft Gebete hört und erhört von solchen, die eigentlich kein Recht haben zu beten, solchen, die nicht seine „Kinder” sind und vielleicht sogar seine Existenz leugnen! Die Evangelien berichten uns von nicht wenigen Ungläubigen, die zu Jesus kamen, um geheilt zu werden, und er schickte sie niemals ohne den erbetenen Segen fort, — niemals. Sie kamen als „Bettler”, nicht als „Kinder”. Und wenn auch „die Kinder zuerst gespeist werden müssen”, die anderen erhielten hielten die „Brosamen”, ja, mehr als Brosamen, sie wurden reichlich beschenkt.

So erhört Gott heute noch das Schreien von Unglaubigen nach zeitlichen Segnungen. Einen mir bekannten Fall möchte ich wiedergeben. Mein Freund erzählte mir, daß er viele Jahre lang Atheist war. Trotzdem er ungläubig war, sang er seit vierzig Jahren im Kirchenchor, weil er Musik liebte. Sein betagter Vater erkrankte vor zwei oder drei Jahren und litt unter großen Schmerzen. Die Aerzte konnten dem Leidenden nicht helfen. In seinem Kummer um seinen Vater fiel der ungläubige Chorsänger auf seine Knie und rief aus: „Gott, wenn es einen Gott gibt, dann offenbare deine Macht, daß du meines Vaters Schmerzen fortnimmstl” Gott erhörte das erbarmungswürdige Schreien dieses Mannes und nahm im selben Augenblick die Schmerzen fort. Der „Atheist” pries Gott und eilte zu seinem Pfarrer, um den Weg der Errettung zu finden! Heute steht er auf der Seite Christi und opfert seine ganze Zeit, um für den Heiland zu wirken. Ja, Gott ist größer als seine Verheißungen, und er ist eher bereit zu hören, als wir bereit sind zu beten.

Vielleicht ist das merkwürdigste „Gebet” von den Lippen Ungläubiger das, welches von Karoline Fry berichtet wird, der Verfasserin des Buches „Christus unser Vorbild”. Obgleich sie Schönheit, Reichtum, Stellung und Freunde besaß, fand sie, daß nichts sie befriedigte, und schließlich, im äussersten Elend, suchte sie Gott. Doch waren ihre ersten Worte an ihn offene Rebellion und Haß! Höre – es ist nicht das Gebet eines „Kindes”:

„O Gott, wenn du ein Gott bist: ich liebe dich nicht, ich will dich nicht! Ich glaube nicht, daß es ein Glück in dir gibt; aber ich bin so unglücklich, wie nur möglich. Gib mir, was ich nicht suche; gib mir, was ich nicht will. Wenn du kannst, dann mache mich glücklich. Ich bin so unglücklich. Ich bin dieser Welt so überdrüssig. Wenn es etwas Besseres gibt, dann gib es mir.”

Was für ein „Gebet”! Doch Gott hörte und erhörte. Er vergab der Irrenden und machte sie strahlend glücklich und Wunderbar fruchtbar in seinem Dienst.

Sollen wir also unsere Frage ein wenig ändern und sagen: „Wer hat ein Recht zu beten ?” Nur Kinder Gottes, in denen der Heilige Geist wohnt. Aber auch dann noch dürfen wir nicht vergessen, daß niemand freudig und zuversichtlich zu seinem himmlischen Vater kommen darf, der nicht so wandelt, wie es sich für ein Gotteskind ziemt. Wir können nicht erwarten, daß ein Vater seine Gunst an ungezogene Kinder verschwendet. Nur ein getreuer und geheiligter Sohn kann im Heiligen Geiste und auch mit Verständnis beten. 1Kor 14,15 Was ist nun? Ich will beten mit dem Geist,
aber ich will auch beten mit dem Verstand;
ich will lobsingen mit dem Geist,
aber ich will auch lobsingen mit dem Verstand.
1.Korinther 14,15

Wenn wir Kinder Gottes sind, kann nichts ausser der Sünde unsere Gebete verhindern. Wir, seine Kinder, haben zu jeder Zeit und an allen Orten freien Zutritt zu ihm. Und er versteht jede Form des Gebets. Wir mögen eine wunderbare Sprachbegabung besitzen, die sich wie ein Strom in Danksagung, Bitte und Lob ergießt, wie der Apostel Paulus, oder wir haben die stille, tiefe, liebevolle Gemeinschaft wie Johannes Der glänzende Gelehrte, wie John Wesley, und der demütige Schuhflicker, wie William Carey, sind am Thron der Gnade gleich willkommen. Der Einfluß am himmlischen Hof hängt nicht von der Geburt, den glänzenden Gaben oder Fähigkeiten ab, sondern von der demütigen und völligen Abhängigkeit vom Königssohn.

Moody schrieb seinen wunderbaren Erfolg den Gebeten einer einfachen und fast unbekannten kranken Frau zu! Wahrlich, die kranken Heiligen könnten bald eine Erweckung durch ihre Gebete wirken! O, daß alle ans Krankenlager Gebundenen ihre Zeit am Gnadenthron im Gebet verbringen möchten!

Irren wir uns nicht, wenn wir annehmen, daß manche Menschen die „Gabe” des Gebetes haben? Ein kluger Student fragte mich einmal, ob das Leben des Gebets nicht eine Gabe sei, und zwar eine, die sehr wenigen zuteil wird? Er meinte, nicht jeder Mensch sei musikalisch, so könne auch nicht jeder Mensch ein Beter sein! Georg Müller war so groß, nicht, weil er die Gabe des Gebots hatte, sondern weil er betete. Diejenigen, die nicht „gut reden” können, können im Verborgenen durch ihre Fürbitte mit denen arbeiten, die das Wort verkündigen.

Wir müssen großen Glauben haben, wenn wir große Gebetsmacht bei Gott besitzen wollen, obwohl Gott sehr gütig ist und oftmals über unseren Glauben hinausgeht.

Henry Martyn war ein Gebetsmensch, aber sein Glaube hielt mit seinen Gebeten nicht Schritt. Er erklärte einmal, „daß er ebenso daran glaube, daß ein Mensch von den Toten auferstehe, wie daran, daß sich ein Brahmane zu Christus bekehre”. Würde Jakobus nicht sagen: „Laß den Mann nicht denken, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde”? Jak 1,7 Denn jener Mensch denke nicht,
daß er etwas von dem Herrn empfangen werde,
Jakobus 1,7
Nun, Henry Martyn starb, ohne daß er die Bekehrung eines Brahmanen zu Christus erlebte. Er pflegte sich täglich in eine verlassene Pagode zum Gebet zurüekzuziehen. Aber ihm fehlte der Glaube für die Bekehrung des Brahmanen. Vor einigen Monaten knieten in jener Pagode Brahmanen und Mohammedaner aus allen Teilen Indiens, Burmas und Ceylons, jetzt Brüder in Christo. Andere hatten mit größerem Glauben gebetet als Henry Martyn.

Wer darf beten? Wir dürfen es, — aber beten wir? Sieht der Herr uns mit größerem Ernst und mehr Liebe an als damals, als er zum erstenmal die Worte aussprach: „Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen! Bittet, und ihr werdet nehmen, daß eure Freude völlig sei”. Joh 16,24 Bis jetzt habt ihr nichts gebeten
in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen,
damit eure Freude völlig sei!
Johannes 16,24
Wenn unser geliebter Meister schon vom Gebet abhängig war, damit sein Wirken machtvoll sein konnte, wieviel mehr wir! Er betete manchmal „mit starkem Geschrei und Tränen”. Hebr 5,7 Der hat in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten
als auch Flehen mit starkem Geschrei und Tränen
dem dargebracht, der ihn aus dem Tod erretten kann,
und ist um seiner Gottesfurcht willen erhört worden
Hebräer 5,7
Haben wir schon beim Gebet geweint? Wir müssen wohl rufen: „Belebe uns, und wir werden deinen Namen anrufen”. Ps 80,19 So werden wir nicht von dir abweichen.
Belebe uns, und wir werden deinen Namen anrufen.
Psalm 80,19

Die Ermahnung des Paulus an Timotheus gilt auch uns: „Erwecke die Gabe Gottes, die in dir ist”. 2Tim 1,6 Um dieser Ursache willen erinnere ich dich,
die Gnadengabe Gottes anzufachen,
die in dir durch das Auflegen meiner Hände ist.
2.Timotheus 1,6
Denn der Heilige Geist ist der große Helfer des Gebets. Wir sind in uns selbst unfähig, unsere wirklichen Nöte im Gebet auszusprechen. Der Heilige Geist tut es für uns. Es ist möglich, daß wir um etwas bitten, was nicht gut für uns ist. Der Heilige Geist wandelt das für uns um. Keine schwache oder zitternde Hand wagt es, eine mächtige Kraft in Bewegung zu setzen. Kann ich – darf ich – die Hand in Bewegung setzen, die das Weltall trägt? Ich darf es, wenn der Heilige Geist mich regiert.

Ja, wir brauchen göttliche Hilfe im Gebet — und wir haben sie! Die Heilige Dreieinigkeit freut sich am Gebet! Gott, der Vater, lauscht; der Heilige Geist diktiert; der ewige Sohn bringt die Bitte dar und legt selbst Fürbitte ein, und so wird uns Erhörung zuteil.

Glaube mir, das Gebet ist unser höchstes Vorrecht, aber auch unsere größte Verantwortung und die gewaltigste Macht, die Gott in unsere Hände gelegt hat. Das Gebet, jedes wahre Gebet, ist das Edelste, Erhabenste, Gewaltigste, was ein Geschöpf Gottes vollbringen kann.

Es ist die allerhöchste Kraft, deren die menschliche Natur fähig ist. Von ganzem Herzen und mit ganzer Kraft zu beten — das ist die letzte, größte Durchführung des christlichen Kampfes auf Erden!

„Herr, lehre uns beten!”


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